Nürnberg – Der Tiergarten Nürnberg plant, Guinea-Paviane zu töten, und begründet das brutale Vorhaben mit „Populationsmanagement“. Demnach sei das Gehege nur für 25 Tiere ausgelegt und reiche nicht länger für die zu groß gewordene Gruppe mit insgesamt 45 Tieren aus. Dies führe zu mehr Konflikten und Verletzungen unter den Affen, so der Tiergarten. Zudem stuft der Zoo die soziale Struktur innerhalb der Gruppe als problematisch ein. Dass die Gruppe verkleinert wird, sei bereits beschlossen. So machte die Einrichtung die Problematik bereits im Februar 2024 öffentlich. Die Tiere stehen über ein internationales Netzwerk zur Vermittlung – der Nürnberger Tiergarten ist in Deutschland aktuell der einzige Zoo, der diese Primatenart hält. Bislang bestehe laut Tiergarten jedoch kein ernsthaftes Interesse von anderen Zoos. Obwohl Guinea-Paviane als potenziell gefährdet gelten, schließt die Nürnberger Einrichtung aus, die Tiere auszuwildern, da es in den Herkunftsgebieten momentan keine Regionen gebe, in denen die Paviane sicher leben könnten. Zudem stoppte der Zoo 2018 die Verhütung von Weibchen, da sie dauerhaft unfruchtbar blieben. Denn der Tiergarten möchte die Paviane weiterzüchten, um eine „Reservepopulation“ zu etablieren. Deshalb verzichtet der Tiergarten auch auf die Sterilisation der männlichen Paviane. Wann die Tiere getötet werden sollen, steht noch nicht fest.
Tausende Tötungen in europäischen Zoos
Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert die geplante Tötung der Guinea-Paviane aufs Schärfste. „Es ist unverantwortlich, dass der Tiergarten Nürnberg vorhat, mehrere Paviane zu töten. Die Gruppengröße für ein zu kleines Gehege ist ein Problem, das sich der Zoo über Jahre selbst herangezüchtet hat“, sagt Paulina Kuhn, Referentin für Wildtiere beim Deutschen Tierschutzbund. „Es ist unverständlich, warum der Zoo es nun so darstellt, als gebe es außer der Tötung keine andere Option. Die Überpopulation hätte deutlich eher geregelt werden können“, so die Expertin weiter. Tötungen von Zootieren sind leider kein Einzelfall. Pro Jahr betrifft dies laut Schätzungen des Europäischen Zooverbandes EAZA europaweit 3.000 bis 5.000 kerngesunde Zootiere, die als „überzählig“ gelten. Darunter befinden sich immer wieder gefährdete Tierarten – ähnlich wie im aktuellen Fall in Nürnberg. Oft passen die Tiere nicht mehr in die Zuchtplanung der Zoos und können auch nicht an andere Tierparks vermittelt werden. Viele Zoos, insbesondere in Deutschland, kommunizieren die Zahl der getöteten Tiere nicht transparent. Vielmehr geben sie sich fälschlicherweise als Einrichtungen aus, die sich für den Artenschutz und eine Aufklärung der Bürger*innen einsetzen. Über das Thema berichteten wir bereits in der Ausgabe 02/2023 unseres Magazins DU UND DAS TIER. Der Deutsche Tierschutzbund lehnt das Töten gesunder „überzähliger“ Tiere ab. Zoos sollten nur züchten, wenn sichergestellt ist, dass die Nachkommen eine möglichst tiergerechte Unterbringung erhalten. Zudem sollte die Haltung gefährdeter Arten grundsätzlich immer zum Ziel haben, diese auch wieder in freier Wildbahn anzusiedeln – verknüpft mit dem Schutz der Lebensräume vor Ort.
(© Foto : Pixabay – ArminEP (Pavian))