Autor: Nadia Wattad, Redaktion DU UND DAS TIER
Im Urlaub den Alltag hinter sich lassen und mit möglichst vielen Erlebnissen nach Hause zurückkehren – davon träumen viele. Das führt leider dazu, dass sich einige Touristen von zweifelhaften Angeboten, die auf Kosten der Tiere gehen, verführen lassen. Schließlich gibt es solche Gelegenheiten eher selten. Nach dem gemeinsamen Bad mit den Delfinen lockt das Füttern des Tigerbabys im angeschlossenen Wildpark, und abschließend wird noch schnell ein Selfie mit dem netten Schimpansen in dem lustigen Kostüm gemacht.
Tierschützer wissen in der Regel, welches Leid sich hinter diesen vermeintlichen Vergnügungen verbirgt. In Asien und der Karibik stammen die Delfine als Wildfänge meist aus grausamen Treibjagden. Sie fristen ihr weiteres Dasein in viel zu kleinen Becken. Tiger werden rein aus Profitdenken gezüchtet und später im Erwachsenenalter – ebenso wie für touristische Zwecke ausgebeutete Menschenaffen – in kleine Käfige gesperrt. Für all diese Tiere bedeutet der direkte Kontakt mit nicht vertrauten, häufig wechselnden und ungeschulten Personen erheblichen Stress.
Manche Angebote können zudem nicht nur zu körperlichen Schäden, sondern auch zu seelischem Leid bei den betroffenen Tieren führen. Aus Tierschutzsicht sind Angebote mit Wildtieren daher komplett abzulehnen. Dies trifft insbesondere auf beliebte Attraktionen wie Delfinarien und Elefantenreiten zu.
Dennoch setzen noch immer viele Tourismusveranstalter auf Erlebnisse mit Wildtieren. Es spricht auch grundsätzlich nichts dagegen, Tiere in ihrer natürlichen Umgebung mit dem nötigen Abstand und Respekt zu beobachten. Dann hat der Tourismus sogar das Potenzial, einen wichtigen Beitrag zum Tier- und Artenschutz zu leisten. Der Deutsche Tierschutzbund beobachtet jedoch mit großer Sorge, dass die gefangenen und zur Schau gestellten Tiere in Gefangenschaft erheblich leiden und mitunter sogar Wildtierbestände gefährden.
In vielen Urlaubsländern hat der Tierschutz einen deutlich geringeren Stellenwert als in Deutschland. So auch in Asien. In einem Kaufhaus in China, dem Grandview-Shopping-Centre, muss ein Eisbär in einem verglasten Käfig für Selfies mit den Besuchern herhalten. Das mächtige Tier hat rein gar nichts, um sich zu beschäftigen. Tagein, tagaus ist es Bestandteil einer unnatürlichen Kulisse, muss das ständige Klopfen der Besucher an den Scheiben ertragen und hat keinerlei Möglichkeit, sich von den Schaulustigen zurückzuziehen. Den Belugas, Walrossen und anderen Tieren ergeht es dort nicht besser.
„Selbst in geräumigen Zoogehegen ist die Haltung von Eisbären artgerecht kaum zu gewährleisten. Eine solche Zurschaustellung eines Tieres auf engstem Raum ohne jegliche Gehegeeinrichtung und Beschäftigungsmöglichkeit ist schlicht Tierquälerei. Nicht einmal Tageslicht steht zur Verfügung“, so James Brückner, Referent für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. Auch in Thailand, Vietnam oder auf Bali verkommen Tiere zur fragwürdigen Einnahmequelle. Von „Streichel-Cafés“, Delfinarien über private Tiger-Parks bis hin zu Elefanten-Camps – Touristen haben die Wahl der Qual. Zwar hat die Reiseindustrie zum Teil eigene Standards oder Haltungsempfehlungen erarbeitet, doch auch hier ist die Bandbreite erheblich und sowohl Vorgaben als auch Kontrollen sind oft unzureichend oder gar nicht existent.
Auf Druck von Tier- und Naturschutzverbänden setzen sich Reiseveranstalter glücklicherweise immer öfter mit dem „Wildtiertourismus“ auseinander. Einige bemühen sich, Reiseangebote tierfreundlicher zu gestalten. Beim Besuch einer seriösen Auffangstation etwa profitieren beide Seiten – Mensch und Tier. Bei solchen Einrichtungen haben die geretteten Tiere oberste Priorität.
Auch wenn Urlaub die schönste Zeit des Jahres ist, sollte der Tierschutz nicht in den Hintergrund rücken. Wie Sie Ihren Beitrag leisten, lesen Sie in der Checkliste für den Urlaub.
Letztendlich bestimmt die Nachfrage das Angebot. Es ist an den Menschen, genau hinzusehen und nicht den eigenen Kick über das Wohl der Tiere zu stellen.
So mag es sicherlich ein wunderschönes Erlebnis sein, mit Delfinen zu schwimmen oder einem Wildtierbaby die Flasche zu geben, aber hier muss der Mensch Vernunft walten lassen und sich klarmachen, das dies nur künstlich unter Zwang möglich gemacht wird.