Autor: Nadia Wattad, Redaktion DU UND DAS TIER
Wildtiere und Zirkus passen einfach nicht zusammen. Elefanten müssen dort mit ihrem tonnenschweren Gewicht gleichzeitig auf Kopf und Rüssel stehen und Tiger wie ein Känguru auf den Hinterbeinen vorwärts hüpfen. Die Frage, ob das im Sinne des Tierschutzes ist, kann eigentlich jeder mit einem klaren „Nein“ beantworten.
Die Tiere fristen hinter den Kulissen, oft isoliert von Artgenossen oder gar angekettet, ein trauriges Leben. Die Zirkuslobby argumentiert da gerne, dass die tierunwürdigen Auftritte in der Manege und die belastenden Ortswechsel den Tieren Abwechslung und neue Reize böten – das ist Quatsch und wissenschaftlich nicht belegt. Den anderen Wildtieren ergeht es da im Zirkus nicht anders.
Jüngst hat das Bayerische Umweltministerium bekannt gegeben, dass Behörden in Bayern bei fast jeder zweiten Kontrolle in Zirkussen Verstöße gegen tierschutzrechtliche Vorschriften feststellen mussten. Und die Zirkusse, die nicht offensichtlich negativ auffallen, sind meist nicht besser. Selbst wenn dort die Tiere nach den Vorgaben der Zirkusleitlinien gehalten werden, sind die daraus resultierenden Vorschriften, was unter anderem Platz und Gehege angeht, immer noch viel zu lasch. Die meisten EU-Länder hingegen sind uns hier weit voraus. So haben sich beispielsweise Österreich, Belgien, die Niederlande und Griechenland für ein Verbot von Wildtieren im Zirkus ausgesprochen.
Und was macht Deutschland? Definitiv zu wenig! Der Bund empfiehlt lediglich, einige Arten nicht mitzuführen, darunter Delfine oder Pinguine, die ohnehin kein Zirkus im Programm hat. Dabei hätte es die Politik in der Hand. Ein Volker Kauder, Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, stellt sich da lieber in den Mittelpunkt der schillernden Zirkuswelt und ein Gregor Gysi, ehemaliger Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag, übernimmt öffentlichkeitswirksam eine Patenschaft für einen weißen Inzuchtlöwen aus dem Zirkus Krone. Der Sprecher der für Tierschutz zuständigen Agrarpolitiker der CDU/CSU im Bundestag, Franz-Josef Holzenkampf, will nicht auf die „leuchtenden Kinderaugen“ im Zirkus verzichten. Und wenn sich dann der tierschutzpolitische Sprecher der Union, Dieter Stier, gegen ein Wildtierhaltungsverbot ausspricht, weiß man endgültig, welchen Stellenwert der Tierschutz bei der Union hat. Gut, dass sich für diese Posten Tierschützer mit Herz und Verstand gefunden haben …
Da, wo der Bund nicht vorankommt oder nicht vorankommen will, versuchen sich zumindest die Kommunen. Und mit Hessen geht nun ein Bundesland vorbildlich in Sachen Tierschutz voran und startet den dritten Anlauf einer Bundesratsinitiative, die das Leid von Wildtieren im Zirkus endgültig beenden soll. Bis heute legt die Bundesregierung aber eine Blockadehaltung an den Tag. Der Vorstoß Hessens ist eine Chance. Wir fordern die Bundesländer auf, das Anliegen zu unterstützen. Denn nur eine bundesweite gesetzliche Regelung kann das Leid der Wildtiere beenden. Solange diese noch nicht erfolgt ist, trägt jeder, der NICHT solche Vorstellungen besucht, ein kleines Stückchen zu mehr Tierschutz bei. Wir bauen auf Sie, liebe Leser!
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