Autor: Nadia Wattad, Redaktion DU UND DAS TIER
Ausgestattet mit einer prall gefüllten Bauchtasche voller Leckerlies übt es sich einfach besser. Schließlich soll der Rückruf für den Hund eine lohnenswerte Angelegenheit sein. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, solange man die Gabe von Belohnungen und Kauartikeln von der Tagesration abzieht. Doch wer hält es damit schon so genau? Meist wird die Entscheidung über die täglich abzuziehende Futtermenge aus dem Bauch heraus getroffen und dann guckt Bello auch noch lieb und hungrig, wenn der Mensch zum Hundenapf greift. Schönheit liegt schließlich im Auge des Betrachters. Das bisschen Wohlstandsspeck auf den Rippen schadet doch nicht – oder? Leider scheinen das viele Hundehalter zu denken, denn alleine in Deutschland sind um die 30 Prozent aller Hunde übergewichtig. Doch wann fängt Übergewicht eigentlich an?
Von beginnendem Übergewicht spricht man, wenn das Gewicht des Hundes zehn Prozent über dem Idealgewicht liegt. Liegt es 20 Prozent über dem Idealgewicht leidet der Hund an massivem Übergewicht. Dennoch bedeutet ein höheres Gewicht nicht automatisch, dass der Hund übergewichtig ist. Auch gut bemuskelte Hunde können mal ein wenig mehr wiegen, als für Vertreter ihres Rassetyps „normal“ ist.
Das Idealgewicht eines Hundes lässt sich auf Grundlage des „Body Condition Scores“ bestimmen. Zu den Messwerten zählen die Körperform und spürbare Fettablagerungen. Sind die Rippen nur schwer unter der Fetteinlagerung fühlbar, die Fettpolster im Lendenbereich und am Rutenansatz deutlich sichtbar, die Taille hingegen nur schwer, ist das ein eindeutiges Indiz für Übergewicht.
Idealgewichtig ist der Hund, wenn die Rippen tastbar sind und die darüber liegende Fettschicht gering ist. Von oben betrachtet, sollte auch die Taille gut erkennbar sein. Von der Seite sollte die Anhebung der Bauchlinie vor dem Becken gut sichtbar sein.
Übergewicht kann zu Erkrankungen wie zum Beispiel Gelenkschäden, Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Darüber verringert sich die Lebenserwartung eines zu dicken Hundes um 20 Prozent. Aus diesen Gründen sollte man es gar nicht erst soweit kommen lassen. In manchen Fällen ist ein Hund auch nicht fütterungsbedingt übergewichtig, sondern krankheitsbedingt. Wie auch beim Menschen kann zum Beispiel eine Unterfunktion der Schilddrüse zu Übergewicht führen. Doch auch eine genetische Veranlagung, zu energiereiches Futter oder zu wenig Bewegung können dazu führen, dass der Hund übergewichtig wird.
Ist der Hund tatsächlich zu dick, dann sollten mögliche Krankheiten als Ursache vom Tierarzt ausgeschlossen werden. Zusätzlich sollte eine individuelle und angepasste „Diät“ mit dessen Rücksprache erstellt werden. Es reicht nicht aus, nur die Futtermenge zu reduzieren, denn dadurch könnte die Versorgung des Hundes mit den nötigen Vitaminen und Mineralstoffen nicht ausreichend sein. Daher ist ein Futterwechsel zu einem Futter mit weniger Kalorien bei gleichbleibendem Vitamin- und Mineralstoffgehalt wichtig.
Der Halter muss aber berücksichtigen, dass nicht jedes „Lightfutter“ auch tatsächlich weniger Kalorien als ein herkömmliches Futter hat. Die Bezeichnung „Light“ bedeutet nur, dass dieses Futter einen geringeren Energiegehalt im Vergleich zu einem „normalen“ Futter derselben Marke aufweist. Insofern kann ein anderes Futter für normalgewichtige Tiere weniger Kalorien haben als ein Lightfutter eines anderen Herstellers. Neben einem möglichen Futterwechsel sollte der Halter weiterhin daran denken, die über den Tag verteilten meist sehr kalorienreichen Leckerlies und Kauartikel unbedingt von der Tagesration abzuziehen und diese auch nur in Maßen zu verfüttern.
Neben der angepassten Fütterung, spielt auch die tägliche Bewegung eine wichtige Rolle. Schließlich sollte der Hund mehr Energie verbrauchen. Ist Ihr Hund eine regelrechte Wasserratte? Perfekt! Dann lassen sie ihn schwimmend abspecken. Das schont die Gelenke und macht ihm sogar Spaß.
Gehen Sie es aber immer langsam an, damit sie ihn körperlich nicht überfordern. Auch hier gilt: Sprechen Sie vor dem Trainingsbeginn mit ihrem Tierarzt. Ihr Tier wird Ihnen danken. Schließlich ist Übergewicht aufgrund der möglichen Folgeerkrankungen nicht nur ein medizinisches Problem. Dem Hund geht auch mit zu viel Fett auf den Rippen ein großes Stück Lebensqualität verloren und es besteht die Gefahr, dass er früher stirbt. Und das ist das letzte, was man als treusorgender Hundehalter möchte.