Aus dem Print-Magazin
Das Tierleid hinter Kopi Luwak

Ungenießbar – Luxuskaffee mit Beigeschmack

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Das Tierleid hinter Kopi Luwak

Ungenießbar – Luxuskaffee mit Beigeschmack

Kopi Luwak ist der teuerste Kaffee der Welt und erfreut sich hierzulande großer Beliebtheit. Seinen besonderen Ruhm verdankt er dem Fleckenmusang. Durch die immer höhere Nachfrage führte der Weg der Tiere vom Dschungel schnell in verdreckte Käfige – und wie so oft stieg mit der industriellen Produktion das Tierleid an.

  • Autor: Verena Jungbluth, Chefredakteurin DU UND DAS TIER

Kopi ist das indonesische Wort für Kaffee und Luwak geht auf den Begriff Musang luwak zurück, mit dem die Einheimischen den Fleckenmusang bezeichnen. Fleckenmusangs gehören zu den Schleichkatzen und leben im tropischen Regenwald. Die nachtaktiven Tiere sind in ganz Südostasien von Indien bis China, auf Borneo, den Philippinen und Indonesien beheimatet. Die hübschen Tiere mit den großen Kulleraugen leben hauptsächlich auf Bäumen und verschlafen den Tag dort genüsslich in hohlen Stämmen oder Baumhöhlen. Nachts machen sich die bis zu 60 Zentimeter langen und bis zu vier Kilogramm schweren Schleichkatzen auf Nahrungssuche und durchstreifen auf leisen Pfoten den Dschungel. Die Einzelgänger, deren wunderschön gezeichnetes Gesicht manchmal an Waschbären erinnert, haben ein graubraunes Fell mit schwarzen Streifen sowie Punkten an den Seiten und auf dem Rücken. Weil die Tiere – wie viele andere Arten – zunehmend mit der Zerstörung ihres Lebensraumes zu kämpfen haben, rücken sie aus der Not heraus immer mehr in die Nähe der Menschen und nisten sich zunehmend auch in Häusern ein. Doch was haben sie jetzt mit Kaffee zu tun?

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Das Geheimnis des Kopi Luwak

Fleckenmusangs sind Allesfresser und ernähren sich von verschiedenen Früchten, Eiern sowie Insekten, fressen aber auch Kleinsäuger wie zum Beispiel Mäuse und kleine Reptilien. Darüber hinaus stehen Kaffeekirschen ganz oben auf ihrem Speiseplan. Ihre Körper verwerten aber nur die Nährstoffe des Fruchtfleisches, die Bohnen scheiden die Tiere nahezu unverdaut wieder aus. Und genau darin liegt das Geheimnis des Kopi Luwak, auch als Katzenkaffee bekannt. „Die Kaffeebohnen werden während des Verdauungsprozesses einer Art natürlichen Fermentation durch Enzyme ausgesetzt, die mikroskopische Veränderungen auf der Oberfläche der Bohnen verursachen“, erklärt Nina Brakebusch, Referentin für Interdisziplinäre Themen beim Deutschen Tierschutzbund. „Durch diese erlangt der Kaffee später seinen typischen Geschmack.“ Ursprünglich war Kopi Luwak ein beliebtes Getränk der Einheimischen. Sie sammelten die ausgeschiedenen Bohnen mühsam im Dschungel vom Waldboden auf, wuschen und trockneten sie und verarbeiteten sie zu Kaffee. Heute erfreut sich Kopi Luwak als teuerster Kaffee der Welt über alle Grenzen hinweg großer Beliebtheit. „Deutschland ist eines der Hauptabnehmerländer weltweit“, so Brakebusch. „Ein Kilogramm kostet derzeit sage und schreibe 300 Euro, doch auch noch höhere Preise sind möglich.“

Industrielle Produktion auf Kosten der Tiere

Die hohe Nachfrage hat dazu geführt, dass der Kot des Fleckenmusangs schon lange nicht mehr im Dschungel vom Boden aufgesammelt wird – Produktivität und Wirtschaftlichkeit haben auch in diesem industriellen Zweig schnell Einzug gehalten. Die Leidtragenden sind wie so oft die Tiere. Denn heute ist es üblich, die Fleckenmusangs zu Zehntausenden einzufangen, sie so ihrem natürlichen Lebensraum zu entreißen und sie anschließend meist einzeln in viel zu kleine, verdreckte Drahtkäfige oder Verschläge aus Draht und Holz zu sperren. Tagein, tagaus sind sie von da an auf kleinstem Raumdazu verdammt, vor sich hinzuvegetieren und die so begehrten Kaffeebohnen zu produzieren. Dabei werden die Tiere in den Käfigen ausschließlich von Kaffeekirschen ernährt, was bei ihnen zu schweren Mangelerscheinungen führt. „Darüber hinaus führt das Leben in Gefangenschaft zu Verhaltensstörungen und das ständige Laufen auf den Gittern zu Schwellungen und Verletzungen an den empfindlichen Pfoten“, sagt Brakebusch. „Die Tiere laufen stundenlang im Kreis oder fügen sich selbst schwere Verletzungen zu, die sich aufgrund der unterirdischen hygienischen Bedingungen schnell entzünden.“ Hinzu kommt, dass die Käfige teilweise übereinandergestapelt werden. Das bedeutet, dass die Tiere nicht nur auf Gittern sitzen, die mit ihren eigenen Exkrementen verdreckt sind, sondern auch noch von oben mit den Exkrementen der Tiere verschmutzt werden, die über ihnen leben. In der Summe sind diese Haltungsbedingungen so furchtbar, dass viele Tiere daran sterben. „Werden die Fleckenmusangs, die überleben, zu krank und fressen nicht mehr richtig, werden sie getötet, auf Lebendtiermärkten zur Verarbeitung als Lebensmittel weiterverkauft oder freigelassen“, sagt Brakebusch. „Die Freilassung bedeutet für die meisten Tiere aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustandes ebenfalls das sichere Todesurteil.“

Verzicht auf tierquälerische Delikatessen

Damit reiht sich Kopi Luwak in die Reihe der Luxusprodukte ein, deren Herstellung grausamer kaum sein könnte. Der Deutsche Tierschutzbund fordert alle Verbraucher dringend dazu auf, auf Kopi Luwak zu verzichten. Auch der Kaffee, der angeblich aus „Wildlese“ oder „Wildsammlung“ stammt, sollte tabu sein. „Hierbei handelt es sich um dreisten Etikettenschwindel, denn tatsächlich wird Kopi Luwak mittlerweile fast ausschließlich auf solchen tierquälerischen Farmen produziert“, sagt Brakebusch. Die Begriffe Wildlese oder Wildsammlung sind rechtlich nicht geschützt, sodass die Produzenten damit durchkommen. Zwar gibt es inzwischen auch einige Hersteller, die nach den Skandalen der letzten Jahre versuchen, nachhaltiger zu wirtschaften und die Tiere besser zu ernähren. „Doch der Fleckenmusang ist und bleibt ein Wildtier, für den jegliche Art der landwirtschaftlichen Haltung mit großem Leid verbunden ist“, so Brakebusch. „Eine tierfreundliche Produktion von Kopi Luwak ist nicht möglich.“ Die einzige Option: Seit einigen Jahren versuchen Forscher, das spezielle Aroma des Kopi Luwak künstlich nachzuahmen. „Wenn überhaupt sollte ausschließlich dieser Kaffee im Einkaufswagen landen.“

Bildrechte: Artikelheader: stock.adobe.com – bah69 (Kaffee); Fotos: stock.adobe.com – bhakpong (Fleckenmusang hinter Maschendraht), Andrea Izzotti (Fleckenmusang hinter Gitter)