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Der Motor säuft ab

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Der Motor säuft ab

Zur Initiative Tierwohl (ITW) könnten wir in jeder Ausgabe einen kritischen Kommentar bringen: Die Grundanforderungen waren von Beginn an zu niedrig. Einfachste Maßnahmen, wie etwa eine Handvoll Stroh in den Schweineställen oder die Einhaltung des gesetzlichen Standards von drei Prozent Licht, sind offensichtlich unüberwindbare Hürden.

  • Autor: Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes

Zur Initiative Tierwohl (ITW) könnten wir in jeder Ausgabe einen kritischen Kommentar bringen: Die Grundanforderungen waren von Beginn an zu niedrig. Einfachste Maßnahmen, wie etwa eine Handvoll Stroh in den Schweineställen oder die Einhaltung des gesetzlichen Standards von drei Prozent Licht, sind offensichtlich unüberwindbare Hürden. Der bunte Strauß an Einzelmaßnahmen, aus denen der Landwirt frei wählen kann, ist alles andere als zielführend. Alles basiert auf Massenbilanzierung, die Nämlichkeit, also die Nachverfolgbarkeit eines konkreten Produktes, spielt keine Rolle.

Die ITW taugt nicht aus Tierschutzsicht und seit der Grünen Woche endgültig auch nicht mehr aus Verbrauchersicht: Mit der unterschiedlichen Bewerbung von Schweine- und Geflügelfleisch betreibt die ITW „Koma-Labelling“. Hier offenbart sich, worum es bei diesem Konstrukt wirklich ging: den Gesetzgeber so einseifen, dass sich am viel zu niedrigen gesetzlichen Standard nichts ändert. Was heißt das neue ITW-Label für die Verbraucher? Sie müssen lernen, dass es zwischen Schwein und Geflügel Unterschiede gibt. Bei Schwein ist also nicht klar, dass auch Fleisch drin ist, das aus einem Stall mit mehr Tierwohl kommt. Bei Geflügel soll dies ab April sicher sein – aber nur bei Frischfleisch, nicht bei Wurst oder marinierten Produkten. Und das Mitmachplakat hängt in den Eingangstüren, aber der Fleischkäufer muss dann auch noch lernen, dass es zum Beispiel für Rind gar keine Verbesserungen gibt, das gilt auch für andere Tierarten. Die Verwirrung ist komplett.

Um richtig verstanden zu werden: Es ist richtig, dass sich die Branche bewegt. Es ist gut, dass der Handel zahlt. Und es ist gut, dass sich Landwirte in kleinen Schritten öffnen. Aber diese Initiative versucht, sich den Titel der besten Tierschützer auf die Fahne zu schreiben, reklamiert das beste Niveau im Stall für sich und versteht sich selbst als Motor für Tierwohl. In Wahrheit stottert dieser erheblich und steht kurz vor dem Absaufen.

Bildrechte: Artikelheader: Deutscher Tierschutzbund e. V.