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Spürbare Fortschritte

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Spürbare Fortschritte

Die Erfahrungen mit dem Tierschutzlabel „Für Mehr Tierschutz“ haben der politischen Diskussion zum Umgang mit Tieren in der Landwirtschaft bereits neuen Schwung gegeben. Ein Kommentar.

  • Autor: Dr. Brigitte Rusche, Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes

Dr. Brigitte Rusche, Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes

Dr. Brigitte Rusche, Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes

Unsere niederländische Partner-Tierschutzorganisation hat das Label „Beter Leven“ vor zwölf Jahren auf den Markt gebracht. Der Handel und die politisch Verantwortlichen in Holland unterstützen die Bestrebungen seither. Fast alle Handelsunternehmen haben inzwischen konventionelle Produkte zugunsten der Labelware ausgelistet. Sowohl Regierung als auch Handel haben die Entwicklung des Labelsystems finanziell gefördert. Heute sind in unserem Nachbarland mehr als 40 Prozent aller Tierprodukte mit „Beter Leven“ gekennzeichnet. Und bei uns? Der Deutsche Tierschutzbund hat sein Tierschutzlabel „Für Mehr Tierschutz“ 2013 auf den Markt gebracht. Der Handel ist mit seiner Initiative Tierwohl gefolgt, und das Bundeslandwirtschaftsministerium kündigt seit Jahren statt rechtlicher Rahmenbedingungen ein ebenfalls freiwilliges Label an. Beide Initiativen beinhalten weniger Tierschutz, haben aber mehr Geld zur Verfügung als wir mit unserem Tierschutzlabel. Trotzdem konnten wir damit Millionen Tieren in der Landwirtschaft ein nachweislich besseres Leben verschaffen.

Natürlich kann man fragen, ob das ausreicht, wenn wir doch eigentlich gar nicht wollen, dass Tiere für den menschlichen Verzehr leiden und sterben müssen. Nein, auf lange Sicht reicht uns das nicht. Doch bis wir unser Ziel erreicht haben, müssen wir alle Möglichkeiten nutzen, gegen Tierleid vorzugehen: Darum werben wir für Ernährung ohne Tierleid, kämpfen für bessere Rahmenbedingungen und helfen, wo es möglich ist. Der Deutsche Tierschutzbund richtet seinen Blick auf jedes einzelne Tier, das sagt auch unser neu formuliertes Leitbild. Schlimm genug, dass wir nicht jedem Tier sofort helfen können, aber wir sollten auf dem Weg zum Ziel zumindest den Mitgeschöpfen, für die wir etwas tun können, die Hilfe nicht vorenthalten. Das kann zu schwierigen Diskussionen über unser Selbstverständnis führen, aber die Tiere in Not haben ein Anrecht darauf, dass wir die Fakten sorgfältig abwägen. Die Erfahrungen mit unserem Label haben der politischen Diskussion zum Umgang mit Tieren in der Landwirtschaft bereits neuen Schwung gegeben. Doch das ist nicht genug. Die Milliarden Tiere, die in der konventionellen Haltung leiden, brauchen mehr als Pläne, Ankündigungen und Freiwilligkeit – sie brauchen weitere spürbare Fortschritte.

Weiterführende Informationen

  • Erfahren Sie mehr über das Tierschutzlabel „Für Mehr Tierschutz“.
    www.tierschutzlabel.info
  • Unterstützen Sie die Arbeit des Deutschen Tierschutzbundes: Werden Sie Mitglied oder schließen Sie ein Abo des Magazins DU UND DAS TIER ab. Wir informieren Sie über alle tierschutzrelevanten Entwicklungen mit Berichten, Reportagen und spannenden Hintergrundberichten und Sie helfen uns dabei, den Tieren zu helfen.
    www.duunddastier.de/abomitgliedschaft

Bildrechte: Artikelheader: Pixabay; Foto: Deutscher Tierschutzbund e. V.