2500 Menschen gehen auf die Straße

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2500 Menschen gehen auf die Straße

Ein Zeichen setzen Menschen, wenn sie auf die Straße gehen – und das taten 2.500 von ihnen auf der Demo gegen Tierversuche in Berlin.

  • Autor: Verena Jungbluth, Chefredakteurin DU UND DAS TIER

Fast drei Millionen Tiere werden jährlich im Namen der Forschung gequält, misshandelt und weggeworfen. Ohne Aussicht auf Entkommen, fristen sie in den Laboren ein Dasein voller Leid und Schmerzen, bis sie letztendlich getötet werden.

Anlässlich des Internationalen Tages des Versuchstieres riefen der Deutsche Tierschutzbund und das Bündnis Tierschutzpolitik Berlin, bestehend aus dem Tierschutzverein für Berlin und dem Bundesverband Tierschutz, die Bevölkerung daher dazu auf, für ein Ende der Tierversuche und für eine tierversuchsfreie Forschung zu demonstrieren.

Ines Krüger, erste Vorsitzende des Tierschutzvereins für Berlin, eröffnete die Demonstration mit einer Rede. Rund 2.500 Tierschützer versammelten sich unter dem Motto „Forschung ja – Tierversuche nein“ in Berlin und gaben den Tieren ihre Stimme.

Der Kampf gegen Tierversuche ist wichtiger denn je: Obwohl es längst moderne tierversuchsfreie Forschungs- und Testmethoden gibt, explodieren bundesweit die Tierversuchszahlen.
„Es ist höchste Zeit für ein Umdenken: Statt immer neuer Investitionen in grausame Tierversuche benötigen wir dringend mehr Gelder für die Entwicklung tierversuchsfreier Forschungs- und Testmethoden, bei denen kein Tier leiden muss. Das muss die Forschung der Zukunft sein“, kommentierte Thomas Schröder vom Deutschen Tierschutzbund.

„Wir müssen auf die Straße gehen – nicht nur hier, sondern überall. Wir wollen deutlich machen, was bei Tierversuchen in Berlin passiert, was bundesweit passiert und welche Tierquälerei in den einzelnen Bundesländern stattfindet“, fügte Wolfgang Apel, Präsident des Tierschutzvereins für Berlin und erster Vorsitzender des Tierschutzvereins Bremen, hinzu. Auch Gerd Fischer, Vorsitzender des Landestierschutzverbands Thüringen und des Tierschutzvereins Eisenach u. U., bestätigte, wie wichtig die Demonstration in Berlin ist: „Wir müssen Gesicht und Körper zeigen, damit die Bevölkerung und vor allem auch die Politik begreift, was wir wirklich wollen. Je weniger Menschen sich auf die Straße stellen, umso nachlässiger kann man aus Sicht der Politik mit dem Thema umgehen.“

Vordere Reihe: Tierschutzjugend Hamburg. Dahinter: Tierschutzjugend Nordrhein-Westfalen.

Denn in Forscherkreisen und in der Politik sind Tierversuche nach wie vor weitestgehend akzeptiert. Sie werden damit begründet, dass sie für die Gesundheit, die Sicherheit der Menschen oder für den wissenschaftlichen Fortschritt unerlässlich seien. „Wenn die Politik nichts macht, müssen wir ihr mit solchen Demonstrationen einen Anlass geben, endlich zu handeln“, erläuterte Renate Seidel, Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes und Vorsitzende des Landestierschutzverbands Brandenburg.

FÜR EIN ENDE VON TIERVERSUCHEN

Tiere empfinden Schmerzen und Angst wie wir Menschen. Sie können aber weder zustimmen, in den Versuchen mitzuwirken, noch äußern, dass der Versuch abgebrochen werden soll. Die Forderungen der Tierschützer sind klar: Tierversuche müssen aus ethischen und wissenschaftlichen Gründen gesetzlich verboten werden. Die Politik muss anstatt in Tierversuche in die tierversuchsfreie Forschung investieren.

„Die Technik ist so weit fortgeschritten, dass man über Computerversuche Ähnliches simulieren und herstellen kann. Es muss endlich damit aufgehört werden, Tiere wegzusperren, sie zu Forschungszwecken zu missbrauchen und sie letztendlich zu töten“, so Manfred Poniatowski, Vorsitzender des Tierschutzvereins Schwaan. Kerstin Lenz, Vorsitzende des Landesverbands Mecklenburg-Vorpommern, bestätigte: „Millionen Tiere leiden völlig unnötig. Tiere sind keine Messinstrumente. Wir sind heute ganz einfach hier, weil uns die ganze Thematik sehr am Herzen liegt.“

Julia Angelina Röhe ist mit anderen Jugendlichen der Jugendgruppe des Tierschutzvereins Hamburg angereist und „möchte dafür demonstrieren, dass Tiere in unserer Welt nicht mehr so ungerecht behandelt werden. Wir müssen ein Zeichen setzen und darauf aufmerksam machen, weil sich viele Menschen in ihrem Alltag keine Gedanken darüber machen, wie viel Leid sie eigentlich verursachen“.

Um die Demonstration abzurunden, fand abschließend eine Kundgebung statt. Wolfgang Apel, Thomas Schröder und Dr. Gerd Gies, Präsident des Bundesverbands Tierschutz, forderten in ihren Reden die Politik in Berlin und die Bundesregierung dazu auf, endlich zu handeln. Auch die Politiker der Landesregierung Berlins waren eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen. Das Thema Tierversuche scheint dem Großteil der Parteien jedoch nicht wichtig genug zu sein, denn erschienen sind nur zwei der eingeladenen Politiker: Claudia Hämmerling, Tierschutzsprecherin vom Bündnis 90/Die Grünen, und Simon Kowalewski, Sprecher für Tierschutz der Piratenpartei in Berlin. Beide nahmen an der Demonstration teil und sprachen sich in einer Rede klar gegen Tierversuche aus.