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Die Initiative Tierwohl
ist gescheitert

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Die Initiative Tierwohl
ist gescheitert

Das große Ziel der Initiative Tierwohl (ITW), nämlich mehr für die Tiere in der Landwirtschaft zu tun, ist nicht ansatzweise erreicht. Der Deutsche Tierschutzbund hat seine Konsequenzen gezogen und die Mitarbeit beim Beraterausschuss gekündigt.

Die ITW, auch Branchenlösung genannt, in der sich Unternehmen und Verbände aus Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Lebensmittelhandel zusammengeschlossen haben, hat sich immer als „Motor des Tierwohls“ bezeichnet. Die Kriterien für mehr Tierwohl sollten messbar und höher sein, als es die gesetzlichen Regelungen vorsehen. Die Verhandlungen über die weitere Vertragsperiode der ITW ab 2018 haben nun gezeigt, dass die Branchenteilnehmer weiterhin auf Quantität statt Qualität setzen.

Möglichst viele Landwirte sollen teilnehmen, wirkliche Tierschutzverbesserungen oder gar ein genau definierter Ablaufplan, wo die ITW perspektivisch hinwill, sind dagegen nicht in Sicht. „Wir haben unsere Vorschläge früh eingebracht. Die im September getroffenen Beschlüsse der ‚Projektgruppe Schwein‘ sind viel zu vage und für uns kein Fundament, auf dem ein Anspruch hin zu mehr Tierschutz basieren kann. Unsere Hoffnung, durch die Mitarbeit etwas zu verändern, hat sich nicht erfüllt. Es bleibt nur der konsequente Schritt, die Mitarbeit im Beraterausschuss zu beenden“, erklärt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Stroh und Licht sind unüberwindbare Hürden

Die Transparenz für den Verbraucher bleibt bisher ebenfalls auf der Strecke. „Dass man die Deckelung nun auch noch absenkt, ist der klare Beleg, dass man nicht mehr – anders als versprochen – Motor sein will“, so Schröder. Der Deutsche Tierschutzbund hat immer klargestellt, dass die Kriterien bei den Grundanforderungen höher sein müssen als vorgesehen. Zudem ist der bunte Strauß an Einzelmaßnahmen, aus denen der Landwirt frei wählen kann, nicht zielführend. Dazu hatte der Verband konkrete Kriterienpakete vorgeschlagen. Einfachste Maßnahmen, wie eine Handvoll Stroh in den Schweineställen oder die Einhaltung des gesetzlichen Standards von drei Prozent Licht in den Ställen, sind offensichtlich unüberwindbare Hürden innerhalb der Initiative.

Die Diskussion über die Umsetzung selbst kleiner Kriterien innerhalb der ITW zeigt erneut, dass es in Deutschland ein strukturelles Problem in der landwirtschaftlichen Tierhaltung gibt. Der Deutsche Tierschutzbund sieht Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) in der Verantwortung: „Der Bundesminister ist nun gefordert, eine nationale Nutztierstrategie zu entwickeln, in der alle Maßnahmen auf ein gemeinsames Ziel hin zu mehr Tierschutz ausgerichtet sind. Auf diesem Weg müssen alle Beteiligten, insbesondere die Landwirte, mitgenommen werden“, so Schröder.

Falls der Bundesminister dieses strukturelle Problem nicht ernst nimmt, werden es nicht nur die Schweine sein, die nicht mehr Tierwohl erwarten dürfen. Auch Hühner und Puten wird es mit den unzureichend gefassten Kriterien nicht besser gehen. Schließlich hat die Geflügelbranche nicht ohne Grund hinter verschlossenen Türen getagt – Tierschutzverbände waren nicht einbezogen.

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