Tierversuche: Neue Entwicklungen in Jena

Im Mai hatten Beamte des LKA Thüringen im Auftrag der Staatsanwaltschaft Gera das Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) in Jena durchsucht. Hintergrund war der Verdacht auf Verstöße gegen das Tierschutz- und das Arzneimittelgesetz sowie auf Untreue und Unterschlagung. Zudem hatte das Institut zu viele genmanipulierte Mäuse gezüchtet und bei einigen Versuchen deutlich mehr Tiere eingesetzt als beantragt und genehmigt waren. Dabei handelt es sich um Tierversuche, die an genveränderten Mäusen altersbedingten Blutkrebs und Muskelschwund erforschen sollen. Nachdem die Fehler aufgefallen waren, soll das Institut die Tierversuche eingestellt haben.
Das Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz hatte Strafanzeige gestellt, nachdem sich das Institut zuvor selbst angezeigt hatte.

Tierschutzbeauftragter ist Hauptverdächtiger

Nun ist bekannt geworden, dass pikanterweise der Tierschutzbeauftragte der Uniklinik und der Universität Jena, gegen das Arzneimittelgesetz verstoßen haben soll. Dieser ist zudem Direktor des Instituts für Versuchstierkunde und Tierschutz und offenbar auch der Tierschutzbeauftragte im FLI. In der Folge hat das Institut alle 25 Versuchsreihen gestoppt, weil sie möglicherweise nicht ordnungsgemäß genehmigt waren. Und es wurden weitere Konsequenzen gezogen: Im Institut wurden die Stellen der Tierhaus-Leitung neu besetzt sowie ein eigener Tierschutzbeauftragter bestellt. Die Uniklinik selbst hat den Vertrag mit dem Tierschutzbeauftragten gekündigt und drei neue Mitarbeiter als Tierschutzbeauftragte bestellt.
Als Reaktion auf die Vorwürfe hat die Leibniz-Gemeinschaft dem Institut in Jena ihren eigenen Präsidiumsbeauftragten für Tierschutz zur Seite gestellt. Stefan Treue, Neurobiologe und Professor am Deutschen Primatenzentrum in Göttingen, soll die Mitarbeiter am Institut unterstützen.

Mangelnde Kontrollen

Auch wenn das Institut inzwischen Maßnahmen ergriffen haben soll, um Fehler in der Anmeldung zukünftig zu vermeiden, zeigt dieser Fall deutlich, dass sich die Behörden auf Selbstanzeigen und institutseigene Hinweise verlassen. Hätte das Institut sich nicht selbst angezeigt, wäre dieser Rechtsbruch vermutlich nie aufgefallen. Der Deutsche Tierschutzbund und sein Landestierschutzverband Thüringen fordern schon seit langem bessere Kontrollen. Darüber hinaus hat der Deutsche Tierschutzbund bei der EU-Kommission diesbezüglich Beschwerde eingereicht.

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