Der Deutsche Tierschutzpreis 2015

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Der Deutsche Tierschutzpreis 2015

Das Wohl und der Schutz von Tieren geht uns alle an. Die Menschen, die sich hierfür besonders einsetzen, hat der Deutsche Tierschutzbund mit einem bundesweit einzigartigen Preis ausgezeichnet.

  • Autor: Verena Jungbluth, Chefredakteurin DU UND DAS TIER

Der Deutsche Tierschutzpreis 2015.

Der Deutsche Tierschutzpreis 2015.

„Ich stehe hier an einem symbolischen Ort“, so die ersten Worte von Thomas Schröder, mit denen er die Verleihung des Deutschen Tierschutzpreises im Mediengarten in der Media City in Leipzig eröffnete. Denn an dem Ort, an dem in der Vergangenheit in einem Schlachthof Tausende Tiere ihr Leben ließen, wurden an diesem Tag mit dem Tierschutzpreis Tiere und Tierschützer geehrt. Der neu erschaffene Gebäudekomplex, der der Fernseh- und Filmproduktion dient, ist damit von besonderer Bedeutung.

Der Deutsche Tierschutzpreis ist mit insgesamt 6.000 Euro dotiert und wird vom Deutschen Tierschutzbund gemeinsam mit den Zeitschriften „FUNK UHR“ und SUPER TV“ verliehen. „Die diesjährigen Preisträger haben herausragende Arbeit geleistet. Wir sind stolz, Kooperationspartner des Deutschen Tierschutzpreises zu sein“, so Kerstin Schmidt, Mitglied der Chefredaktion von „FUNK UHR“ und „SUPER-TV“. Unterstützt von Whiskas und Pedigree, die unter anderem die Preisgelder stifteten, prämierte die Jury neben den ersten drei Plätzen auch dieses Jahr wieder ein tierschützerisches Lebenswerk und vergab außerdem einen Sonderpreis in der Kategorie „Tierrettung“.

Unter einem Glasdach, das das Gefühl vermittelte, unter freiem Himmel zu stehen, und inmitten zahlreicher, großer Olivenbäume, hielten die geladenen Gäste einen Abend lang inne, um der Tiere zu gedenken.

Schröder machte unter anderem auf die Missstände in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung und bei Tierversuchen aufmerksam. Er warf vor allem eine Frage rund um das Thema Tierschutz in den Raum: „Darf etwas erlaubt sein, nur weil es nicht verboten ist?“ Der Abend des Tierschutzpreises stand im Zeichen der Menschen, die sich mit all ihrer Kraft und Zeit für Tiere in Not einsetzen und Missständen mit unermüdlich entgegenwirken.

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, übergibt Barbara Schönfeld, stellvertretende Vorsitzende der Igelfreunde Leipzig und Umgebung, den Deutschen Tierschutzpreis 2015.

Uta Bresan, Moderatorin der MDR Tierschutz- und Tiervermittlungssendung „tierisch, tierisch!“, führte durch den Abend. „Es ist eine Ehre für mich, diese Gala zu moderieren und die Preise heute mit vergeben zu dürfen“, so Bresan. Seit 21 Jahren moderiert Bresan die Sendung „tierisch, tierisch!“. Aktuell feiert sie mit ihrem Team das Jubiläum der 900. Sendung. Rund 6.500 Tiere wurden in der Geschichte der Sendung in liebevolle Hände vermittelt.

Den musikalischen Rahmen gestaltete Stefanie Hertel, langjährige Tierschutzbotschafterin des Deutschen Tierschutzbundes, gemeinsam mit dem Sänger und Gitarristen Lanny Lanner und den Sängerinnen Christine und Michaela Brezovsky. „Ich bin immer wieder überwältigt, wie aufopfernd sich Menschen um Tiere kümmern. An so einem Abend wie heute zu singen, ist für mich eine ganz besondere Angelegenheit“, so Hertel über ihren Auftritt.

Erster Platz für Igelschutz

Vier Fragen an Barbara Schönfeld

Erfahren Sie, was die Arbeit mit dem Wildtier Igel so besonders macht, warum die Tiere so oft in Gefahr geraten und wie die Igel wieder ausgewildert werden. Barbara Schönfeld, stellvertretende Vorsitzende der Igelfreunde Leipzig u. U., erzählt in einem Interview von ihrer Arbeit. Lesen

  • Autor: Verena Jungbluth, Chefredakteurin DU UND DAS TIER

Das Igelschutzzentrum Leipzig der Igelfreunde Leipzig und Umgebung erhielt die Auszeichnung mit dem ersten Platz. Die stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Barbara Schönfeld, nahm den Preis entgegen: „Diese Auszeichnung ist eine große Anerkennung und eine große Ehre.“

In der Anfangszeit sei der Verein oft belächelt worden, erzählt sie. Viele seien der Meinung, dass der Igel keine Hilfe brauche, da er ein Wildtier sei. „Die Menschen vergessen dabei, dass die Notwendigkeit des Igelschutzes durch den Menschen selbst herbeigeführt wird“, so Schönfeld. Der Mensch hat den Lebensraum des Igels immer weiter eingeschränkt und ihn auf einen immer enger werdenden Raum gedrängt.

Das Igelschutzzentrum Leipzig kümmert sich jährlich um mehr als 500 verletzte Igel und verwaiste Jungtiere. Neben der Pflege und Auswilderung der Igel investieren die Tierschützer viel Zeit in die Öffentlichkeitsarbeit und die Naturschutzbildung. Mit interessanten Projekten sensibilisieren sie nicht nur Kinder und Erwachsene für den Igel- und Naturschutz. Sie wenden sich auch regelmäßig an Baufirmen und die städtischen Grünflächenämter, um auch diese auf die Gefahren für die Tiere aufmerksam zu machen.

Die 3.000 Euro Preisgeld wird der Verein in das renovierungsbedürftige Außengehege investieren. Ein bis zwei Wochen verbringen die Tiere dort, um sich nach der Pflege im Zentrum wieder an eine naturnahe Umgebung und Geräusche zu gewöhnen und das selbstständige Suchen des Futters zu erlernen.

Der Hundeflüsterer

Hans-GünterEßkuchen, Preisträger des dritten Platzes.

Hans-Günter Eßkuchen, Preisträger des dritten Platzes.

Der zweite Platz des Tierschutzpreises ging an Hans-Günter Eßkuchen aus Bochum. „Ich hatte immer gedacht, wenn meine Hunde mich anschauen, ist das Belohnung genug. Ich muss allerdings sagen, wenn einem so etwas wie heute passiert, kann das auch nicht schaden“, so Eßkuchen.

Der private Tierschützer geht seit 16 Jahren im Tierheim Bochum mit Hunden spazieren. Als Mitbegründer der „Staff-Gruppe“ kümmert er sich täglich bis zu zehn Stunden vor allem um sogenannte Listenhunde. Mit viel Herzblut und Fachwissen versucht er, die Tiere zu resozialisieren und ihnen wieder Vertrauen zum Menschen zu vermitteln.

Ziel ist es, sie durch die vorgeschriebenen Prüfungen zu bringen und sie anschließend in gute Hände zu vermitteln. „Die Hunde im Tierheim brauchen jemanden. Und ich habe gedacht, ich könnte derjenige sein“, erzählt Eßkuchen.

Der Tierschützer macht auf die Stigmatisierung der sogenannten Kampfhunde aufmerksam. Es könne nicht sein, dass eine oder mehrere Rassen aufgrund einzelner Vorfälle in Misskredit geraten. Es müsse darauf geachtet werden, wer diese Tiere züchtet und wer sie bekommt.
Das sei der erste Schritt, um die Diffamierung der Hunde auf lange Sicht zu beenden.

Hoffnung für Wildtiere

Korinna Seybold-Hase, Leiterin der Wildtierhilfe Odenwald, erhält den zweiten Platz.

Korinna Seybold-Hase, Leiterin der Wildtierhilfe Odenwald, erhält den zweiten Platz.

„Man kann nicht alles retten, aber für den Einen, der gerettet wurde, bedeutet es alles“– dieser Satz steht auf der Website der Wildtierhilfe Odenwald „Koboldhof“.

Die Wildtierhilfe wurde mit dem dritten Platz ausgezeichnet. „Ich bin total gerührt und überwältigt. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, weil die Wildtierhilfe noch nicht so im Fokus der Öffentlichkeit steht wie zum Beispiel der Haustierschutz“, so Korinna Seybold-Hase, Leiterin der Wildtierhilfe Odenwald. Die behördlich anerkannte Pflegestation hat sich auf die Aufnahme und Pflege von verletzten und verwaisten wild lebenden Kleinsäugern spezialisiert und bietet den Tieren eine intensive Betreuung. Die Website des „Koboldhofes“ hält viele nützliche Tipps zur Erstversorgung aufgefundener Wildtierwaisen bereit.

Darüber hinaus helfen die Tierschützer in Zusammenarbeit mit anderen Naturschutzorganisationen bei der Kartierung von besonders geschützten Tierarten wie Gartenschläfer oder Haselmaus. „Wir haben die Verantwortung, den Tieren zu helfen, weil wir auch die Verursacher für ihr Leid sind“, so Seybold-Hase.

Ein Leben für den Tierschutz

Margot Möbius mit ihrem Mann Herrn Schunke und dem gemeinsamen Hund Paco.

Margot Möbius mit ihrem Mann Herrn Schunke und dem gemeinsamen Hund Paco.

Sängerin Stefanie Hertel hielt die diesjährige Laudatio für das Lebenswerk: „Wir ehren heute eine Frau, von der wir überzeugt sind, dass sie diesen Preis wirklich verdient hat“. Margot Möbius vom Tierschutzverein Erfurt erhielt die Auszeichnung für ihren unermüdlichen Einsatz für kranke und verletzte Tiere. Sie ist eine unersetzliche Hilfe für den örtlichen Tierschutzverein.

Möbius päppelt seit über 40 Jahren Katzenwelpen auf und vermittelt sie mit einem Schutzvertrag in liebevolle Hände. Darüber hinaus versorgt die Tierschützerin frei lebende Katzen mit Futter und pflegt verletzte Wildtiere in ihrem Garten. „Die Arbeit mit den Tieren bedeutet mir alles. Ostern oder Weihnachten, wenn alle ihre Familienfeste feiern, kümmern wir uns Tag und Nacht um die Tiere. Mit Flasche oder ohne, um den Greifvogel oder die Igel“, so Möbius.

Die 72-jährige arbeitet nebenbei noch in einer Tierarztpraxis, um etwas Geld dazu zu verdienen.
Ihre Einsatzbereitschaft ist unübertroffen: Die Tierschützerin trägt die gesamten Kosten zur Versorgung der Tiere selbst. „Ich bin es den Tieren schuldig. Sie geben mir so viel zurück“, so Möbius.

Besondere Anerkennung für die Tierschutzvereine

In der Sonderkategorie Tierrettung hat sich die Jury in diesem Jahr für das Thema Animal Hoarding entschieden. Bei dieser Tiersammelsucht handelt es sich um ein Krankheitsbild, bei dem Menschen Tiere in einer großen Anzahl horten.

Die Halter verlieren meistens die Kontrolle über die Pflege der Tiere und sind nicht mehr in der Lage zu erkennen, dass es den Tieren schlecht geht. Es fehlt an Futter, Wasser, Hygiene und tierärztlicher Betreuung. Die Menschen sind auf eine psychologische Betreuung angewiesen. Das menschliche Schicksal ist eng mit dem der Tiere verknüpft.

Wird von der Polizei oder dem Veterinäramt ein Fall entdeckt, nehmen in der Regel die Tierheime die beschlagnahmten Tiere auf. In schweren Fällen kommen dort an einem Tag hunderte Tiere auf einmal an.
Mit dem Preis der Sonderkategorie wurden stellvertretend drei Tierschutzvereine geehrt: Die Tierschutzvereine Freiburg im Breisgau, Greiz und Umgebung sowie Peine und Umgebung mussten sich in der Vergangenheit in besonderem Maße mit der Tiersammelsucht auseinandersetzen.

Juliane Framing von Pedigree (3. v. r.), Partner des Deutschen Tierschutzpreises, und Uta Bresan übergeben den Stellvertretern der Tierschutzvereine Greiz und Umgebung, Freiburg im Breisgau und Peine und Umgegend den Preis der Sonderkategorie Tierrettung.

Juliane Framing von Pedigree (3. v. r.), Partner des Deutschen Tierschutzpreises, und Uta Bresan übergeben den Stellvertretern der Tierschutzvereine Greiz und Umgebung, Freiburg im Breisgau und Peine und Umgegend den Preis der Sonderkategorie Tierrettung.

Der Tierschutzverein Greiz und Umgebung in Thüringen sah sich 2014 mit einem tragischen Fall konfrontiert: Das Tierheim musste nach einer Zwangsräumung 22 Hunde einer jungen Frau aufnehmen, die alle diese Tiere in ihrer Wohnung hielt. 16 Welpen waren darunter, die ältesten von ihnen gerade einmal zwölf Wochen alt.

In Freiburg hielt eine Frau 53 Katzen auf gerade einmal 40 Quadratmetern. Die Zustände waren katastrophal. Der Tierschutzverein Freiburg im Breisgau nahm die Tiere auf. Viele der Katzen waren trächtig und krank. Nach nur kurzer Zeit kamen im Tierheim knapp 50 Katzenwelpen zur Welt. Der Halterin der Katzen wurde bereits vor diesem Fall ein Tierhalteverbot auferlegt. An der Tatsache, dass sie sich erneut Tiere anschaffte, wird deutlich, wie wichtig die psychologische Betreuung der Menschen ist.

Der Tierschutzverein Peine und Umgebung in Niedersachsen musste sich um 200 Kleintiere kümmern, deren Halter verstorben war. Auch viele dieser Tiere, größtenteils Degus, waren tragend. Zum Glück konnten hier fünf weitere Tierheime Unterstützung leisten. Die Vereine erhalten als Anerkennung für ihre aufopfernde Arbeit Futterspenden von den Marken Whiskas und Pedigree.

Im Anschluss an die Preisverleihung ging die Veranstaltung fließend in einen gemütlichen Abend bei Getränken und vegetarischen Häppchen über. Preisträger und Gäste nutzten das festliche Ambiente, um sich auszutauschen und ließen den Abend gemeinsam ausklingen.

Bildrechte: Teaserbild und Bildergalerie: Deutscher Tierschutzbund e. V., Artikelbild "Hundeflüsterer": Hans-Günter Eßkuchen, Artikelbild "Hoffnung für Wildtiere": Korinna Seybold-Hase, Artikelbild "Lebenswerk": Margot Möbius, Artikelbild "Tierschutzvereine": Deutscher Tierschutzbund e. V.