Schutzfunktionen und Überlebensstrategien von Amseln, Rotkehlchen, Enten und Co. im Winter

Wie Vögel sich vor Kälte schützen

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Schutzfunktionen und Überlebensstrategien von Amseln, Rotkehlchen, Enten und Co. im Winter

Wie Vögel sich vor Kälte schützen

Während Zugvögel im Winter in den warmen Süden ziehen, bleiben zahlreiche Vogelarten in der kalten Jahreszeit hier im Lande. Damit sie diese gut überstehen, hat die Natur sie mit verschiedenen Überlebensstrategien und Schutzfunktionen ausgestattet.

  • Autor: Nadine Carstens, Redakteurin DU UND DAS TIER

Wie kugelrunde kleine Federbälle erscheinen Amseln, Rotkehlchen und andere Singvögel, sobald die Temperaturen fallen. Im Winter ist das keineswegs ungewöhnlich. Denn indem sie ihr Gefieder aufplustern und ihren Kopf einziehen, können sie ihre Körperwärme besser speichern. Auf diese Art und Weise vergrößern die Tiere den Zwischenraum zwischen ihren Federn, sodass wärmende Luftpolster entstehen – ihre Körper geben somit weniger Wärme nach außen ab. Die flauschigen Dunen, auch Daunenfedern genannt, die unter den äußeren Konturfedern liegen, isolieren die Wärme besonders gut. Mit ihren Federn erobern Vögel also nicht nur die Lüfte, sie schützen sie auch vor Kälte und Nässe. Wenn das Aufplustern allein nicht mehr ausreicht, fangen sie an zu zittern, um sich so aufzuwärmen – ähnlich wie wir Menschen. Denn wenn wir trotz dicker Winterjacke frieren, müssen auch wir automatisch zittern. Das sind nur zwei von zahlreichen Schutzfunktionen, mit denen die Natur die hierzulande überwinternden Vögel ausgestattet hat.

Um ihre Körperwärme besser zu speichern, plustern Amseln und andere Vögel ihr Gefieder auf und ziehen ihren Kopf ein.

Körpertemperatur auf Energiesparmodus

Genau wie Säugetiere sind Vögel Warmblüter, die ihre Körpertemperatur immer aufrechterhalten müssen. „Ihre normale Körpertemperatur liegt bei 38 bis 42 Grad Celsius. Bei niedrigen Temperaturen in der Nacht oder im Winter können zum Beispiel Amseln ihre Körpertemperatur aber auch um wenige Grad Celsius senken und ihre Herzfrequenz um rund 20 Prozent reduzieren, um Energie zu sparen“, erläutert Denise Ritter, Referentin für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. „Manche Vögel sind in Extremsituationen sogar in der Lage, ihre Temperatur auf rund 20 Grad Celsius zu senken.“ Sie fallen dabei zwar nicht in einen Winterschlaf, dafür aber in den sogenannten Torpor – auch Kälte- oder Hungerschlaf genannt. Denn Auslöser ist nicht nur Kälte, sondern auch Nahrungsmangel. „Die Vögel verharren dann meist für ein paar Stunden oder eine Nacht in einer körperlichen Starre und ihr Stoffwechsel sowie ihr Energieverbrauch sind auf ein Minimum reduziert“, so Ritter. Schwalben oder Segler, die den Winter in wärmeren Gefilden im Süden verbringen, können sogar im Sommer in Mitteleuropa in den Torpor verfallen, wenn das Wetter kühl ist und sie zu wenig Nahrung finden. „Oft drängen Jungvögel sich dabei dicht zusammen, um sich zusätzlich zu wärmen.“ Dicht zusammensitzen ist ohnehin eine Methode, die einige Vogelarten nutzen. Viele sitzen zum Beispiel auch in Baumhöhlen, die sie zusätzlich vor Kälte und Wind schützen. Bei Auerhühnern kommt es wiederum vor, dass sie sich einem Schneegestöber regelrecht aussetzen und sich einschneien lassen. So bildet sich um sie herum eine Schneehöhle und durch den Schnee werden sie isoliert. Schutz bietet ihnen aber auch ihr dichtes Federkleid, das sich die großen, stolzen Vögel im Winter zulegen und sogar ihre Beine und ihre Nasenlöcher bedeckt.

Enten verstecken gern ihren Schnabel unter einem Flügel oder ein Bein in ihrem Bauchgefieder.

Kalte Füße halten warm

Wasservögel haben ebenfalls ihre ganz eigenen Methoden, um sich warm zu halten. Wer hat zum Beispiel nicht schon mal gesehen, wie Enten oder Schwäne ihren Schnabel unter einem Flügel oder ein Bein in ihrem Bauchgefieder verstecken. „Auf diese Weise geben sie zwölf Prozent weniger Wärme ab“, sagt Ritter. „Außerdem haben Wasservögel nicht nur eine isolierende Unterhautfettschicht, auch ihre Füße sind mit etwa acht Grad Celsius von Natur aus kälter als ihr restlicher Körper – sie verlieren über ihre Füße also keine Wärme und können auch nicht festfrieren.“ Denn die Beinvenen laufen den Arterien entgegen, liegen dicht beieinander und nehmen ihnen die Wärme ab, so die Expertin. „Das warme Blut der Arterien fließt zu den Füßen der Wasservögel und wird durch benachbarte Venen heruntergekühlt. Das kalte Blut der Venen, das von ihren Füßen zum Körper zurückfließt, wird durch die Arterien erwärmt.“

 


Mit der richtigen Fütterung können wir Menschen Wildvögel helfen, die kalte Jahreszeit besser zu überstehen.

Mit der richtigen Fütterung können wir Menschen Sperlingen und anderen Wildvögeln helfen, die kalte Jahreszeit besser zu überstehen.

Wie wir Wildvögeln helfen können, den Winter besser zu überstehen

Auch wenn Vögel grundsätzlich gut gegen kalte Temperaturen gewappnet sind, können wir Menschen ihnen zusätzlich helfen, den Winter gut zu überstehen. „Zum Beispiel können wir im Garten oder auf dem Balkon regelmäßig frisches Wasser bereitstellen – natürlich müssen wir dann darauf achten, dass es nicht zufriert“, sagt Ritter. Zudem finden Vögel bei anhaltendem Frost und Schnee, aber auch durch Faktoren wie der intensiven Landwirtschaft und zunehmend mehr Monokulturen, oft nicht genügend Nahrung. Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt daher, Sperling, Eichelhäher, Gimpel und Co. mit der richtigen Fütterung zu unterstützen. „Dabei ist es wichtig, den individuellen Nährstoffbedarf der unterschiedlichen Vogelarten zu berücksichtigen und auch die Zeit der Fütterung sowie die lokalen Gegebenheiten in die Wahl des richtigen Futters miteinzubeziehen“, betont Ritter. Wie genau Sie Wildvögel am besten füttern und welche Unterschiede es etwa zwischen Körner- und Weichfutterfressern gibt, erfahren Sie hier: „Ein Buffet für Feinschmecker“

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Bildrechte: Artikelheader: Pixabay – Eckehard Jagdmann (Rotkehlchen); Fotos: Pixabay – Manfred Richter (Amsel), Annette Meyer (Ente), GLady (Gruppe Sperlinge)