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Hilfe für Stadttauben über die Krise hinaus

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Hilfe für Stadttauben über die Krise hinaus

Aus der Corona-Krise geboren entwickeln sich die Notfütterungen von Tauben des Vereins Stadttiere Braunschweig zu einem Erfolg. Die Tierschützer möchten diesen nun nutzen, um die kommunale Verwaltung für ein integriertes Stadttaubenmanagement zu gewinnen. Ein solches lassen bis heute leider noch viele Städte vermissen.

  • Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER

Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Um die Tauben in der wegen der Corona-Pandemie menschenleeren Innenstadt vor dem Verhungern zu retten, hat der Verein Stadttiere Braunschweig, Mitgliedsverein des Deutschen Tierschutzbundes, die Vögel mit behördlicher Genehmigung not gefüttert. Weil Restaurants, Cafés und Imbissbuden zwischenzeitlich ihre Pforten schließen mussten, fanden die Tauben kaum noch Essensreste, die ihnen sonst als leider nicht artgerechte Nahrungsgrundlage dienen. Wie sich nach einigen Wochen zeigt, hat sich die Rettungsaktion für die 20 ehrenamtlichen Helfer, die täglich an sechs Stellen in Braunschweig rund 700 Tauben füttern, als wahre Erfolgsgeschichte entpuppt.

In Taubenschlägen, wie hier in Saarbrücken, erhalten die Tiere artgerechtes Futter und ihre Eier lassen sich zur Kontrolle der Population austauschen.

Mithilfe der kontrollierten Fütterungen hat der Verein die Tiere in der niedersächsischen Großstadt zu Fressschwärmen zusammengeführt. Darin lassen sich die Tauben, die sonst über die ganze Innenstadt verstreut auf Futtersuche gehen und vielen Passanten ein Dorn im Auge sind, sogar steuern und lenken. Dies ist ein großer Schritt ehrenamtlichen Engagements. Doch nun möchte Beate Gries, 1. Vorsitzende des Vereins und Fachreferentin für Stadttaubenmanagement im Deutscher Tierschutzbund Landestierschutzverband Niedersachsen, die Stadt Braunschweig mit ins Boot holen und in die Pflicht nehmen. „Wir sollten diesen Erfolg unbedingt nutzen und im Zuge dessen unser Konzept eines integrierten Stadttaubenmanagements nach den Empfehlungen des Landes Niedersachsen in Braunschweig realisieren“, sagt die Taubenexpertin, die selbst im Tierschutzbeirat des Landes daran mitgearbeitet hat. Und weist auf die Notwendigkeit „betreuter Taubenschläge“ hin. Sie würden sämtliche Probleme im Zusammenhang mit der Stadttaubenpopulation lösen.“ Denn damit ließe sich einerseits den Tieren helfen, die zu Unrecht einen schlechten Ruf als Krankheitsüberträger und „Ratten der Lüfte“ genießen. „Und dies wäre auch im Interesse derer, die sich durch die Tiere gestört und belästigt fühlen“, so Gries.

Die Vorteile betreuter Taubenschläge nahe der städtischen „Tauben-Hotspots“ sind zahlreich. Die Tiere bekämen ausreichend und artgerechtes Futter und müssten nicht länger in der Innenstadt nach Essensresten suchen, wodurch sich Passanten belästigt fühlen können. Dort gäbe es gleichzeitig weniger Verschmutzungen durch Taubenkot, da die Tiere den größten Teil räumlich begrenzt am Taubenschlag absetzen würden. Rund um diese laufen die Tiere weniger Gefahr, ihre Füße mit umherfliegenden Fäden oder Haaren zu verschnüren, was in der Nähe von Menschenmengen häufig passiert und im Extremfall dazu führen kann, dass Zehen oder ganze Füße absterben. In betreuten Taubenschlägen können Helfer zudem die Eier gegen Attrappen austauschen und so die Population kontrollieren.

#RespektTaube

Auch der Deutsche Tierschutzbund rückt den Taubenschutz mit der Kampagne #RespektTaube ins öffentliche Blickfeld. Weitere Informationen dazu finden Sie unter www.tierschutzbund.de/taubenschutz

Die Vorteile liegen auf der Hand. Und doch muss der Verein in Braunschweig Überzeugungsarbeit leisten. Dazu rührt er unter dem Motto „SCHLAGartige Lösung für eine saubere Stadt“ auch durch Öffentlichkeitsarbeit in der lokalen Presse fleißig die Werbetrommel, um den Druck auf die Behörden zu erhöhen. Diese hatten in den vergangenen Jahren versucht, die Population der Stadttauben mit einem Fütterungsverbot in den Griff zu bekommen. „Allgemeine Fütterungsverbote und übliche Vergrämungstechniken, wie sie in vielen Städten gelten, sind als Einzelmaßnahmen nicht erfolgreich und führen nur zu einer Problemverlagerung und zu anhaltenden Tierschutzproblemen “, erklärt Katrin Pichl, Referentin für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. Die Städte müssten sich endlich ihrer Verantwortung stellen. Wie lange dies in Braunschweig dauern wird, muss sich zeigen. Unabhängig davon solle es aber beim allgemeinen Fütterungsverbot für die Bürger bleiben. „Sonst werden die mühsam in vielen Wochen zusammengeführten Schwärme wieder zerstreut, sodass wir die Tiere nur noch schwer in einen Taubenschlag locken könnten. Wir wünschen uns für unseren Verein eine unbefristete Genehmigung zum kontrollierten Füttern der Schwärme über den Lockdown hinaus – für ein erfolgreiches Stadttaubenmanagement“, appelliert Gries.

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