News der Woche: USA planen Arzneimittelentwicklung ohne Tierversuche

USA – Die amerikanische Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration (FDA) hat verkündet, Tierversuche bei der Entwicklung von therapeutischen Antikörpern und anderen Arzneimitteln künftig schrittweise durch wirksamere, für den Menschen relevantere Methoden ersetzen zu wollen. Ziel dieses neuen Strategieplans ist es, Medikamente vollständig tierversuchsfrei auf Sicherheit zu testen. Für die nächsten drei Jahre strebt die Behörde an, Tierversuche zur Toxizitätsprüfung durch sogenannte Non-animal Methods oder
New Approach Methodologies (NAMs) maßgeblich zu reduzieren. Geplant ist beispielsweise, bereits bestehende Daten zu nutzen und eine Toxizitätsdatendank aufzubauen, um vermehrt Computermodelle zu entwickeln und zu validieren. Laut FDA-Kommissar Martin Makary sind aufgrund von KI-basierten Computermodellen, Labortests an menschlichen Organmodellen sowie Daten aus der Humanmedizin und Klinik sicherere Behandlungen für Patient*innen schneller und zuverlässiger verfügbar. Gleichzeitig könne die FDA die Arzneimittelpreise sowie die Kosten für Forschung und Entwicklung senken. Dies liegt unter anderem daran, dass tierversuchsfreie Methoden oft bessere Vorhersagen für menschliche Reaktionen bieten und schneller durchzuführen sind, was die Zulassung der Medikamente beschleunigt. In drei bis fünf Jahren soll ein tierversuchsfreies Testverfahren bei der Sicherheitsbewertung von therapeutischen Antikörpern Standard sein, anschließend möchte die Behörde ihre Strategie auf weitere Gruppen von Medikamenten ausweiten.

Tierversuche bedeuten millionenfaches Tierleid

„Die Entscheidung der amerikanischen Arzneimittelbehörde, Tierversuche für die Prüfung und Zulassung von Medikamenten nun sukzessive durch tierversuchsfreie Methoden zu ersetzen, ist ein großer Fortschritt und Erfolg für den Tierschutz“, sagt Kristina Wagner, Leiterin der Abteilung Tierversuchsfreie Wissenschaft beim Deutschen Tierschutzbund. „Tierversuche sind in diesem Bereich sowohl in den USA als auch in Europa bis jetzt vielfach in gesetzlichen Vorschriften verankert, obwohl diverse wissenschaftliche Studien ihre schlechte Vorhersagekraft für menschliche Krankheiten wie Alzheimer, Krebs oder entzündliche Erkrankungen belegen. Trotzdem leiden und sterben dafür jährlich Millionen Tiere wie Kaninchen und Mäuse in den Laboren. Wichtig ist nun, dass die Vorgaben zur Arzneimitteltestung international vereinheitlicht werden, sodass die Anwendung tierversuchsfreier Methoden zum Beispiel auch in der Europäischen Union anerkannt wird.“ Die in den USA angestrebten NAMs umfassen verschiedene innovative Ansätze ohne den leidvollen Umweg über die Tiere. „Diese ethisch vertretbaren Alternativen sind meist präziser und effizienter. Sie basieren auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und sind direkt auf den menschlichen Organismus fokussiert, wodurch sie relevantere Ergebnisse liefern als Tierversuche“, so die Expertin weiter. „Tierschutz und wissenschaftlicher Fortschritt sind dabei eng miteinander verbunden.“ Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich seit Jahren dafür ein, aus Tierversuchen auszusteigen und diese langfristig durch tierversuchsfreie Methoden zu ersetzen. In seiner Publikation „Wegweiser Tierversuchsfreie Wissenschaft“ zeigt der Verband die vielfältigen Möglichkeiten tierversuchsfreier Methoden auf. Außerdem berichteten wir in der Ausgabe 4/2024 unseres Magazins DU UND DAS TIER über die Wissenschaft ohne Tierversuche.

(© Foto: Unsplash – Devi Puspita Amartha Yahya (Maus))

 

Comments are closed.