Autor: Nadia Wattad, Redaktion DU UND DAS TIER
Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung des Deutschen Tierschutzbundes mit dem TiBu?
Christian Rohde: Ich freue mich, dass ich den Preis von so einer wichtigen Organisation wie dem Deutschen Tierschutzbund bekommen habe. Das zeigt, dass meine und unsere Arbeit beim ZDF offensichtlich so wahrgenommen wird, dass der Deutsche Tierschutzbund glaubt, dass sie die Gesellschaft verändern kann. Wir selber sind da eher skeptisch, sind aber auch keine Tierschützer sondern Journalisten. Wir versuchen zu zeigen wie die Realität aussieht und möchten, wenn etwas Schlimmes passiert ist, mit dem Finger drauf zeigen, beziehungsweise die Kamera drauf halten, damit das andere Leute vor den Fernsehgeräten sehen. Das machen wir schon seit Jahren. Es ist natürlich schön, dass die Arbeit gewürdigt wird.
Wie war die Resonanz nach Ausstrahlung der Sendung im Vergleich zu anderen Themen bei Frontal24?
Tierschutzthemen sind immer sehr emotional. Häufig bekommen wir Sätze zu hören wie „Solche Bilder kann ich nicht ertragen“ oder „Ihr schert alle Bauern über einen Kamm“, oder „Das muss endlich mal gesagt werden. Eine solche Sauerei muss aufhören“. Wir sind uns auch schon klar darüber, dass die Bilder, die wir senden, häufig schrecklich sind und auch solche Emotionen auslösen. Wir sind aber davon überzeugt, dass es diese Emotionalität braucht, damit die vielen wichtigen Sachfragen, die dahinter stehen, überhaupt an den Zuschauer kommen. Man kann also nicht über Details des Kastenstandes reden, wenn man nicht vorher über die Sau, die darin ihr Leben verbringt, berichtet hat.
Welche Rolle spielt Tierschutz in Ihrem Leben? Bedeutet er Ihnen etwas?
Ich trage das nicht so vor mir her, es gibt eben Selbstverständlichkeiten. Man fügt eben Tieren kein Leid zu. Punkt. Aber ich gehöre nicht zu denjenigen, die Tieren die gleichen Rechte wie Menschen zusprechen. Ich selbst esse auch Fleisch, aber ich versuche dem Leitsatz auch persönlich zu folgen – „Das was man tot isst, muss auch vernünftig und anständig gelebt haben“ und das bedeutet, dass ich bei bestimmten Sachen ganz klar verzichte und auch nicht esse.
Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung mit dem TiBu?
Stephanie Weigel: Wir freuen uns unheimlich. Das ist für uns eine ganz ehrenvolle Auszeichnung, gerade, weil sie von der renommiertesten Tierschutzorganisation kommt, die wir in Deutschland haben, die für ganz viel grundlegende wirklich fachliche Arbeit steht und die etwas im System verändert. Das ist ja auch das, was wir mit Tollwood erreichen wollen.
Erwartet haben wir das ganz und gar nicht. Wir selbst sind Praktiker. Wir wollen mit unserem Festival, wo Lebensfreude und Kulturgenuss zusammenkommt, die ganze Welt einladen, bei uns zuhause zu sein. Deshalb fühlen wir uns auch dieser Welt verpflichtet. Damit ist das, was wir tun, für uns eine Selbstverständlichkeit, wenn es natürlich von Außen als preiswürdig gesehen wird, freuen wir uns darüber.
Wie gewährleisten Sie in dem Gesamtkonzept von Tollwood, dass der Fairtrade-, Bio- und Tierschutzgedanke möglich gemacht wird?
Stephanie Weigel: Fairtrade und Bio gehen gerade noch, mit Tierschutz wird es richtig schwierig. Da stecken wir schon seit vielen Jahren sehr viel Arbeit rein. Bio ist ja zertifiziert, das ist kein Problem. Wir haben auch eigene Kontrollstellen vor Ort. Wir wissen auch ganz genau wie viel abverkauft wurde und wie viel demnach von den externen Gastronomen bestellt werden musste. Auf „dem Markt der Ideen“, wo wir dann bei dem Kunsthandwerk sind, kann man natürlich nicht darauf beharren, dass es nur noch Fairtrade gibt. Das momentane Produktangebot ist einfach zu klein.
Der Großteil der Aussteller sind aber Menschen, die nach eigenen Entwürfen, zum Beispiel auf Bali, Textilien herstellen lassen. Die kennen diese Familien, sind da zweimal vor Ort und dokumentieren das und beschreiben was sie herstellen lassen möchten. Dann gehen sie in Deutschland zu einem Notar und lassen sich bestätigen, dass das Produkt nach Kriterien des fairen Handels produziert wird. Das hat dann schon eine hohe Glaubwürdigkeit.
Was eine Herausforderung ist, ist die Verarbeitung von tierischen Produkten. Da rennt man gerade noch den Pelzbommelmützen hinterher, die auch nicht bei uns verkauft werden dürfen, aber trotzdem passiert es dann, dass die Aussteller mit diesen Waren kommen. Wir haben aber Unterstützung von der Akademie für Tierschutz in Neubiberg. Die helfen uns dabei, die entsprechenden Produkte zu identifizieren. Die Hersteller machen das aber nicht absichtlich, die wissen das selber nicht, was die da verarbeiten. Das alles ist ein weiter Weg, aber Schritt für Schritt gehen wir diese Herausforderung an.
Wie ist die Resonanz der Besucher des Tollwood-Festivals?
Stephanie Weigel: Wir bekommen viel positive Resonanz für das Engagement und natürlich stellen auch viele Besucher ganz viele Fragen, was Nachhaltigkeit und Tierschutz betreffen. Das ist aber gut so. Zu Recht wird von den Veranstaltern erwartet, dass sie sich mit solchen Themen ernsthaft auseinandersetzen. Auch viele Veranstalter sprechen uns an und fragen danach, wie Großveranstaltungen nachhaltig umgesetzt werden können.
Als Leiter des Lehrstuhls Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte der Universität Göttingen hat Prof. Dr. Spiller maßgeblich die Debatte darüber geprägt, wie Verbraucher transparent über
Fragen der Herkunft von Fleisch mitentscheiden können und wollen. Das Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, das er federführend miterarbeitet hat, zeigt zudem Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung auf.
„Eine tierfreundliche Haltung von Tieren in der Landwirtschaft ist vielen Verbrauchern wirklich wichtig. Wir konnten in unseren Forschungsarbeiten zeigen, dass die Konsumenten hier hochgradig verunsichert sind. Dabei bietet ein Mehr an Tierschutz auch Chancen für die Landwirtschaft, die aber bisher nicht hinreichend genutzt wurden“, so Spiller.