Editorial

Strassenkampf

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Strassenkampf

Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde, die Demo gegen Tierversuche in Berlin war ein voller Erfolg. Gemeinsam mit dem Bündnis Tierschutzpolitik Berlin und unseren Mitgliedsvereinen zogen wir mit mehr als 2.000 Mitstreitern durch die Straßen.

Das macht Mut! Die Ankündigung, dass das Max-Planck- Institut Tübingen seine Affenversuche beendet, kam da gerade recht, auch wenn wir uns das sofortige Ende aller Tierversuche gewünscht hätten. Eine Forschung auf dem Rücken der Affen, auf dem Rücken aller Tiere, darf keine Zukunft mehr haben. Wir fordern von der Landesregierung ein Ausstiegskonzept für alle Tierversuche in Baden-Württemberg. Das Gleiche fordern wir von der Bundesregierung.

Was die Lage der Tierheime angeht, bleiben die Kommunen tatenlos – und das, obwohl sie Jahr für Jahr mehr als 300 Millionen Euro an Hundesteuer kassieren. Dennoch werden die Tierheime von den Bürgermeistern zu Bettler degradiert. Die Hundesteuer ist eine Luxussteuer, die abgeschafft gehört.

Auch die Billigpreispolitik für tierische Produkte ist nach wie vor nicht vom Tisch, wie der Bericht des Statistischen Bundesamtes belegt. Nicht ohne Grund hat Deutschland 2014 das bisher höchste Produktionsergebnis der Fleischerzeugung erzielt. Die Zahlen erschrecken, wenn man bedenkt, dass in Deutschland selbst der Fleischkonsum sinkt. Umso mehr Fleisch wird exportiert. Der Kampf um die Exportmasse ist ein Preiskampf, der zu Lasten der Tiere in den Ställen und auch zu Lasten der Landwirte geht. Billigpreisbewerbung gehört gestoppt.

Dass es Deutschland mit dem Tierschutz nicht so genau nimmt, zeigt auch das Titelthema dieser Ausgabe. Wildtiere im Zirkus sind nach wie vor an der Tagesordnung, und es geht ihnen schlecht – sowohl in der Manege als auch hinter den Kulissen. Lesen Sie mehr dazu ab Seite 8.

Doch wir haben auch einen Grund zu feiern. Seit zehn Jahren gibt es nun unser Tierschutz- und Kastrationszentrum in der Ukraine. Allein in Odessa ist die Zahl der Straßenhunde zwischenzeitlich von 80.000 auf circa 20.000 Tiere gesunken. Ein großer Erfolg – trotz der schwierigen Lage in dem Land. Ob das Konzept „einfangen, kastrieren und freilassen“ auch in Rumänien fruchtet, bleibt abzuwarten. Wir haben mit der Stadtverwaltung von Bukarest und weiteren Verantwortlichen vor Ort gesprochen und Tierstationen besucht. Mehr dazu auf Seite 42.

Auch die Entscheidung über das Jagdgesetz in Nordrhein-Westfalen ist, nach Baden-Württemberg, endlich gefallen – mit einem Teilerfolg. Es gilt ein Abschussverbot für Katzen, ein Verbot für die Baujagd auf Fuchs und Dachs sowie für Totschlagfallen. Gleichzeitig hat die teils billige Polemik der Jäger zu Zugeständnissen der Politik geführt, sodass das Gesetz tierschutzwidrige Handlungen nach wie vor zulässt. Das darf nicht sein.

Kämpfen Sie weiter mit uns für unsere gemeinsamen Ziele.

Herzlichst Ihr

unterschrift_schroeder