Ehre, wem Ehre gebührt

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Ehre, wem Ehre gebührt

Mit dem Deutschen Tierschutzpreis ehrt der Deutsche Tierschutzbund Menschen, die sich mit Herzblut und Energie für Tiere einsetzen.

  • Autor: Lea Schmitz, Leiterin der Pressestelle beim Deutschen Tierschutzbund.

Das Engagement von Menschen, die sich den Tieren und dem Tierschutz verbunden fühlen, geschieht oft im Stillen. Sie versorgen frei lebende Straßenkatzen, waschen die Wäscheberge im Tierheim, gehen mit Hunden des Tierheims Gassi oder päppeln verwaiste und verletze Wildtiere auf. Der Deutsche Tierschutzpreis macht das Engagement dieser Menschen sichtbar und ehrt sie im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung. „Dass der Tierschutz heute in der Gesellschaft einen so hohen Stellenwert einnimmt, ist sicher auch dem nicht nachlassenden Engagement der vielen Menschen zu verdanken, die sich meist ehrenamtlich und völlig selbstlos für das Wohl der Tiere einsetzen und den Tierschutzgedanken in die Öffentlichkeit tragen“, sagte Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, auf der diesjährigen Verleihung im Berliner Meistersaal. Der denkmalgeschützte Meistersaal in Kreuzberg beherbergte einst die Hansa-Tonstudios. International bekannte Künstler wie U2, Iggy Pop oder David Bowie nutzten ihn als Aufnahmeraum. Jetzt bot diese historische Kulisse den zu ehrenden Tierschützern den passenden Rahmen. Über 200 Gäste waren gekommen, um die Tierschutzarbeit der Preisträger zu ehren, darunter auch die Sänger Jay Khan und Julian David als prominente Ehrengäste.

Der Deutsche Tierschutzbund vergibt den mit insgesamt 7.000 Euro dotierten Tierschutzpreis gemeinsam mit den Marken Whiskas und Pedigree, die das Preisgeld stiften, sowie den Zeitschriften FUNK UHR und SUPER TV. Neben den Plätzen eins bis drei wurde in diesem Jahr wieder ein Preis für das Lebenswerk und in einer Sonderkategorie vergeben. Als Teil der Jury war Sängerin Stefanie Hertel, Tierschutzbotschafterin des Deutschen Tierschutzbundes, erneut für die Auswahl der Preisträger mitverantwortlich und hielt die Laudatio für das Lebenswerk. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Sänger und Gitarristen Lanny Lanner, und den Sängerinnen Christine und Michaela Brezovsky gestaltete Hertel zudem das musikalische Rahmenprogramm. Ihren Song „Für die Tiere“ führte sie bei der Tierschutzpreis-Verleihung erstmals in einer neuen Version auf. „Das Lied ist speziell für den Deutschen Tierschutzbund geschrieben“, betonte Hertel. Auch die dänische Schlagersängerin Dorthe Kollo, die die Preisträger in der Sonderkategorie ehrte, trug insbesondere mit ihrem Hit „Wärst du doch in Düsseldorf geblieben“ zur musikalischen Unterhaltung bei. Moderator Attila Weidemann, bekannt aus den TV-Sendungen „rbb-Tiervermittlung“ und „tier zuliebe“, führte die Gäste durch den Abend.

Hilfe für Mensch und Tier

Marcel Yousef beim Besuch von Elisabeth Enderle im Seniorenheim.

Marcel Yousef beim Besuch von Elisabeth Enderle im Seniorenheim.

Das Rennen um den mit 3.000 Euro dotierten ersten Platz machte das Projekt Silberpfoten. Der Tierschutzverein Stuttgart initiierte das Projekt 2014, weil immer mehr Tiere aufgrund altersbedingter Handicaps im Tierheim landeten. Dem wollten die Tierschützer entgegenwirken. Silberpfoten basiert auf dem Prinzip der Nachbarschaftshilfe und bietet Senioren Unterstützung, indem es Tier und Halter mit helfenden Händen zusammen bringt. So wie Hündin Pina, deren Besitzer um Unterstützung gebeten hatte, weil er selbst gesundheitsbedingt nicht mehr gut Gassi gehen kann. Der Aufruf der Silberpfoten bei Facebook stieß auf große Resonanz und führte schon bald zum Erfolg: Eine junge Frau aus der Nachbarschaft geht seither mit Pina und ihrem eigenen Hund gemeinsam spazieren.

Für ältere Menschen sind neben dem Gassigehen auch die Fahrten zum Tierarzt oder das Einkaufen von Futter oft unüberwindbare Hindernisse. Die helfenden Hände bewahren Mensch und Tier davor, im Alter getrennt zu werden. „Man macht Mensch und Tier glücklich, das ist schön zu erfahren. Ich selbst habe meine Lebensaufgabe mit dem Tierschutz gefunden“, sagte Marcel Yousef, der den Preis entgegennahm. Derzeit haben die Silberpfoten 60 Klienten, möchten weiter wachsen sowie mögliche Nachahmer finden. „Das Projekt ist aus Tierschutzsicht, aber auch mit Blick auf den demografischen Wandel der Gesellschaft vorbildhaft“, begründete Schröder die Entscheidung der Jury.

Wespen sind nützliche Insekten

Jan Erik Ahlborn und Bettina Thauer setzen sich für Wespen ein und haben sich zur Aufgabe gemacht, über die Bedeutung der so wichtigen Insekten aufzuklären.

Jan Erik Ahlborn und Bettina Thauer setzen sich für Wespen ein und haben sich zur Aufgabe gemacht, über die Bedeutung der so wichtigen Insekten aufzuklären.

Für eher ungewöhnliche Tiere im Tierschutz machen sich die Gewinner des zweiten Platzes stark: Bettina Thauer und Jan Erik Ahlborn vom Internetportal www.wespenberater.de aus dem bayerischen Mindelheim helfen, wenn Menschen mit Wespen oder Hornissen in engeren Kontakt kommen, als ihnen lieb ist. Hauptberuflich arbeiten beide bei der Post, nutzen aber jede freie Minute, um aus der Ferne und vor Ort zu beraten oder Wespen- oder Hornissennester umzusiedeln.
„Wir haben selbst über das Jahr verteilt sechs bis neun Wespennester im Garten und möchten damit Vorbild sein und Menschen die Angst nehmen“, sagte Ahlborn. In Vorträgen erläutern sie, welch wichtige Aufgaben die Insekten erfüllen, indem diese zum Beispiel Pflanzen bestäuben und den Menschen Fliegen vom Leib halten. Im Sommer fangen die Tiere eines großen Nestes täglich mehr als 8.000 Fliegen. „Die Wespenberater zeigen eindrucksvoll, wie Tierschutz-Engagement funktionieren kann, und werben damit für die Wespe, die auch für den Menschen von so großem Nutzen ist“, sagte Schröder in seiner Laudatio. Für ihre weitere Arbeit erhielten die Wespenberater ein Preisgeld von 2.000 Euro.

Im Einsatz für Straßenkatzen

Rita Schlosser mit einem ihrer Schützlinge. Mit 82 Jahren ist sie immer noch täglich im Einsatz für die Tiere.

Rita Schlosser mit einem ihrer Schützlinge. Mit 82 Jahren ist sie immer noch täglich im Einsatz für die Tiere.

Den mit 1.000 Euro dotierten dritten Platz belegte die Tierschützerin Rita Schlosser aus Fürstenwalde in Brandenburg. Mit 82 Jahren kümmert sie sich nach wie vor täglich um Straßenkatzen am Helios-Klinikum Bad Saarow. Dort versorgt sie die scheuen Tiere mit Futter und bringt kranke und verletzte Katzen zum Tierarzt. „Ich bin mit Tieren groß geworden. So lange ich lebe, versorge ich Tiere. Wenn ich nicht mehr kann – dann erst ist Schluss“, sagte Schlosser. Den örtlichen Tierschutzverein Fürstenwalde unterstützt sie zusätzlich bei der täglichen Arbeit, auch bei der Versorgung von Pflegehunden. Vor allem alte und kranke Tiere, die kaum eine Chance auf Vermittlung haben, sind der Tierschützerin wichtig. „Ohne solch selbstloses Engagement könnten die Tierheime ihre Aufgaben kaum meistern“, dankte Schröder.

Schwanenmutter erhält Lebenswerk-Preis

Margarete Bonmariage kümmert sich schon fast ihr ganzes Leben lang um Schwäne und andere Wasservögel.

Margarete Bonmariage kümmert sich schon fast ihr ganzes Leben lang um Schwäne und andere Wasservögel.

Den mit 1.000 Euro dotierten Tierschutzpreis für das Lebenswerk erhielt Margarete Bonmariage aus Düsseldorf. Als „Schwanenmutter“ kümmert sich die 80-Jährige seit mittlerweile 45 Jahren ehrenamtlich um die Wasservögel im Düsseldorfer Hofgarten. Immer wieder zieht sie verlassene oder kranke Jungvögel bei sich zu Hause groß – so wie Ganter Max, der ihr nicht mehr von der Seite weicht. „Am liebsten würde ich selbst immer weitermachen, habe sogar ein schlechtes Gewissen, wenn ich krank bin oder mal Urlaub machen will“, sagte Bonmariage. Schon seit zehn Jahren sucht sie einen Nachfolger. „Viele Menschen wollen sich nicht festlegen. Wenn man das wie ich jahrzehntelang macht, ist einem der Tierschutz in Fleisch und Blut übergegangen.“ Stefanie Hertel lobte in ihrer Laudatio für das Lebenswerk diesen Einsatz: „Selbst auf die Insel im Weiher watet sie mit 80 Jahren noch wie selbstverständlich.“

Sonderkategorie würdigt Aufklärungsarbeit

Beim Engagement der „Straßentiger Nord“ stehen herrenlose Katzen im Fokus. Sie kümmern sich liebevoll um die Tiere und klären die Öffentlichkeit über die Problematik auf.

Beim Engagement der „Strassentiger Nord“ stehen herrenlose Katzen im Fokus. Sie kümmern sich liebevoll um die Tiere und klären die Öffentlichkeit über die Problematik auf.

Mit einer Auszeichnung in der Sonderkategorie ehrte der Deutsche Tierschutzbund dieses Jahr den Verein Strassentiger Nord e. V. aus Norderstedt in Schleswig-Holstein sowie die Initiative „Müritzer für Tiere“ aus Waren in Mecklenburg-Vorpommern. Bei beiden Vereinen nimmt die Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit einen wichtigen Aspekt ein. Die Straßentiger Nord kümmern sich speziell darum, Katzenhalter über die so wichtige Kastration zu informieren. Die „Müritzer für Tiere“ helfen bei allen Fragen rund um artgerechte Heimtierhaltung, bei Problemfällen und vermitteln Pflege- und Endstellen. „Die zwei ausgezeichneten Projekte meistern diese tierschützerische Herausforderung mit besonders großem Engagement“, erklärte Dorthe Kollo in ihrer Laudatio. Neben der Auszeichnung erhielten beide Preisträger Futterspenden der Marken Whiskas und Pedigree für ihre praktische Tierschutzarbeit.