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Weidefeld wird exotisch

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Weidefeld wird exotisch

Wohin mit den Exoten, für die nicht alle Tierheime gerüstet sind? Im Tierschutzzentrum Weidefeld entsteht ein Reptilienhaus, eine Anlage für Schildkröten und eine neue Quarantänestation für Papageien.

  • Autor: Verena Jungbluth, Chefredakteurin DU UND DAS TIER

Dieser Kongo-Graupapagei lebt im Tierschutzzentrum Weidefeld.

Dieser Kongo-Graupapagei lebt gemeinsam mit anderen Papageien in einer großen Voliere im Tierschutzzentrum Weidefeld.

Als Schmuckstück in einer schicken Vitrine oder als Statussymbol neben dem Fernseher – exotische Tiere sind Trend in deutschen Wohnzimmern. Vom Ara bis zum Rosenkopfpapagei, von der Bartagame bis hin zur Anakonda – über das Internet, Tierbörsen oder auch den Zoofachhandel ist nahezu jedes dieser Tiere käuflich. Allerdings sind anspruchsvolle Reptilien keine geeigneten Haustiere für jedermann. Eine tiergerechte Haltung in Privathand ist kaum möglich.

Viele Papageien und Reptilien langweilen sich in ihren trostlosen Käfigen und Terrarien sprichwörtlich zu Tode. Andere leiden schon, bevor sie in die Hände von Privatleuten gelangen. Eine große Anzahl der Reptilien sind Wildfänge, die in Säcken oder Kisten über lange Strecken nach Deutschland transportiert werden. Auf diesem Weg schmuggeln Tierhändler auch viele vom Aussterben bedrohte Reptilien und Amphibien hierher und verkaufen sie auf Tierbörsen „unter dem Ladentisch“ oder über das Internet.

Endstation Tierheim

Hat sich der Traum vieler Menschen erfüllt, sich ein exotisches Tier anzuschaffen, sind sie oft schon nach kurzer Zeit mit der Haltung der Tiere überfordert. Zum einen ist ihnen nicht bewusst, dass beispielsweise das erworbene Reptil oft noch nicht ausgewachsen ist und es ihnen zudem gefährlich werden kann. Zum anderen unterschätzen sie die aufwendige Versorgung und die Kosten. Die Folge: Viele Halter setzen ihr Tier einfach aus oder geben es im Tierheim ab. So müssen immer mehr Tierheime auch Wildtiere aufnehmen.

In den beim Deutschen Tierschutzbund angeschlossenen Mitgliedsvereinen sind in den letzten fünf Jahren rund 30.000 Reptilien gelandet. Dazu zählten überwiegend verschiedene Wasserschildkrötenarten, aber auch Landschildkröten, Bartagamen und Nattern sowie gefährliche Arten wie Schnappschildkröten, Riesenschlangen oder Warane.

Das Reptilienhaus

Um die Tierheime zu unterstützen, hat der Deutsche Tierschutzbund gleich mit mehreren Bauprojekten begonnen. Noch in diesem Jahr entstehen im Tierschutzzentrum Weidefeld auf insgesamt 400 Quadratmetern ein Reptilienhaus und eine Anlage für Wasser- und Landschildkröten. Die Versorgungsleitungen und die Fundamente sind bereits gelegt. Die Fertigstellung soll laut Plan noch im Herbst dieses Jahres erfolgen.

Durch das Projekt finden im Tierschutzzentrum bald schwer bis gar nicht vermittelbare Reptilien ein tiergerechtes Zuhause. Die Tiere, die Veterinärämter im Umland beschlagnahmen oder die Tierschutzvereine bisher aufgenommen haben, finden im Reptilienhaus eine Unterkunft auf Zeit. Ziel ist, diese Tiere langfristig in sachkundige Hände zu vermitteln.

Wie weit sind die Bauarbeiten in Weidefeld?

Verfolgen Sie den aktuellen Stand der Bauarbeiten des Reptilienhauses, der Anlage für Schildkröten und der neuen Quarantänestation für Papageien. Lesen

Zusätzlich zu einer Quarantäne- und einer Krankenstation sowie einem Raum für tierärztliche Behandlungen wird das Reptilienhaus aus zwei Räumen mit mehreren Terrarien und Volierenanlagen bestehen. Diese sind so groß und so flexibel gestaltet, dass dort sowohl kleinere als auch größere Reptilien leben können. Zudem soll das Baukonzept ermöglichen, mehrere Terrarien miteinander zu verbinden, um die Tiere dort sowohl einzeln als auch in Gruppen unterzubringen.

Für die Wasserschildkröten ist ein Areal mit zwei großen Gewächshäusern und mehreren angrenzenden Außenteichen geplant. Dort können die Tiere und Arten vergesellschaftet oder einzeln gehalten werden.
Ein weiteres Gewächshaus mit einem großen und abwechslungsreich gestalteten unterteilbaren Freilaufgelände soll Landschildkröten zukünftig als Lebensraum dienen.

Papageienquarantäne

Katrin Umlauf, Leiterin des Tierschutzzentrums Weidefeld, füttert einen Papagei in einer Voliere.

Katrin Umlauf, Leiterin des Tierschutzzentrums Weidefeld, füttert einen Papagei in einer Voliere.

Zusätzlich zum Reptilienhaus hat in Weidefeld der Bau einer neuen Quarantänestation für Papageien begonnen. Das bereits bestehende Papageienhaus wird um ein separates Haus mit vier Volieren und einem Behandlungsraum erweitert. Gerade für Papageien ist eine Quarantänestation besonders wichtig, da viele der Tiere an „schlummernden“ Viruserkrankungen leiden, die unter Stress ausbrechen können. Um sicherzugehen, dass sich die Papageien nicht gegenseitig anstecken, sollten Neuankömmlinge zunächst bis zu drei Monate separat leben.

Das neue Projekt fordert auch die Mitarbeiter des Tierschutzzentrums heraus: Die Tierpfleger bereiten sich derzeit mit Seminaren, Praktika und dem Erwerb des entsprechenden Sachkundenachweises auf die neue Tätigkeit vor. „Die Beherbergung weiterer Tierarten ist nicht nur eine Hilfestellung für Tierheime, sondern auch für uns eine große und spannende Aufgabe, die unseren Tierpfleger-Auszubildenden die Möglichkeit bietet, sich ein noch umfassenderes Wissen anzueignen“, so Katrin Umlauf, die Leiterin der Einrichtung.

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