Autor: Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes
Liebe Leserin, lieber Leser,
nicht nur das Titelthema dieser Ausgabe zeigt: Unsere Welt ist außer Balance geraten. In den heutigen Wirtschafts- und Gesellschaftssystemen ist das Prinzip des blinden Konsums nach wie vor ein gängiges Leitbild, und für die meisten Verbraucher ist es völlig selbstverständlich, dass sämtliche Produkte ausnahmslos zu jeder Zeit und möglichst günstig zur Verfügung stehen. Dabei muss uns allen klar sein, dass der Preis dafür unfassbar hoch ist. Wir töten Abermilliarden Tiere, errichten unzählige Monokulturen, vernichten Lebensräume an Land und im Wasser und bringen Unmengen von Pestiziden, Chemikalien sowie Plastik in den Naturkreislauf ein. Als Europäer sind wir in hohem Maße an dem Import von Ressourcen und damit für die Zerstörung der Natur und Artenvielfalt weltweit verantwortlich – ganz zu schweigen von dem, was in unserem eigenen Land passiert.
So ist unter anderem das System der landwirtschaftlichen Tierhaltung in Deutschland längst aus dem Ruder gelaufen und ein kompletter Systemwechsel mehr als überfällig. Die Vorfälle bei Tönnies, die das System entlarvt haben, machen deutlich: Menschenschutz und Tierschutz sind untrennbar. Aktuell haben wir zumindest in der Haltung von Sauen einen Fortschritt erzielt und auch unser Einsatz gegen Patente auf Tiere zeigt Erfolg. Für uns als Deutscher Tierschutzbund ist klar: Kurzfristige, materielle Errungenschaften auf Kosten der Tiere und Natur sind das Gegenteil von Fortschritt einer Zivilisation. Vielmehr ist es unsere Aufgabe, unseren Planeten mit all seinen Bewohnern zu schützen. Und das fängt schon im Kleinen an. So sollten Pullover aus Kaschmir oder Mohair sowie Taschen aus Straußenleder und Straußenfleisch nicht in Ihrem Einkaufskorb landen. Genauso wichtig ist jede weitere Handlung im Alltag. Achten Sie jetzt im Herbst, wenn Sie mit dem Auto unterwegs sind, besonders auf Wildtiere, die die Straßen kreuzen – denn Vorsicht rettet Leben. Und auch mit der Wahl von heimischem statt exotischem Gemüse und Obst können Sie einen Unterschied machen.
Noch ist es nicht zu spät. Wenn wir uns alle gemeinsam rückbesinnen auf das, was wirklich wichtig ist, und bei unserem Konsum und Verhalten stets an unsere Mitgeschöpfe und unsere Erde denken, können wir die Welt wieder ein Stück zurück ins Gleichgewicht bringen.
Herzlichst Ihr
Thomas Schröder
Bildrechte: Artikelheader: iStock – MsLightBox; Foto: Deutscher Tierschutzbund e.V.