„In den Köpfen hat sich einiges verändert“

Im Einsatz für die Tiere

„In den Köpfen hat sich einiges verändert“

Die Sängerin Stefanie Hertel engagiert sich seit Jahren für Tiere – auf der Bühne, als Tierschutzbotschafterin des Deutschen Tierschutzbundes und privat. Im Interview spricht sie über Aufklärungsarbeit ohne Zeigefinger und Geschmackserlebnisse ohne Fleisch.

  • Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER

Sie sind schon seit 2004 Tierschutzbotschafterin des Deutschen Tierschutzbundes. Wie kam es dazu?
Ich habe den damaligen Präsidenten Wolfgang Apel bei einer Veranstaltung im Tierheim Eisenach kennengelernt und wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Er hat mich dann gefragt, ob ich dieses Amt übernehmen würde, und ich war gleich begeistert.

Wie setzen Sie Ihre Bekanntheit für den Tierschutz ein?
Tierschutz geht nicht nur sogenannte Promis an, sondern jeden Einzelnen, der Freiheit und Demokratie erhalten und Frieden wahren möchte. Durch meine Prominenz hören mir viele Menschen zu, und ich habe immer wieder die Gelegenheit, auf Missstände aufmerksam zu machen. Besonders thematisiert wird immer gerne mein Vegetarier-Dasein. Das nutze ich dann, um aufzuklären, ohne dabei zu sehr den Zeigefinger zu heben, denn das schreckt eher ab.

Sie als Künstlerin sind viel unterwegs, waren vermutlich schon in fast allen Regionen Deutschlands und kommen daher auch als Tierschutzbotschafterin an viele Orte. Nehmen Sie regionale Unterschiede wahr, was Tierfreunde bedrückt, bewegt oder anspornt?
Die Unterschiede konnte ich bisher nicht an Regionen festmachen. Jeder Mensch hat seine eigene Einstellung zu diesem Thema. Es ist erfreulich, dass sich im Laufe der Jahre einiges in den Köpfen der Leute verändert hat und die Menschen beispielsweise bewusster mit dem Kauf von tierischen Produkten umgehen. Aber da ist noch ganz viel Luft nach oben. Viele wollen einfach immer noch nicht mehr Geld für Fleisch ausgeben und auch nicht auf ihr tägliches Fleisch verzichten. Dabei könnten wir nicht nur viel Tierleid verhindern, wenn wir den Fleischkonsum reduzieren, sondern würden auch die Umwelt schonen.

Stefanie Hertel mit HundenWelche Rolle spielt die vegetarische Ernährung in Ihrem Alltag und Leben? Und wie kann diese den Tieren helfen?
Bei uns zu Hause wird grundsätzlich fleischlos gekocht, und immer öfter halten Speisen völlig ohne tierischen Zusatz Einkehr. Es gibt so tolle vegane Aufstriche, und ich liebe es, mit Kokosmilch zu kochen. Meine Familie hat kein Problem damit. Ab und zu bereiten sie sich ein Stück Fleisch zu, das sie sich einmal pro Jahr von einem Bio-Bauern liefern lassen. Eingefroren wird es dann über das Jahr aufgeteilt. Je weniger Fleisch der Mensch verzehrt, desto weniger Tiere müssen dafür gehalten werden und umso weniger sind dann diese furchtbaren Tierfabriken notwendig. Ich träume von einer Welt, in der der Mensch achtsam mit seinen Lebensmitteln umgeht, regionale Produkte kauft und maximal einmal pro Woche Fleisch verzehrt. Tiere würden dann nur noch auf Bauernhöfen gehalten, die sie auf der Weide haben. Das wäre toll.

Wie sieht das tierische Leben bei Ihnen zu Hause aus?
Wir haben zwei Hunde. Keri haben wir vor drei Jahren auf der griechischen Insel Zakynthos gerettet. Sie war mitten in den Bergen ausgesetzt worden und stand kurz vor dem Hungertod. Erst zu Hause angekommen bemerkten wir, dass sie trächtig war. Drei ihrer Welpen konnten wir an gute Bekannte vermitteln, unter anderem auch an Dr. Brigitte Rusche, die Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes. Freddy haben wir behalten. Unsere Hunde bereichern unser Leben immens.

Wie gelingt es Ihnen, Ihren anstrengenden Beruf und die gemeinsame Zeit mit Ihren Tieren unter einen Hut zu bekommen?
Wir haben Freddy und Keri oft auf unseren Reisen dabei. Sie sind absolute Reisehunde, haben kein Problem mit stundenlangem Autofahren und fühlen sich in jeder Garderobe sofort zu Hause. Wenn es nicht möglich ist, sie mitzunehmen, dann hat jeder der Hunde seine „Pflegeeltern“, bei denen sie sich auch wie daheim fühlen.

Welche Rolle spielen die Tiere und der Tierschutz in Ihrer Musik und Ihren Liedtexten?
Es gibt einige Lieder, die das Thema Tierschutz beinhalten, so habe ich beispielsweise das Lied „Für alle Tiere dieser Welt“ geschrieben, welches inzwischen bei keiner Verleihung des Deutschen Tierschutzpreises des Deutschen Tierschutzbundes fehlen darf, den ich jedes Jahr gern auch als Jurorin und Laudatorin unterstütze.

Sie haben kürzlich bei einem Backwettbewerb im Fernsehen eine vegane Iglu-Torte gebacken. Wieso haben Sie genau dieses Rezept ausgewählt?
Ich wollte einfach unter Beweis stellen, dass man völlig ohne tierische Produkte eine Geschmacksexplosion hinbekommt. Und das ist mir gelungen, die Jury war begeistert. Schon häufiger konnte ich überzeugte Nicht-Vegetarier davon überzeugen, dass man fleischlose oder sogar vegane Speisen mit höchstem Geschmackserlebnis herstellen kann. Meine Freunde sind oft überrascht, dass sie nichts vermissen, wenn ich koche.

Mit ihrer Tochter Johanna Mross und Ehemann Lanny Lanner hat Stefanie Hertel 2018 die Gruppe „More than words“ ins Leben gerufen.

Sie haben uns Ihr Rezept der Iglu-Torte auch für unser Magazin und unsere Leserinnen und Leser zur Verfügung gestellt. Welche Rolle spielen Backen und Kochen für Sie privat und finden Sie in Ihrem vollen Terminkalender überhaupt die Zeit dafür?
Ich liebe es zu backen und zu kochen. Meine Mama war gelernte Köchin und eine hervorragende Bäckerin – meine Oma ebenfalls. Ich komme zwar nicht an die Koch- und Backkünste meiner Vorfahren ran, aber ich denke, meine kulinarischen Produkte können sich „schmecken“ lassen.

Sie stehen seit Ihrer Kindheit auf der Bühne, haben im vorigen Jahr bei The Masked Singer eine ganz andere musikalische Seite von sich gezeigt, im TV getanzt und nun Ihr Backtalent unter Beweis gestellt. Womit überraschen Sie uns als Nächstes?
Mein Mann, meine Tochter und ich haben die Band „More than words“ gegründet und wir singen modernen Country-Rock-Pop. Gerade haben wir unser erstes gemeinsames Album „Home“ produziert, welches am 15. Mai erschienen ist.

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