Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER
Sich ausruhen? Nein, auf diese Idee kommen Irina Naumova, Leiterin des Tierschutzzentrums des Deutschen Tierschutzbundes in Odessa in der Ukraine, und ihr Team so gut wie nie. Schon gar nicht auf ihren Erfolgen. Natürlich, so sagt Naumova, freuen sie sich, dass sie das Leid und die Anzahl der Straßenhunde in der ukrainischen Hafenstadt nach jahrelangem Einsatz durch Kastrationen unter Kontrolle bekommen haben. Doch statt sich zufrieden zurückzulehnen, empfinden die Tierschützer diese Etappenerfolge als Ansporn, auch das Elend der Straßenkatzen zu mindern. Deshalb kümmern sie sich zurzeit verstärkt um sie, um Hunde aus angrenzenden Gemeinden und immer öfter auch um verletzte Straßentiere.
„Es ist natürlich nicht so, dass wir uns in Odessa einfach auf eine andere Tierart konzentrieren und eins zu eins weiterarbeiten können“, erklärt Patrick Kluge, Leiter der Tierheimberatung beim Deutschen Tierschutzbund, bei einem Besuch vor Ort. Zwar wenden die Tierschützer das Erfolgskonzept „Fangen, Kastrieren, Freilassen“ auch für die verwahrlosten Samtpfoten an. Doch die Katzen und die steigende Anzahl von Operationen erfordern Aus- und Umbauten, neue Geräte sowie weitere Anschaffungen. Der Umbruch ist in vollem Gange: Das neue Narkosegerät im Klinikbereich leistet bereits täglich treue Dienste. Und mit dem neuen Röntgengerät untersuchen und behandeln die Tierärzte Straßentiere mit Knochenbrüchen technisch fortschrittlicher bei höherer Arbeitssicherheit. Auf Odessas Straßen werden immer wieder hilflose Vierbeiner bei Unfällen mit Autos schwer verletzt. Die Veterinäre arbeiten zudem mit einem neuen Gerät zur Überwachung des Kreislaufs der tierischen Patienten in der Narkose, verschiedenen OP-Werkzeugen und stationären Boxen, in denen die Tiere nach der Kastration aufwachen können.
Damit das Zentrum mehr Katzen und operierte Tiere versorgen kann, plant das Team zudem den Umbau einiger Hundehäuser – insgesamt gibt es 14 – inklusive Heizungsanlagen. Diese werden flexibel nutzbar sein, sodass die Tierschützer sie für die Regenerationsphasen der Tiere, aber auch für die Quarantäne einsetzen können. Dies ist bereits in Planung, ebenso wie Maßnahmen auf dem Außengelände: „Da immer mehr Hunde langfristig bleiben, weil wir sie aufgrund von Handicaps nicht freilassen oder vermitteln können, benötigen wir auch weitere Ausläufe“, sagt Lisa Hoth, Referentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Es bleibt also viel zu tun. Ausruhen ist in Odessa ein Fremdwort. Tierschutz glücklicherweise nicht.