Lautstarker Protest

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Lautstarker Protest

Unter dem Motto „Wir haben es satt!“ zogen etwa 35.000 Tierschützer, Umweltaktivisten, Landwirte und Verbraucher durch die Straßen von Berlin. Unüberhörbar demonstrierten sie für eine Wende in der Agrarpolitik.

  • Autor: Nadine Carstens, Redakteurin DU UND DAS TIER

Schweine, Rinder und Hühner, die in Massen eingepfercht und ausgebeutet werden. Monokulturen und Pestizide, die maßgeblich zum Insektensterben und Artenschwund beitragen. Kleinbauern, die in Konkurrenz mit der mächtigen Agrarindustrie um ihre Existenz fürchten. Immer mehr Menschen haben diese Auswüchse der industriellen Landwirtschaft satt und fordern eine radikale Agrarreform.

Etwa 35.000 Menschen haben jetzt ein deutliches Zeichen gesetzt: Zum Auftakt der Internationalen Grünen Woche in Berlin zogen sie lautstark durch die Straßen der Hauptstadt und appellierten an die Bundesregierung und die Agrarminister, endlich gegen die Intensivtierhaltung vorzugehen und dafür eine ökologische und sozial verträgliche Landwirtschaft mit artgerechterer Tierhaltung zu fördern. Auch unter den Landwirten wächst der Widerstand. So waren 171 von ihnen aus dem ganzen Bundesgebiet angereist – so viele wie noch nie. Auf ihren mit Protestschildern und Transparenten ausgeschmückten Traktoren zogen sie durch das Regierungsviertel zum Brandenburger Tor und bildeten eine eindrucksvolle Kolonne.

 

171 Landwirte kamen mit ihren Traktoren.

Starke Präsenz

Mit seinen Landesverbänden, Tierschutzvereinen und Mitarbeitern war der Deutsche Tierschutzbund in Berlin stark vertreten – mit Trillerpfeifen, Bannern, Ballons und Tierkostümen protestierten die Tierschützer für eine artgerechtere Tierhaltung und mehr Artenschutz. „In der Intensivtierhaltung läuft vieles schlecht – Ferkel müssen wegen der Fristverlängerung der betäubungslosen Kastration weitere zwei Jahre leiden, Rinder dürfen nicht auf die Weide und Masthühner werden schon nach wenigen Wochen geschlachtet“, sagte Kerstin Lenz, Vorsitzende des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern. „Deshalb ist es jedes Jahr ein Herzensanliegen von uns, an der Demo teilzunehmen.“

Aus dem gleichen Grund waren auch Christiane Schäfer mit Tochter Judith und weiteren Vertretern des Tierschutzvereins Ahlen und Umgebung aus Nordrhein-Westfalen angereist: „Als Tierschützer können wir die Art und Weise, wie Tiere heutzutage gehalten werden, nicht mehr ertragen. Es ist wichtig, die Menschen aufzurütteln und ihr Bewusstsein für diese unhaltbaren Zustände zu schärfen.“ Nicht nur wegen der leuchtend blauen Jacken waren die Tierschützer kaum zu übersehen, auch das aufblasbare Riesenschwein des Verbandes, das vorneweg fuhr und stellvertretend für die zahllosen leidenden Schweine in der Massentierhaltung steht, war ein besonderer Hingucker.

Eine radikale Wende

Zur Demo aufgerufen hatte ein aus etwa 100 Organisationen bestehendes Bündnis, darunter auch der Deutsche Tierschutzbund. Zusammen mit weiteren Rednern von Umwelt- und Naturschutzverbänden wandte sich Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, auf der Bühne am Brandenburger Tor an die Teilnehmer: „Millionen Tiere werden zu Fleischbergen hochgezüchtet, damit der größte Profit rausgeholt werden kann – das haben wir endgültig satt.“ Zudem sei es ein Skandal, dass diejenigen, die mit dem Fleisch den meisten Profit machen und der Umwelt schaden, nicht einmal für die Folgekosten aufkommen müssen. Die zahle nämlich der Steuerzahler. „Deswegen brauchen wir eine Agrarwende und ein radikal neues Tierschutzgesetz.“

Vor allem Bundeslandwirtschaftsministern Julia Klöckner nahmen die Demo-Teilnehmer in die Pflicht. Denn da die Bundesregierung unter anderem bei der anstehenden EU-Agrarreform (GAP) maßgeblich mitentscheidet, welche Form von Landwirtschaft die Europäische Union jedes Jahr mit vielen Milliarden Euro unterstützt, forderten sie auch eine gerechte Umverteilung der Agrarsubventionen.