Kastrationsaktionen Lega Pro Animale

Es ist noch viel zu tun

Hinter den Kulissen
Kastrationsaktionen Lega Pro Animale

Es ist noch viel zu tun

Der in Italien tätige Mitgliederverein Lega Pro Animale setzt sich vor Ort für Hunde und Katzen ein. Sogar eine Büffelherde hat auf dem Gelände Unterschlupf gefunden. Vertreter des Deutschen Tierschutzbundes waren vor Ort und haben Gespräche mit der Initiatorin Dorothea Friz geführt.

  • Autor: Verena Mißler, Fachreferentin für Heimtiere des Deutschen Tierschutzbundes

Dorothea Friz ist 1983 wegen des Klimas von Deutschland nach Italien ausgewandert. „Ich wollte nie mehr frieren“, so die Tierärztin. Ihren Job in einer Tierklinik in Neapel hat sie bald aufgegeben, um etwas für die vielen Katzen und Hunde auf der Straße zu tun. Sie hat erst in einem großen Tierheim mit 600 Hunden gearbeitet, ging dann aber bald ihre eigenen Wege.

Sie mietete einen alten Bauernhof an und führte dort die ersten Kastrationen durch. 1986 gründete Friz den Verein Lega Pro Animale mit dem Ziel, die Anzahl der Straßentiere durch Kastrationen der Tiere und Aufklärung der Bevölkerung tierschutzgerecht und nachhaltig unter Kontrolle zu bringen.

Dorothea Friz hat einer Büffelherde ein neues Zuhause gegeben.

Dorothea Friz hat einer Büffelherde ein neues Zuhause gegeben.

Rund 35 Kilometer nördlich des Bauernhofs entstand 1989 das neue Kastrationszentrum in Castel Volturno. Neben der tierärztlichen Klinik hat Friz auch an eine Tierpension gedacht, die sowohl tierischen Feriengästen ein Zuhause auf Zeit bietet als auch für schwer vermittelbare Hunde und Katzen dauerhaft zur Verfügung steht. Auf dem Gelände tummeln sich aber auch Gänse, Hühner, Enten, Kaninchen und sogar Büffel.

„Die Mozzarellaindustrie hat männliche Büffelkälber vor zwölf Jahren noch als wertlos angesehen, sie wurden einfach „entsorgt‘“, so Friz. Nachdem sie das erste neugeborene und ausgesetzte Büffelchen gefunden hatte – sie taufte es Emilio-Giovanni –, nahm sie sich auch dieses Problems an.

SPANNENDE EINBLICKE

Vertreter des Deutschen Tierschutzbundes konnten bei ihrem Besuch spannende Einblicke in die tägliche Arbeit von Frau Friz und ihrem Team gewinnen, Erfahrungen austauschen und Projekte besprechen. Zudem fand einer der sogenannten Spay Days während des Aufenthaltes statt.

An solchen Tagen werden frei lebende Katzen kastriert und gekennzeichnet – und das kostenlos. Darüber hinaus bietet Lega Pro Animale kostenlose Kastrationen für herrenlos aufgefundene Katzen und Hunde an, wenn der Finder das Tier behält und damit einverstanden ist, dass es mit einem Mikrochip identifiziert und in der regionalen Datenbank registriert wird. Die Identifizierung mit Mikrochip und die Registrierung der Tiere sind immer kostenlos. Untersuchungen und Behandlungen sind für Fundtiere ebenfalls oft gratis, sonst gilt ein Niedrigsatz.

Bereits seit 1991 herrscht in Italien eine Kennzeichnungs- und Registrierpflicht für Hunde. Eine von Friz initiierte Umfrage zeigte jedoch, dass diese Regelung nur selten eingehalten wird. In Rocca d‘Evandro etwa waren von 895 kontrollierten Hunden lediglich 17 Prozent gekennzeichnet und registriert. Die Umfrage zeigte zudem, dass es sich bei fast allen Tieren, die frei auf der Straße umherliefen und meist unkastriert waren, um Tiere aus Privathaushalten handelte. Dies nahm Friz zum Anlass, ein weiteres Kastrationsprojekt in der Gemeinde Rocca d‘Evandro ins Leben zu rufen, das während des Besuchs feierlich eröffnet wurde.

Ehrenpräsident Wolfgang Apel auf Tuchfühlung mit einem Hund im Außenzwinger.

Ehrenpräsident Wolfgang Apel auf Tuchfühlung mit einem Hund im Außenzwinger.

Der Deutsche Tierschutzbund beteiligt sich an der monatlichen Miete des Kastrationszentrums. Der Erfolg des Zentrums stellte sich bereits kurze Zeit nach der Eröffnung ein – da fanden schon die ersten Kastrationen statt. Zudem fand im Zeitraum des Besuches eine Sitzung der Stiftung Fondazione Mondo Animale statt, an der Wolfgang Apel als Mitglied des Stiftungsrates teilnahm. Die Stiftung wurde im Oktober 2001 zusammen mit dem Deutschen Tierschutzbund gegründet. Hauptaufgabe ist es, durch Ausbildung und Aufklärung den Respekt vor Tieren in Italien zu fördern. Es finden daher regelmäßig Besuche in Schulen statt, um den Kindern die Bedürfnisse von Tieren näherzubringen und damit präventiv zum Schutz der Tiere beizutragen. Zudem bietet die Stiftung Mondo Animale Kurse für Personen an, die mit Tieren arbeiten.

Dem unermüdlichen Einsatz von Frau Friz, der Tierärzte, ihres Teams und ihrer ehrenamtlichen Mitarbeiter ist es zu verdanken, dass in Italien ein Wertewandel im Hinblick auf Tiere stattgefunden hat. Dennoch bleibt auch in Zukunft viel zu tun.

Bildrechte: Titelbild: iWorkAlone/Fotolia, "Dorothea Friz mit Büffel", "Wolfgang Apel mit Hund": Deutscher Tierschutzbund e. V.