Bonn – Die Veranstaltung „Rhein in Flammen“ in Bonn hat Anfang Mai mit ihrem Feuerwerk am Rheinauensee zahlreiche Tiere in Todesangst und Schrecken versetzt. Mindestens ein Schwan starb vermutlich aufgrund der Explosionen. Fotos und Videos zeigen, wie aufgescheuchte Schwäne während des Feuerwerks panisch über den See fliegen. Am nächsten Morgen fand eine Tierrettung einen toten Schwan auf der Konrad-Adenauer-Brücke, die direkt über der Rheinaue verläuft. Das Tier floh wahrscheinlich aus Panik vor dem Feuerwerk und könnte mit einer Hochspannungsleitung der Straßenbahn oder mit einem Bauzaun kollidiert sein. Das Feuerwerk findet jährlich in unmittelbarer Nähe zum Rheinauensee und der Vogelinsel statt. Dort leben hunderte Wasservögel wie Kanadagänse und Schwäne. Außerdem nistet in den Bäumen eine Graureiher-Kolonie. Die Stadt Bonn hatte mit Blick auf den Natur- und Artenschutz bereits für dieses Jahr ein Planungsbüro beauftragt, welches die Brutbestände der Wasservögel vor und nach der Veranstaltung erfasste und zudem das Verhalten der Vögel während der Veranstaltung beobachtete. Diese Vorstudie dient als Basis einer Untersuchung im kommenden Jahr. Anhand dieser möchte die Verwaltung unter anderem ableiten, ob sie das Feuerwerk künftig an einem anderen Ort und zu einem späteren Zeitpunkt außerhalb der Brutzeit stattfinden lässt.
Feuerwerk verursacht massives Tierleid
„Während tausende Menschen das Feuerwerk an der Rheinaue bestaunen, leiden unzählige Wildtiere wie Vögel massiv unter den Knallgeräuschen und grellen Lichtern. Es ist davon auszugehen, dass nicht nur ein Schwan zum Opfer fiel. Sehr wahrscheinlich wurden weitaus mehr Vögel verletzt, traumatisiert oder haben das Feuerwerk ebenfalls nicht überlebt“, sagt James Brückner, Leiter der Abteilung Wildtiere beim Deutschen Tierschutzbund. „Es ist zwar ein erster Schritt, dass die Stadt Bonn die Auswirkungen der Veranstaltung beobachten lässt und möglicherweise Anpassungen vornehmen wird. Doch aus Tierschutzsicht ist es am besten, gar kein Feuerwerk auszurichten.“ Denn Veranstaltungen und Feierlichkeiten mit lauten Raketen wie „Rhein in Flammen“ oder Silvester bedeuten für Millionen Wild- und Haustiere immensen Stress. Sie haben panische Angst vor den extremen Geräuschen, Lichtblitzen und Gerüchen, bei manchen Tieren hält dieser Zustand sogar mehrere Tage an. Bei Vögeln besteht die Gefahr, dass sie die Orientierung verlieren und gegen Hindernisse fliegen – wie der aktuelle Fall in Bonn verdeutlicht. „Problematisch ist auch, dass die Tiere durch die akute Stressbelastung lebensnotwendige Energiereserven verlieren“, so der Experte. Eine Studie zeigte, dass beispielsweise Wildgänse nicht nur am Silvesterabend selbst, sondern auch an den darauffolgenden Tagen noch durch die Situation beeinträchtigt waren. In der Silvesternacht flogen die Tiere höher und weiter als üblich, einzelne Tiere sogar bis zu fünfhundert Kilometer. Solche Strecken legen sie normalerweise während eines gesamten Zuges zurück. Darüber hinaus kehrten die Vögel nicht in ihre vorherigen Rastgebiete zurück. Die Wildgänse fraßen zudem bis zu zwölf Tage nach Silvester deutlich mehr und bewegten sich weniger als sonst, um ihr Energiedefizit auszugleichen. Der Deutsche Tierschutzbund lehnt das Zünden von Feuerwerkskörpern im Lebensraum von Wildtieren entschieden ab. Weiterhin fordert der Verband seit Jahren, den privaten Kauf und Gebrauch von Pyrotechnik zu Silvester zu verbieten – und unterstützt die Kampagne „Böllerciao“ der Deutschen Umwelthilfe.
(© Foto: Unsplash – Milan Ivanovic (Schwan))