Autor: Verena Jungbluth, Chefredakteurin DU UND DAS TIER
Ferne Länder bereisen und fremde Kulturen kennenlernen – immer wieder zieht es Menschen im Urlaub weit weg vom Heimatort. Bei vielen Reisen ist es schwer, unmöglich oder auch nicht sinnvoll, das eigene Tier mitzunehmen. Viele Menschen machen sich darüber gar keine oder erst spät Gedanken, steht das Tier dem schönen Urlaub doch nur im Weg.
Tausende von ihnen setzen ihre Vierbeiner zur Urlaubszeit einfach aus oder geben sie im Tierheim ab. Um Hunden, Katzen und Kleintieren dieses Schicksal zu ersparen und gleichzeitig Tierbesitzern nicht die Möglichkeit einer Fernreise oder eines Städtetrips zu nehmen, zeigt der Deutsche Tierschutzbund, welche Vorbereitungen für einen Urlaub ohne Tier nötig sind. Schließlich trägt jeder Mensch Verantwortung für die Lebewesen in seiner Obhut – eine gute Unterbringung des Tieres während der eigenen Abwesenheit muss daher oberste Priorität haben.
„Hunde sind am liebsten immer dort, wo Herrchen und Frauchen sind, Katzen und Kleintiere fühlen sich in der Regel zu Hause am wohlsten“, so Dr. Henriette Mackensen, Referentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Kann der Hund aber nicht in den Urlaub mitgenommen werden, so ist es sinnvoll, dass sich Frauchen und Herrchen frühzeitig darüber informieren, wie alle Tiere des Haushalts während des Urlaubs in ihrer gewohnten Umgebung betreut werden können.
Der erste Blick geht dabei sinnvollerweise in den Freundes- und Familienkreis – auch Nachbarn bieten oft ihre Hilfe an. Gibt es im Umfeld jemanden, der sich um die Fellnasen, Samtpfoten oder gefiederten Familienmitglieder kümmern kann? „Im Idealfall stimmt so nicht nur das Vertrauensverhältnis zwischen den Menschen, sondern auch den Tieren ist dieser Zweibeiner schon bekannt“, so Dr. Mackensen. Vor allem Hunde stehen ihren Menschen besonders nahe und leiden, wenn sie zwischen verschiedenen Bezugspersonen und Umgebungen hin- und hergerissen oder an einen ganz neuen Ort verfrachtet werden.
Bei der Suche nach einer Urlaubsbetreuung im Internet ist Vorsicht geboten. Schnell tauchen hier unzählige Angebote von selbst betitelten Hunde-, Katzen- und Kleintiersittern auf, die ihre Dienste auf eigene Faust anpreisen. Das Geld für die Betreuung ist oft Verhandlungssache – der Preis, den das Tier zahlen muss, wenn der Betreuer sich nicht auskennt oder sogar Böses im Schilde führt, ist mit nichts zu bezahlen. Daher ist es sinnvoll, dass sich der Tierhalter bei der Auswahl Zeit nimmt. Wirkt die Person fachkundig und vertrauenswürdig? Verfügt sie vielleicht sogar über einen Sachkundenachweis? Engagierte Tiersitter bieten von sich aus ein ausführliches Gespräch und ein erstes Kennenlernen an. Bei einem gemeinsamen Treffen in der Wohnung oder Spaziergang mit dem Hund kann der Tierbesitzer in Ruhe herausfinden, ob die Urlaubsbetreuung geeignet ist.
„Katzen fühlen sich im vertrauten Revier am wohlsten. Ideal ist es daher, wenn ein befreundeter Katzenliebhaber für die Urlaubszeit zu Hause einzieht oder regelmäßig zum Füttern und Streicheln vorbeischaut“, empfiehlt Dr. Mackensen. Vor allem Freigänger sollten in ihrer gewohnten Umgebung bleiben, da sie haus-, revier- und menschenbezogen sind. An einem neuen Ort müssten die Menschen ständig aufpassen, dass die Tiere nicht nach draußen entwischen. Zu groß ist die Gefahr, dass die Katzen in der fremden Umgebung umherirren und nicht zurückkehren. Nicht nur die Fahrt, auch der fehlende Freigang am Urlaubsort oder in der Betreuung bedeutet für die Tiere Stress.
Manche Wohnungskatzen sind unter Umständen in einer Pension gut aufgehoben, das kommt sehr auf den Charakter des Tieres an und sollte im Einzelfall entschieden werden. Bei Freigängerkatzen ist es wichtig, den gewohnten Tagesrhythmus beizubehalten. So sollten die Tiere – wie sonst auch – die Möglichkeit haben, draußen herumzustreunen und gleichzeitig jederzeit ins Haus zurückkehren zu können.
Auch bei Wohnungskatzen bleibt der übliche Tagesrhythmus im Idealfall gleich. Zusätzlich steht hier Beschäftigung auf dem Plan. Die Katzen sollten nicht bloß gefüttert und dann sich selbst überlassen werden – ein bisschen Zeit für Spielen und Streicheln ist stets von dem Tiersitter einzuplanen. „Auch die Betreuung von kleinen Heimtieren wie Kaninchen und Meerschweinchen findet im Idealfall zu Hause statt. Vor allem der Freilauf ist nur in gewohnter und tiersicherer Umgebung möglich“, so Dr. Mackensen. In fremden Wohnungen könnten Giftpflanzen, Elektrokabel, enge Spalten oder Ähnliches schnell gefährlich werden. Dass die Tiere die gesamte Urlaubszeit deswegen nur im eigenen Gehege verbringen müssen, ist aber auch keine Alternative.
Eine fachgerechte Betreuung gilt auch für Vögel und Fische. „Vor allem Vögel sollten möglichst selten oder gar nicht verreisen, da die veränderte Umgebung, fremde Geräusche, Hitze oder Zugluft Stress bedeuten und zu Gesundheitsproblemen führen können“, erklärt Dr. Mackensen. Am besten aufgehoben sind sie bei einem vogelkundigen Freund, der die Tiere idealerweise in ihrer gewohnten Umgebung betreut.
Für den Freiflug gilt hier das Gleiche wie für das freie Laufen bei Kaninchen und Co.: Eine sichere Umgebung ist das A und O. Um Fische in Abwesenheit zu füttern, werben die Händler heute mit Futterautomaten. Das sollte aber nicht dazu führen, dass sich die Besitzer auf die Technik verlassen und ihre Tiere über eine längere Zeit allein lassen. Nicht auszumalen, was passiert, wenn der Futterautomat, die Pumpe oder die Heizung im Aquarium ausfällt. Mindestens einmal am Tag sollte jemand bei den Fischen nach dem Rechten schauen.
Gibt es im Umfeld keine Personen, die sich um die eigenen Tiere kümmern können, sind fachkundige Pensionen eine weitere Möglichkeit der Urlaubsbetreuung. Hier stellt das örtliche Tierheim eine erste gute Anlaufstelle dar. Meistens sind den Tierschützern die Pensionen und Angebote der Gegend bekannt – vor allem dann, wenn es Beschwerden oder damit verbundene Tierschutzprobleme gibt. Zusätzlich ist es wichtig, bei der Suche nach der geeigneten Pension genügend Zeit einzuplanen, um sich alles in Ruhe ansehen zu können.
Bei diesem Besuch gibt es einige wichtige Fragen zu klären: Verfügt die Pension über einen Sachkundenachweis nach Paragraf elf Tierschutzgesetz? Wie sind die Tiere untergebracht und haben die Betreuer genügend Zeit für jedes einzelne Tier? Interessieren sich die Pensionsbetreiber für die individuellen Bedürfnisse der Tiere, verfügen sie über das nötige Fachwissen und steht ein Tierarzt für den Notfall zur Verfügung?
„Generell sollten Tierbesitzer, egal für welches Tier und in welcher Art der Unterbringung, einen individuellen Futter- und Notfallplan erstellen“, empfiehlt Dr. Mackensen. Es ist wichtig, dass die Tiere in der Abwesenheit der Besitzer weiter ihr übliches Futter bekommen. Zusätzlich sollten die Urlaubsbetreuer über mögliche Medikamente, spezielle Eigenschaften und Gewohnheiten der Tiere informiert sein und über die wichtigen Kontaktdaten des behandelnden Tierarztes und einer Tierklinik in der Nähe verfügen.
Die genaue Beschreibung ist dabei keine lästige Pflicht, sondern hilft dabei, dem Tier so gerecht wie möglich zu werden. Fressen die Kaninchen irgendetwas besonders gern? Gibt es ein Leckerchen, mit dem der Urlaubsbetreuer das Herz der Katze gewinnen kann? Und gibt es eine bestimmte Stelle, an der der Hund besonders gerne gekrault wird? Sind alle Beteiligten gut vorbereitet, fällt der Trennungsschmerz nur noch halb so schlimm aus. Dank Internet, Smartphone und Co. freuen sich Frauchen und Herrchen bestimmt auch über den einen oder anderen Schnappschuss von ihrem tierischen Liebling zu Hause.