Die Ausbildung im Tierschutzzentrum Weidefeld ist anspruchsvoll, erfüllend und preisgekrönt

Ein Knochenjob mit Herz und Seele

Exklusiv online
Die Ausbildung im Tierschutzzentrum Weidefeld ist anspruchsvoll, erfüllend und preisgekrönt

Ein Knochenjob mit Herz und Seele

Der Berufsalltag verlangt ihm jede Menge ab, bringt aber auch richtig viel Freude mit sich: Renè Schleyer hat die Ausbildung zum Tierpfleger im Tierschutzzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes abgeschlossen – als insgesamt 27. Azubi der Einrichtung an der Ostsee. Im Gespräch verraten er und Dr. Katrin Umlauf, Leiterin des Tierschutzzentrums, welche Aufgaben am meisten Spaß machen, wie wichtig die Ausbildung von Nachwuchskräften für Tierheime ist und was junge Menschen beachten sollten, die ihre Tierliebe zum Beruf machen möchten.

  • Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER

Für Dr. Katrin Umlauf, Leiterin des Tierschutzzentrums Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes, ist es ein „Herzensanliegen, dass die Tiere in menschlicher Obhut so sachkundig und liebevoll wie möglich betreut werden“.

Frau Dr. Umlauf, Sie bilden derzeit sieben junge Menschen zu Tierpflegern aus. Seit 2002 wurden insgesamt bereits 27 junge Menschen zum Tierpfleger fertig ausgebildet. Welche Rolle spielt die Ausbildung für das Tierschutzzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes?

Umlauf: Das Tierschutzzentrum legt großen Wert auf eine qualifizierte fundierte Ausbildung. Als Tierschutzeinrichtung des Deutschen Tierschutzbundes ist es uns ein Herzensanliegen, dass die Tiere in menschlicher Obhut so sachkundig und liebevoll wie möglich betreut werden. Vier unserer neun Fachkräfte haben gemeinsam mit mir die IHK-Anerkennung zum Ausbilder beziehungsweise zur Ausbilderin und betreuen die Azubis. Als Ausbildungszentrum muss einem klar sein, dass man eine hohe Verantwortung für die jungen Menschen hat. Keinesfalls sind sie als günstige Arbeitskräfte anzusehen. Die Azubis haben ein Recht auf eine intensive Betreuung und vielseitige Qualifizierung. Umso besser die Betreuung, umso motivierter werden die angehenden Tierpfleger ihre Aufgaben und Pflichten erfüllen. Das kommt letztendlich den Tieren zugute.

Der Fachkräftemangel beschäftigt alle Branchen, aber natürlich auch Tierheime. Wie wichtig ist da die Ausbildung eigener Nachwuchstalente?

Umlauf: Dass die Ausbildung von Nachwuchstalenten sehr wichtig ist, zeigt sich allein daran, dass zwei Drittel der bei uns angestellten Fachkräfte auch bei uns ausgebildet wurden und nach der Ausbildung direkt in die Festanstellung übergegangen sind. Für uns ein großer Vorteil. Zum einen ist die Auswahl an Tierpflegern auf dem Arbeitsmarkt – wie in anderen Berufen auch – nicht groß und zum anderen sind unsere Berufseinsteiger bereits mit den Aufgaben und dem Team vertraut. Alle Beteiligten wissen, was auf sie zukommt und mit wem sie zusammenarbeiten. Ein Nachteil ist natürlich, dass die bei uns ausgebildeten guten Fachkräfte dann nicht mehr auf dem freien Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Das heißt, es kann gar nicht genug ausgebildet werden.

Vor 15 Jahren hat man vielfach zu hören bekommen,
dass überausgebildet wird, auch im Tierpflegebereich.
Das hat sich nicht bewahrheitet.
Im Gegenteil.

Viele Tierheime haben Stellen frei und suchen schon seit langem eine oder mehrere Fachkräfte – ohne Erfolg.

Renè Schleyer hätte am Anfang der Ausbildung nie gedacht, „dass es mich bei unserer ganzen Artenvielfalt hier am Ende doch zu den Hunden zieht“.

Herr Schleyer, Sie haben Ihre Ausbildung in Weidefeld gerade abgeschlossen. Wieso haben sie sich ursprünglich dafür entschieden?

Schleyer: Ursprünglich wollte ich ein Biologiestudium abschließen, um danach auch im Bereich mit Tieren arbeiten zu können. Das mit dem Studieren hat nicht so geklappt, wie ich mir das vorgestellt habe, und dann habe ich mich nach Ausbildungsberufen umgeguckt. Dabei bin ich dann über die Ausbildung zum Tierpfleger gestolpert und habe bei der Suche nach Ausbildungsbetrieben das Tierschutzzentrum Weidefeld gefunden. Während eines Praktikums hier habe ich überhaupt erst kapiert, wie riesengroß das Gelände ist und wie viele verschiedene Tiere hier leben. Dann fühlte ich mich hier zwischen den ganzen Pflegern sehr wohl und habe da schon gemerkt, dass ich von allen Ausbildungsbetrieben, die ich im Blick hatte, am liebsten hier die Ausbildung machen würde.

Und haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?

Schleyer: Während eines Praktikums erhält man natürlich nur einen kleinen Einblick in die Arbeit und den Betrieb. Von daher würde ich sagen, wurden die Erwartungen sogar noch übertroffen. Das, was man in einer Woche Praktikum kennenlernt, und was tatsächlich Tierpflegerarbeit ist, unterscheidet sich dann wohl doch noch ganz schön.

Bei der alltäglichen Arbeit, die zugegebenermaßen zu einem großen Teil aus Reinigen besteht, baut man zu vielen Tieren eine ganz besondere Bindung auf, wenn man mit ihnen trainiert oder ihnen einfach dabei zuguckt, wie sie sich mit dem neu zusammengebauten Spielzeug beschäftigen.

Zusätzlich zu den vielen verschiedenen Stationstieren kommt noch die Aufzucht und Pflege von ganz unterschiedlichen Tieren, ob verletzte oder kranke erwachsene Tiere oder verwaiste Jungtiere, die auf eine Auswilderung vorbereitet werden. Dabei lernt man auch viel über deren Versorgung und den Umgang mit solchen Tieren. Das Gefühl, dass das mit dem Team schon passt, das ich während des Praktikums hatte, wurde auch genauso noch übertroffen und ich fühlte mich die gesamte Ausbildungszeit, und jetzt natürlich auch noch, sehr wohl mit all meinen Kollegen hier.

Welche Aufgabengebiete haben Ihnen am meisten Spaß gemacht und welche tierischen Bewohner haben Sie besonders ins Herz geschlossen?

Schleyer: Zu den spaßigsten Arbeiten – ohne dass ich eine Rangliste erstellen könnte – gehört es, Gehege einzurichten. Dabei kann man sich einfach ganz kreativ ausleben. Man überlegt „was braucht das Tier?“ und vereint das mit den kreativen Ideen, die man hat, um das Gehege schön und für das Tier reizvoll zu machen. Im Speziellen denke ich dabei gerade an Terrarien für Schlangen. Das hat mir immer viel Spaß gemacht. Das gilt auch für die Trainings mit den Tieren und vor allem Hunden.

Zu Schleyers liebsten Aufgaben als Tierpfleger gehört es, die „Gehege schön und für das Tier reizvoll zu machen“, wie hier bei einer Teppichpython.

Was ist das Besondere daran?

Schleyer: Jedes Tier lernt anders und so muss man sich für jede neue Sache, die man einem Tier beibringen möchte, auf das Tier einstellen und sich jedes Mal auf Neue überlegen, wie man dem Tier das verständlich machen kann, was man von ihm möchte. Es macht einfach Spaß, den Tieren beim Denken zuzugucken und nachzuvollziehen, was das Tier gerade von dem verstanden hat, was du ihm – wissentlich oder unwissentlich – gerade mitgeteilt hast. Und wenn es dann tatsächlich klappt, ist das ein richtig schönes Erfolgserlebnis.

Sie sprudeln vor Begeisterung. Gibt es weitere „Herzensaufgaben“?

Schleyer: Die Aufzucht von Jungtieren gehört definitiv auch dazu. Der Moment, wenn man ein Wildtier auswildert und daran denkt, wie man es als kleine Handvoll im Betrieb aufgenommen hat und es bis zur Selbstständigkeit gepflegt hat, macht jede nicht durchgeschlafene Nacht wieder wett. Was ich darüber hinaus am Anfang der Ausbildung nie gedacht hätte ist, dass es mich bei unserer ganzen Artenvielfalt hier am Ende doch zu den Hunden zieht, bei denen ich am Anfang noch gedacht habe „das sind halt Hunde, die gibt’s ja überall“. Und auch wenn sie ihre guten und schlechten Tage haben, habe ich sie doch alle ins Herz geschlossen. Daneben sind die Waschbären sehr weit oben auf der Liste und überraschenderweise haben sich auch unsere Ziegen irgendwie in mein Herz geschossen.

Und was gehörte eher zu den „lästigen Pflichten“?

Schleyer: Mein erster Gedanke ist hier tatsächlich völlig unabhängig vom Ausbildungsberuf: Berichte schreiben. Das Führen eines Berichtshefts beziehungsweise der Ausbildungsnachweise war mir während der gesamten Ausbildungszeit immer das lästigste. Das wird von keinen Mistschaufeln oder dem Putzen von Klos übertroffen.

Renè Schleyer und Ausbilder Leif Loth freuen sich über die Auszeichnung der IHK Flensburg.

Das Land Schleswig-Holstein hat sie als besten Auszubildenden ihres Ausbildungsjahrgangs geehrt. Was bedeutet Ihnen dies und welche Rolle haben die Bedingungen in Weidefeld für diesen tollen Erfolg gespielt?

Schleyer: Mein Ziel war es nie, irgendwo Bester zu werden, sondern ein Ausbildungsergebnis zu erzielen, mit dem ich selbst zufrieden sein kann. Das Ziel habe ich erreicht und freue mich natürlich darüber, dass die ganze Ausbildung jetzt auch noch mit dieser Auszeichnung gekrönt wird.

Hier in Weidefeld hat man natürlich beste Vorrausetzungen dafür, eine gute Ausbildung abzuschließen.

Die Artenvielfalt der Bestandstiere, die Aufzucht von Jungtieren heimischer Wildtiere und viel selbstständiges Arbeiten bieten eine gute Möglichkeit, sich vielfältiges Wissen über die Tiere, deren artspezifisches Verhalten und ihre Bedürfnisse anzueignen. Dazu kommt, dass ich immer das Gefühl hatte, wenn ich etwas nicht weiß oder etwas nicht verstehe, kann ich mit meinen Fragen immer zu irgendwem kommen und sie mir beantworten lassen. Das hilft natürlich sehr.

Bitte helfen Sie

Unterstützen Sie die Arbeit des Deutschen Tierschutzbundes: Werden Sie Fördermitglied und erhalten Sie das Magazin DU UND DAS TIER frei Haus. Wir informieren Sie über alle tierschutzrelevanten Entwicklungen und Sie helfen uns, den Tieren zu helfen.

duunddastier.de/mitgliedschaft

Frau Dr. Umlauf, das war bereits die zehnte Auszeichnung für einen Ihrer Auszubildenden. Manche wurden mehrfach geehrt, im IHK-Bezirk, landesweit und sogar bundesweit. Inwiefern ist dies auch eine Auszeichnung für das Ausbildungsteam und wie wirkt sich dies bei der Suche nach neuen Bewerbern aus?

Umlauf: Da ja nicht nur die Auszubildenden geehrt werden, sondern auch gleichzeitig die Ausbildungsstätte, richtet sich die Auszeichnung auch an die Ausbilder. Wir können stolz darauf sein, dass wir offenbar fachlich und menschlich versierte Tierpfleger haben, die neben ihrer ohnehin anspruchsvollen Tätigkeit die Ausbildung ihrer zukünftigen Berufskollegen sehr ernst nehmen. Ein wesentlicher Aspekt für die hohe Erfolgsquote ist aber sicherlich auch unser Auswahlverfahren, welches die Anwärter bei uns durchlaufen müssen. Neben den üblichen Unterlagen und Gesprächen, in denen sie ihre Motivation und Interessen darlegen, absolvieren die jungen Leute nach Aufnahme in die engere Auswahl ein mehrtägiges Praktikum im Tierschutzzentrum, bei dem sie in verschiedenen Bereichen mit möglichst vielen Teammitgliedern zusammenarbeiten.

Die Auswahl der Azubis ist dann letztendlich immer ein Teamentscheid.

Inwieweit die Bewerber auf die Ausbildungserfolgsquote achten, können wir nicht beurteilen. Signalisiert wird uns häufig, dass wir durch die Vielzahl an zum Teil sehr besonderen Tierarten und natürlich wegen des Bekanntheitsgrades des Deutschen Tierschutzbundes ein sehr attraktiver Ausbildungsort sind.

Die Pflege von Wildtieren gehört im Tierschutzzentrum Weidefeld mit zur Ausbildung,

Herr Schleyer, Sie sind übernommen worden und wichtiges Mitglied im Weidefelder Team. Was würden Sie jungen Menschen empfehlen, die sich für die Ausbildung zum Tierpfleger interessieren?

Schleyer: Macht möglichst viele Praktika in dem Bereich, vielleicht auch ein Freiwilliges ökologisches ÖJ, Freiwilliges Soziales Jahr, Bundesfreiwilligendienst oder ähnliches. Zum einen ist Praxiserfahrung bei Bewerbungen immer sehr beliebt und zum anderen kann man so merken, ob einem diese Arbeit überhaupt gefällt, denn die ist zum größten Teil dreckig und anstrengend. Wenn Ihr einen Ausbildungsbetrieb findet, macht am besten vorher auch da ein Praktikum, um zu sehen, wie Ihr mit dem Team klarkommt. Das macht gerade bei der körperlich anstrengenden Arbeit viel aus, sich innerhalb des Teams gut zu verstehen.

Und warum sollten sich diejenigen, die noch gar nicht mit dem Gedanken geliebäugelt haben oder unsicher sind, welchen Weg sie gehen wollen, mit einer Ausbildung zum Tierpfleger beschäftigen?

Schleyer: Da muss ich ehrlicherweise sagen, wenn man noch nie mit dem Gedanken gespielt hat, mit Tieren zu arbeiten: lasst es. Die Arbeit ist anstrengend und man wird wirklich nicht reich damit. Das ist nur etwas, wenn man mit Herz und Seele dabei ist, sich für die Tiere einsetzen will und wenn man Spaß daran hat, zu sehen, wie gut es den Tieren geht, wenn man sich auch gut um sie kümmert und sich mit ihnen beschäftigt.

NEUES AUS WEIDEFELD

  • Der Berufsalltag im Tierschutzzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes ist so vielseitig wie spannend. Die Pflege der unzähligen verschiedenen Tiere stellt die Mitarbeiter auf dem 13 Hektar großen ehemaligen Bundeswehrgelände stets vor neue Herausforderungen. Darum berichten wir von nun an regelmäßig aus Norddeutschlands größter Tierschutzeinrichtung.

Bildrechte: Artikelheader: Deutscher Tierschutzbund e.V. - Kristina Steiner (Renè Schleyer mit Hund); Fotos: Deutscher Tierschutzbund e.V. - Kristina Steiner (Menschen mit Hund, Schlange, Wildschwein), Privat (Auszeichnung)