Kuschelzeit im Bärenwald

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Kuschelzeit im Bärenwald

Elisabeth Schüller, Revierleiterin im Bärenwald, erzählt, welche Herausforderungen die Vergesellschaftung der Braunbären mit sich brachte und mit welchen Tricks sie es dann doch geschafft hat, dass die Bären heute zusammen leben.

DU UND DAS TIER: Welche Entwicklung gab es in den letzten zwei Jahren im Gehege der Braunbären?
Elisabeth Schüller: Vor zwei Jahren hatten wir auch schon diese vier Braunbären, aber damals lebte Maya noch alleine auf ihrer eigenen Anlage. Bensi, Mascha und Ronja lebten zusammen auf der größeren Anlage. Letztes Jahr hat es sich dann so weit entwickelt, dass Maya mit Bensi zusammen auf einer Anlage leben konnte und Ronja und Mascha gemeinsam auf der anderen. Dann haben wir immer mal gewechselt, so dass alle Bären mal die kleinere und mal die größere Anlage behausen konnten. Seit diesem Jahr leben alle vier Bären gemeinsam und es klappt es auch von Mayas Seite aus mit Mascha und Ronja ganz gut. Bei Ronja ist Maya noch ein bisschen skeptisch, aber mit Mascha versteht sie sich sehr gut.

V. l. n. r.: Elisabeth Schüller, Revierleiterin, Lars Mundhenk und Estelle Speekhoud, Tierpfleger im Anholter Bärenwald.

V. l. n. r.: Elisabeth Schüller, Revierleiterin, Lars Mundhenk und Estelle Speekhoud, Tierpfleger im Anholter Bärenwald.

DU UND DAS TIER: Wie sehen die Schritte aus, wenn man Bären miteinander vergesellschaften möchte?
Elisabeth Schüller: Begonnen haben wir damit, dass wir die Bären, wenn wir sie morgens einsperren, um die Anlagen sauber zu machen, nebeneinander gesperrt haben. So hatten die Bären quasi „Zwangskontakt“, konnten sich sehen, an die Nähe gewöhnen, aneinander schnuppern oder sich auch mal gegenseitig anbrüllen. So merken die Tiere schnell, dass das alles gar nicht so schlimm ist, wenn der andere nah ist. Wenn man dann nach einer gewissen Zeit das Gefühl hat, dass die Bären dabei einigermaßen entspannt sind, ist unser Vorgehen hier, dass man auf die Paarungszeit wartet. Bei den Braunbären können wir es uns zum Vorteil machen, dass die Tiere sehr starke Brunftserscheinungen zeigen und das auch unabhängig vom Geschlecht. Sie werden in dieser Zeit alle sehr schmusig und verspielt.

Als nächstes haben wir dann alle Bären zusammen gelassen. Das funktionierte beim ersten Versuch allerdings nicht. Maya hatte Angst und ist vor den anderen weggelaufen. Dann habe ich geguckt, welcher von den anderen Bären der vorsichtigste ist, vielleicht ein bisschen zurückhaltender und nicht ganz so aufdringlich. Mir schien, dass es mit Maya und Bensi gut klappen könnte und das hat dann auch ganz gut funktioniert. Eine Zeit lang lebten dann jeweils Maya und Bensi und Ronja und Mascha zusammen auf den beiden anlagen. Da Maya dann auch noch nach der Paarungszeit mit Bensi zusammenleben konnte und immer mehr Selbstbewusstsein gesammelt und sich gut entwickelt hat, war ich dann auch der Meinung, dass sie es schaffen könnte, sich in der Paarungszeit gegen Ronja und Mascha zu behaupten.

Unsere Braunbären benehmen sich alle ziemlich zivilisiert, da kann man schon mal eher ein Experiment wagen. Da hätte ich jetzt nicht die Angst, dass sie sich so beißen, dass jemand anderem Schaden zugefügt wird. Da war es mehr meine Sorge, ob Maya, wenn sie vor den anderen wegläuft, noch daran denkt, etwas zu essen und zu trinken. Aber es hat alles gut funktioniert.
Am Anfang haben wir die Bären dann nachts noch getrennt. Aber nach einer Woche ist Maya nicht mehr vor den anderen weggelaufen und hat sich mit den anderen arrangiert. Und das ist dann der Moment, wo man weiß: man hat es geschafft. Als ich vor zwei Jahren anfing haben meine Kollegen noch gesagt, das wird niemals was. Maya wird für immer alleine auf der Anlage bleiben. Jetzt den Erfolg zu sehen, das ist schon wirklich sehr schön.