Autor: Nadia Wattad, Redaktion DU UND DAS TIER
Es geschieht nicht über Nacht, sondern schleichend. Das Pferd braucht ein bisschen länger, bevor es zusammen mit dem Besitzer aus dem Stall geht, da die Gelenke vielleicht noch ein bisschen steif sind. Um die Augen herum legen sich feine grau-weiße Härchen, die Muskulatur geht zurück und die innere Heizung möchte auch nicht mehr so recht funktionieren, sodass das Pferd bei Kälte neuerdings eine Decke benötigt.
Doch nicht nur äußerlich ist zu erkennen, dass ein Pferd altert, auch im Inneren des Pferdes finden Veränderungen statt: Herz, Leber, Nieren, Verdauungstrakt und das Immunsystem arbeiten auch beim gesunden alten Pferd nicht mehr so gut wie in jungen Jahren. Knochen werden spröde, Gelenke und Sehnen sind nicht mehr so beweglich und elastisch und der Hormonhaushalt verändert sich. All das bedeutet, dass ältere Pferde allgemein länger brauchen, um sich von Krankheiten und Verletzungen zu erholen. Ihre Pflege und Betreuung hat nun andere Schwerpunkte.
Auch bei Mauserl, einem Gnadenbrotpferd des Deutschen Tierschutzbundes, waren ähnliche Anzeichen zu erkennen. Die fuchsfarbene Traberstute, die zahlreiche Vorbesitzer hatte, bis ihr letztendlich 1992 – zehnjährig – der Deutsche Tierschutzbund ihr Gnadenbrot gab, konnte jedoch noch 22 Jahre ein pferdegerechtes Leben genießen. Im Herbst 2014 ist Mauserl im Alter von 32 Jahren gestorben. Auch wenn dies natürlich sehr traurig für alle Beteiligten war, hat sie dennoch viel Glück gehabt. Nicht alle Pferde können so unbeschwert altern.
So mancher Pferdebesitzer denkt, dass es alten Pferden am besten geht, wenn man sie in Ruhe lässt. Das ist jedoch ein Trugschluss. Auch im Alter brauchen Pferde Beschäftigung und eine Aufgabe. Das können Spaziergänge zu Fuß sein, kleinere Übungen am Boden und – je nach Gesundheitszustand und Trittsicherheit – kürzere Ausritte im Wald oder Feld.
Darüber hinaus sollten ältere Pferde so untergebracht sein, dass sie sich im Alltag möglichst selbstbestimmt bewegen können. Auch Mauserl hatte diese Möglichkeit, was besonders ihrer Arthrose, an der sie wie viele alte Pferde litt, entgegenkam. Hier ist Bewegung ohne Belastung das A und O.
Sie lebte zusammen mit ihrem ebenfalls älteren Wallachkumpel Donald in einem Offenstall im Anbau einer Reithalle. Die beiden konnten sich dann aussuchen, ob sie sich im Stall, in der Halle, auf dem Paddock oder auf der Koppel aufhalten wollten. Heiße Sommertage haben die beiden Pferde sowohl durch regelmäßige kalte Duschen gut überstanden als auch durch die Möglichkeit, im Schatten eine Siesta zu halten. Ältere Pferde bleiben gerne unter sich.
Insofern ist es nicht unbedingt ratsam, Pferdesenioren in eine größere Gruppe mit jüngeren Pferden zu integrieren, da sie dort über die Koppel gejagt oder vom Fressen abgehalten werden könnten. Die Zweier-WG, in der sich Mauserl und Donald befanden, war daher ideal.
Da bei älteren Pferden der Verdauungstrakt nicht mehr so gut arbeitet wie in jungen Jahren und der Stoffumsatz und die Speicherfähigkeit von Nährstoffen reduziert sind, ist eine ausgewogene Fütterung sehr wichtig. Diese kann die Altersveränderungen durchaus verzögern oder mindern und sehr viel zum Wohl der Tiere beitragen.
Futter für ein altes Pferd sollte äußerst schmackhaft, leicht zu kauen und gut verdaulich sein. Darüber hinaus sind ein hoher Protein- und Faseranteil sowie ein hoher Energiewert wichtig.
Vor einer Futterumstellung ist eine Rücksprache mit dem behandelnden Tierarzt sinnvoll. Dieser sollte auch für die passende Versorgung mit Vitaminen und Mineralien zurate gezogen werden.
Ein ständiger Zugang zu frischem Wasser sollte immer gegeben sein. Trinkt das Pferd nicht ausreichend, kann es austrocknen. Im Ernstfall führt dies zu einer lebensbedrohlichen Kolik. Über eingeweichtes Futter oder Mash kann das Pferd zusätzlich dazu gebracht werden, mehr Flüssigkeit aufzunehmen.
Ein besonderes Augenmerk sollte beim alten Pferd auch auf die Zähne gelegt werden. Regelmäßige Kontrollen, mindestens einmal jährlich, helfen Probleme frühzeitig zu erkennen.
Dass es Mauserl bis zuletzt so gut ging, war neben vielen tollen Menschen, die sich vor Ort mit viel Engagement und Liebe um die Traberstute gekümmert haben, auch ihrer treuen Patin zu verdanken, die sich jahrelang an den Kosten der Traberstute beteiligt hat.