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Wieso Maulwürfe so faszinierend sind

Buddeln & fressen

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Wieso Maulwürfe so faszinierend sind

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Für die einen Nervensäge, für die anderen Sympathieträger: Die Meinungen zum Maulwurf sind durchaus geteilt. Eines aber ist der Maulwurf mit Sicherheit: ein faszinierendes Säugetier.

  • Autor: Bernd Pieper, Geschäftsführer Kommunikation beim Deutschen Tierschutzbund

„In seinem Garten freudevoll, geht hier ein Gärtner namens Knoll. Doch seine Freudigkeit vergeht, ein Maulwurf wühlt im Pflanzenbeet.“ Die hier von Wilhelm Busch beschriebene emotionale Eintrübung dürfte einigen Gartenfreund*innen aus dem Frühjahr bekannt sein, wenn sie sich frohgemut ans Werk machen wollen und in ihrem Enthusiasmus durch zahlreiche Erdhügel auf dem Rasen jäh gebremst sehen. Dabei sind diese Zeugnisse eifriger Grabungen eigentlich ein Grund zur Freude, beweisen sie doch, dass der Boden gesund und Lebensraum zahlreicher Kleinlebewesen wie Regenwürmern, Raupen und Engerlingen ist, die dem Maulwurf – einem konsequenten Verweigerer vegetarischer Lebensweise – schmecken. Darüber hinaus lockert die Bautätigkeit des Maulwurfs den Boden auf, Durchlüftung und Wasserablauf werden verbessert. Eine Stütze des Gartenwesens also? Im Prinzip ja, wenn nur diese hässlichen Hügel nicht wären. Die bestehen aus dem Aushubmaterial, das der Maulwurf beim Graben seines bis zu 3.000 Quadratmeter großen unterirdischen Systems aus Gängen, Schlaf-, Nest- und Vorratskammern nach außen trägt. Dabei benutzt er zum einen seine großen, schaufelartigen Vorderbeine, mit denen er das 20-fache seines eigenen Körpergewichts bewegen kann.

Mit seinen großen, schaufelartigen Vorderbeinen kann der Maulwurf das 20-fache seines eigenen Körpergewichts bewegen.

Zum anderen verwendet er dafür seinen Kopf beziehungsweise seinen Rüssel, was uns jedoch nicht dazu verleiten sollte, hierin den Ursprung seines Namens zu vermuten: Der verweist nämlich nicht auf die Schnauze, sondern auf „Molte“, die altertümliche Bezeichnung für Erde.

Das unterirdische Gangsystem des Maulwurfs ist bis zu 3.000 Quadratmeter groß.

Beinahe blind, aber die anderen Sinne sind umso schärfer

Von den weltweit rund 50 Maulwurf-Arten ist bei uns nur der bis zu 16 Zentimeter lange Europäische Maulwurf heimisch. Dessen winzige Augen liegen geschützt unter dem Fell. Die Gehörgänge sind durch Hautlappen verdeckt, Mund und Nase werden beim Graben mit Hautfalten verschlossen. Da sein ausgesprochen glattes Fell keinen Strich hat, ist es für den Maulwurf ein Leichtes, in seinem Gangsystem sowohl vor- als auch rückwärts zu laufen. Der überzeugte Einzelgänger ist zwar beinahe blind, hat dafür aber einen enorm leistungsfähigen Tast- und Geruchssinn und ein ausgezeichnetes Gehör. So ausgestattet bemerkt und findet er die Beute, die sich in einen Maulwurfsgang verirrt hat, auch auf große Entfernung.

Wegen seines rasanten Stoffwechsels ist der Maulwurf zur ständigen Nahrungsaufnahme verdammt.

Seine Tagesration entspricht dem eigenen Körpergewicht, pro Jahr kommen da knapp 40 Kilogramm zusammen. Für den Winter legt er sich gerne einen Vorrat aus Regenwürmern an, denen er einen Teil des Körpers abbeißt. Damit überlebt die Beute zwar, kann aber nicht mehr flüchten. So kritisch manche Hobbygärtner*innen den Maulwurf sehen, so beliebt ist er bei Kindern und deren Eltern. Wer kennt nicht die zauberhafte Geschichte vom Maulwurf Grabowski, der sich auf die Suche nach einer neuen Heimat begeben muss – eine bereits 1972 erschienene Parabel auf das anhaltende Umweltproblem Flächenverbrauch. Oder vom kleinen Maulwurf, der wissen will, wer ihm auf den Kopf gemacht hat und am Ende den Metzgerhund Hans-Heinerich als Übeltäter identifiziert. Die wohl bis heute bekannteste tschechische Zeichentrickfigur, der bereits 1957 ins Leben gerufene kleine Maulwurf Krtek, war lange Jahre auch bei uns in der „Sendung mit der Maus“ zu Gast.

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Maulwürfe sollten wir schützen, nicht vertreiben

Der Maulwurf ist nach der Bundesartenschutzverordnung und dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Für das Fangen, Verletzen oder Töten von Maulwürfen sowie für die Beschädigung oder Zerstörung seiner Fortpflanzungs- oder Ruhestätten können je nach Bundesland Bußgelder von bis zu 50.000 Euro verhängt werden. Vollkommen sinnlos ist das Plattklopfen der Maulwurfshügel: Diese sichern nämlich die lebensnotwendige Belüftung der unterirdischen Gänge, daher wirft der Maulwurf innerhalb kurzer Zeit an anderen Stellen neue auf, um nicht an seinem eigenen Kohlendioxidausstoß zu ersticken. Man sollte sich also mit dem Maulwurf arrangieren oder über seinen Beitrag zu einem lebendigen Garten freuen. Wer das nicht schafft, greife bitte zu vergleichsweise sanften Methoden, etwa regelmäßiger lärmender Gartenarbeit oder einem Sud aus Lebensbaum, Holunder oder Knoblauch, der in geringen Mengen in die Gänge geschüttet wird und den Maulwurf angeblich vertreibt. Auf keinen Fall darf man es dem oben erwähnten Gärtner Knoll gleichtun, der dem Maulwurf am Ende des Gedichts nach hartem Kampf den Garaus macht: „Da liegt der schwarze Bösewicht, und wühlte gern und kann doch nicht. Denn hinderlich, wie überall, ist hier der eigne Todesfall.“

Bildrechte: Artikelheader: stock.adobe.com – Ingo Bartussek; Foto: stock.adobe.com – Ingo Bartussek (Maulwurf)