Liebe Leserin, lieber Leser,
die Bundestagswahl kommt in großen Schritten auf uns zu – ein guter Zeitpunkt, um aus Tierschutzsicht eine Bilanz zu ziehen. Wir haben die große Koalition gefragt, welche konkreten politischen Ziele sie in Sachen Tierschutz in den letzten vier Jahren erreicht hat. Stellvertreter von SPD und CDU haben in einem offenen Brief Stellung bezogen und auch die Opposition gibt ihre Sicht der Dinge wieder. Verbandspräsident Thomas Schröder zieht seine eigene Tierschutzbilanz und diese fällt ernüchternd aus.
Dass wir mehr wollen, haben wir auch mit dem Ausstieg aus dem Beratungsprozess des geplanten staatlichen Tierwohllabels bewiesen. Der Deutsche Tierschutzbund sieht aktuell keine Grundlage mehr, das von Bundesminister Christian Schmidt geplante Label weiter zu unterstützen. Wir kennen nun einige Kriterien. Kriterien allein machen aber noch kein transparentes und vertrauenswürdiges Label. Wir wollen wirkliche Verbesserungen für die Tiere im Stall erreichen, mit einem ganzheitlichen Label.
Ein weiterer Versuch des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), etwas für den Tierschutz zu tun, ist zwar gut gemeint, aber leider nicht gut durchdacht. So wirbt es mit seinem Web-Haustierportal indirekt für Qualzuchten wie zum Beispiel der Französischen Bulldogge. Hinweise darauf, dass diese Extremzucht meist mit starken gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat, werden nur am Rande angerissen. Selbst vor exotischen Tierarten wie dem Sugar Glider oder Seepferdchen macht das Portal nicht Halt. Statt darauf hinzuweisen, dass diese Tiere in Gefangenschaft kaum adäquat untergebracht werden können, befeuert das BMEL sogar indirekt den Trend. Insofern bietet dieses Portal weder Schutz vor Spontankäufen noch differenziert es ausreichend zwischen geeigneten und ungeeigneten Haustieren.
Neben den politischen Entwicklungen hat sich auch in unserer Landschaft einiges getan: Der Frühling ist da. Die Natur dankt es mit Vogelgezwitscher und Wildtierkindern. Wer genauer hinschaut, sieht im Verborgenen auch Tierbabys, die vom Haustier Nummer eins in Deutschland abstammen: der Hauskatze. Die von vielen Menschen geliebte Samtpfote gehört zu den Tieren, die recht viele Junge auf die Welt bringen können. Im Mai hat der erste Schwung das Licht der Welt erblickt. In diesem Monat folgen noch weitere Nachzügler. Auf den ersten Blick finden wir die tapsigen Tierbabys niedlich, allerdings offenbart der zweite Blick mehr – verklebte Augen, struppiges Fell und die dazugehörige abgemagerte Katzenmama. Rund zwei Millionen frei lebende Katzen soll es in Deutschland geben. Diese stammen alle ursprünglich von unkastrierten Hauskatzen ab. Die Konsequenz ist großes Katzenleid, denn Hauskatzen sind keine Wildkatzen – sie sind auf Menschen, die sie versorgen, angewiesen. Im Titelthema erläutern wir ab Seite 8 die Hintergründe und erklären, weshalb die Kastration von Freigängerkatzen, aber auch deren Kennzeichnung und Registrierung beim Deutschen Haustierregister so wichtig ist.
Haben Sie sich schon Gedanken über Ihren Sommerurlaub gemacht? Schließlich erreicht die Urlaubssaison bald ihren Höhepunkt. Nicht jeder kann sein Tier mit in den Urlaub nehmen. Redakteurin Verena Jungbluth gibt Tipps, wie Sie die Welt entdecken und gleichzeitig Ihr Tier am besten unterbringen können.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit der neuen Ausgabe und eine tolle Urlaubszeit – am liebsten mit Ihrem Tier.
Ihre Nadia Wattad
Bildrechte: Artikelbild: Deutscher Tierschutzbund e. V.