News der Woche: Schweiz gibt Wölfe zum Abschuss frei

Bern – Das Schweizer Bundesamt für Umwelt hat den Abschuss von Wölfen in fünf Kantonen bewilligt. Seit Anfang Dezember dürfen Jäger*innen jetzt zwölf der insgesamt 32 Rudel im Land töten, ohne dass die Wölfe bisher andere Tiere wie Schafe oder Ziegen gerissen haben. Darüber hinaus ist es erlaubt, zwei Drittel der Jungwölfe aus sechs weiteren Rudeln zu erschießen. Somit sind Hunderte Wölfe betroffen. Etwa 130 Tiere sollen allein im Kanton Graubünden getötet werden. Im Kanton Wallis sind sieben von 13 Rudeln mit etwa 34 Tieren für die Jagd freigegeben. Die Jagdzeit dauert noch bis Ende Januar an. Zuvor beschwerten sich Landwirtinnen und Landwirte darüber, dass Wölfe einige ihrer Weidetiere gerissen hätten. Die Regierung möchte mit der geänderten Jagdverordnung das Wachstum des Wolfsbestandes bremsen. Aktuell leben rund 300 Wölfe in der Schweiz. In der Regel bilden fünf bis zehn Wölfe ein Rudel: Mutter, Vater und der Nachwuchs der vergangenen zwei Jahre.

Herdenschutz als Prävention

Aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes ist dieses Vorgehen sinnlos: „Wölfe abzuschießen reduziert keine Risse, da Artgenossen jederzeit nachrücken können und ungeschützte Weidetiere als Nahrungsquelle nutzen. Zudem widerspricht das Schweizer Vorgehen wissenschaftlichen Erkenntnissen und bedroht die Wolfspopulation im Land insgesamt “, sagt James Brückner, Leiter der Abteilung Wildtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Viel wichtiger ist es, die Tiere in der Landwirtschaft ausreichend zu schützen, damit sie für den Wolf keine leichte Beute darstellen. Der Verband hat daher gemeinsam mit über 230 Organisationen in einem offenen Brief an den Schweizer Umweltminister an internationale Vereinbarungen und wissenschaftliche Fakten erinnert und plädiert für mehr Herdenschutz als vorbeugende Maßnahme, anstatt Wölfe willkürlich abzuschießen.

Wölfe sorgen auch in Deutschland für Konflikt

Nachdem Wölfe in Deutschland 150 Jahre lang als ausgerottet galten, leben hier wieder 180 Rudel – ein großer Erfolg für den Artenschutz, aber dennoch nicht konfliktfrei. Die Umweltminister*innen der Länder haben letzte Woche den Vorschlägen von Bundesumweltministerin Steffi Lemke für einen erleichterten Abschuss von Wölfen, die Herdenschutzmaßnahmen überwinden, zugestimmt. Landwirtschafts- und Jagdverbänden geht dies allerdings nicht weit genug. Sie fordern weiterhin eine Obergrenze, die Aufnahme des Wolfs in das Jagdrecht sowie wolfsfreie Zonen. Dabei bleibt außer Acht, dass Wölfe wichtige Aufgaben in unseren Wäldern erfüllen können, indem sie die Zahl der Beutetiere wie Rehe und Hirsche mindern und auch kranke Tiere erbeuten. Die ländliche Bevölkerung hierzulande lehnt die Jagd auf Wölfe ab und spricht sich vielmehr mit überwältigender Mehrheit für deren Schutz aus, wie eine jüngste Umfrage zeigt.

Mehr zum Thema Wölfe erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe 4/2023 von DU UND DAS TIER – Das Magazin des Deutschen Tierschutzbundes.

(© Symbolfoto: Pixabay – Marcel Langthim (Wolf))

Comments are closed.