Gland – Die Internationale Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) hat die Langschwanzmakaken auf ihrer Roten Liste von „gefährdet“ auf „stark gefährdet“ heraufgestuft. Denn sie schätzt, dass die Population der Affen in den letzten drei Generationen – das entspricht etwa 42 Jahren – um etwa 40 Prozent zurückgegangen ist. Während Tier- und Naturschützer*innen diese Einschätzung unterstützen, hat der US-Verband für Biomedizinische Forschung (NABR) eine Petition dagegen bei der IUCN eingereicht. Die nordamerikanische Organisation befürchtet, dass es dadurch für Versuchslabore schwieriger wird, Genehmigungen zu bekommen, um die Affen aus ihren Herkunftsländern in Südostasien zu importieren. So könnten ihnen angeblich die Versuchstiere ausgehen. Auch in Deutschland sind Langschwanzmakaken die am häufigsten in Tierversuchen eingesetzten Primaten. Die Einstufung auf der Liste der IUCN ist zwar für Entscheidungsträger wie Landesbehörden nicht bindend. Doch viele von ihnen orientieren sich daran, bevor sie festlegen, welche Tierarten legal ein- und ausgeführt werden dürfen.
Langschwanzmakaken empfinden Schmerzen wie Menschen
Langschwanzmakaken, auch als Javaneraffen bekannt, sind unter anderem von Kambodscha und Thailand über Malaysia bis Indonesien beheimatet. Die Schmerz- und Leidensfähigkeit der sozialen Tiere, die in freier Natur in Gruppen von bis zu 60 Affen leben, ist mit der des Menschen vergleichbar. „Von den Javaneraffen, die 2021 mit 91 Prozent die größte Gruppe der in Deutschland in Versuchen verwendeten Primaten darstellten, wurden hierzulande 93 Prozent importiert“, sagt Jessica Rosolowski, Referentin für Alternativmethoden zu Tierversuchen beim Deutschen Tierschutzbund. Um die Masse an Affen in den Laboren weltweit decken zu können, hat sich ein internationales Handelsnetzwerk gebildet. „Jedes Jahr werden Zigtausende Javaneraffen und andere Primaten legal oder illegal ihrem natürlichen Lebensraum entrissen“, kritisiert James Brückner, Leiter der Abteilung Wildtiere beim Deutschen Tierschutzbund.
Importstopps und tierversuchsfreie Methoden können Affen retten
Die Nutzung der Javaneraffen zu Forschungszwecken ist längst zu einem Artenschutzproblem geworden. Darum begrüßt der Deutsche Tierschutzbund die Einstufung der IUCN als Warnung, die dem Schutz der Tiere dienen soll. Er fordert im ersten Schritt ein grundsätzliches Importverbot von nichtmenschlichen Primaten und darüber hinaus ein generelles Verbot von Versuchen an ihnen. So sieht das auch Rosolowski: „Statt Zuchtprogramme zu intensivieren und so Wildfänge zu reduzieren, müssen Politik und Wissenschaft zeitgemäße tierversuchsfreie Methoden stärker fördern und zudem anstreben, alle Tierversuche zu beenden.“
(© Foto: Unsplash – Nils Södermann (Affe))