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Tierversuche

Tierleid im Studium?

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Tierleid im Studium?

Zuckende Froschschenkel, aufgeschnittene Mäuse – das und vieles mehr steht Studenten vieler naturwissenschaftlicher Studiengänge bevor. Dass dies schon lange nicht mehr zeitgemäß ist, beweisen Alternativmethoden zum „Tierverbrauch“ an Hochschulen.

50.288 Tiere sind 2014 laut offizieller Statistik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Bereich Ausbildung und Weiterbildung eingesetzt worden – wirbellose Tiere, wie Insekten, und Tiere, die zum Zweck der Organentnahme getötet wurden, sind hier nicht mitgezählt.

Mit diesem Wissen stellen sich viele angehende Studenten die Frage, ob sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren können, ein Studium, das zum Beispiel das Sezieren von getöteten und Versuche an lebendigen Tieren beinhaltet, zu wählen. Sowohl als Arzt und Biologe als auch als Veterinärmediziner hat man während des Studiums an deutschen Hochschulen zwangsläufig damit zu tun. Die Tiere wurden eigens für den Zweck des Sezierens getötet. Diese Tatsache schreckt bereits viele von einem solchen Studium ab. Die Folge: Die Studenten entscheiden sich gegen ihren Berufswunsch und wählen ein anderes Studienfach.

Der vernünftige Grund: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“

Dadurch findet gewissermaßen ein Aussieben statt, das junge Menschen, die sich für ein solches Studium entscheiden, um später als Wissenschaftler möglicherweise an der Entwicklung moderner tierleidfreier Verfahren zu arbeiten oder gar im Bereich des Tierschutzes, ausschließt.

Sezieren ist Pflicht

Spätestens nach Beginn des Studiums wird klar: Die meisten praktischen Übungen, wie beispielsweise das Sezieren von Tieren, sind in der Regel verpflichtend vorgeschrieben. Ein Verweigern kommt einem Abbruch des Studiums gleich, da die Studenten einen entsprechenden Leistungsnachweis des Kurses benötigen.
Das besagt die Studienordnung und hier setzt die Frage nach dem vernünftigen Grund an. Wissenschaftler, die in ihrer Forschung Tierversuche machen, arbeiten laut eigener Aussage auf ungeklärte Fragestellungen und neue Erkenntnisse hin. Im Gegensatz dazu bekommen Studenten mithilfe des Tierverbrauchs lediglich Sachverhalte vermittelt, die meist seit Langem bekannt und in den meisten Lehrbüchern zu finden sind. Liegt hier also ein „vernünftiger Grund“ vor, um Tiere töten und verwenden zu können? Wohl kaum.

Des Weiteren dürfen Eingriffe an Tieren im Rahmen einer Ausbildung laut Tierschutzgesetz „(…) nur vorgenommen werden, soweit ihr Zweck nicht auf andere Weise, insbesondere durch filmische Darstellungen, erreicht werden kann.“ Doch auch dieses Kriterium erfüllt der Tierverbrauch in der Lehre nicht.

Internationale Datenbanken liefern sowohl umfassende Informationen zu tierfreien Lehrmodellen als auch eine umfangreiche Sammlung wissenschaftlicher Studien.

Es gibt bereits ausreichend Alternativen in Form von Videofilmen, interaktiven Computersimulationen, schmerzlosen Selbstversuchen, plastischen Modellen und vieles mehr. Diese bieten den Vorteil, dass die Studenten die Übungen wiederholen können. Zudem kommen Berührungsängste mit toten Tierkörpern gar nicht erst auf, was dem Lernerfolg der Studenten zugutekommt. Wissenschaftliche Studien belegen den gleichwertigen und zum Teil sogar besseren Lernerfolg von tierleidfreien Methoden.

Weiterführende Infos

Bildrechte: "Teaserbild": Simon Jarratt/Corbis