Wien – Wichtiger Fortschritt für den Tierschutz: Ab dem 15. April 2025 ist in Österreich das private Beiß- und Angriffstraining von Hunden untersagt. Die Novelle der Hundeausbildungsverordnung verbietet künftig, dass Halter*innen ihren Hunden aggressive Verhaltensweisen wie Beißen aneignen und sie mit Trainingsmethoden absichtlich „scharf machen“, um Menschen anzugreifen. Schutzanzüge und das Verbeißen in sogenannte Schutzärmel sind ebenfalls verboten. Die Regelung soll unnötiges Tierleid und Hundeattacken auf Passant*innen verhindern. Erlaubt sind nach wie vor das Verbeißen in Gegenstände, die vom menschlichen Körper abgegrenzt sind, beispielsweise Frisbees oder Seile, sofern Halter*innen sie nicht zum Beißtraining missbrauchen. Auch Hundesportarten wie Agility oder Flyball sind nicht vom Verbot betroffen. Die Ausbildung von Diensthunden der Polizei, des Bundesheeres und der Zollbehörde ist weiterhin möglich, unterliegt jedoch strengeren Auflagen.
Hunde sind keine Waffen
Der Deutsche Tierschutzbund begrüßt die Entscheidung Österreichs, dem Angriffstraining ein Ende zu setzen. „Das Aus für die auf Gewalt angelegten Methoden ist ein Erfolg für den Tierschutz. Es gibt keinen Grund, warum Privatpersonen ihren Hund als lebende Waffe trainieren sollten“, sagt Dr. Katrin Umlauf, Leiterin des Tierschutzzentrums Weidefeld und Referentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. In den Trainings werden Kampfhandlungen zwischen Hund und Mensch inszeniert. Für die Tiere bedeuten diese von Dominanz und Gewalt geprägten Szenarien enormen Stress. Zudem kommt in einigen Vereinen dabei nach wie vor tierschutzwidriges Zubehör zum Einsatz, um das aggressive Verhalten der Hunde mit Nachdruck zu erzwingen, beispielsweise Elektroreizgeräte. Darüber hinaus belasten die Methoden, die das Beißen fördern sollen, die Wirbelsäule, Gelenke und Kiefer der Tiere. Viele Hunde verletzen sich außerdem in den Trainingseinheiten. Auch für den Menschen stellen in dieser Weise trainierte Hunde eine Gefahr dar, denn Fehler im Training lassen sich nie ganz ausschließen – und das kann fatal enden. „Deutschland sollte unbedingt mit einem Verbot der Angriffs- und Beißtrainings für Hunde nachziehen – es ist hierzulande längst überfällig und kann einen Mehrwert für das gesellschaftliche Zusammenleben von Hunden und Menschen bieten“, so Umlauf.
Belastung für Tierheime
Des Weiteren erweisen sich einige Hunde oftmals als ungeeignet für diesen „Sport“, da sie im Training beispielsweise eine umgerichtete Aggression zeigen, also die Hundeführer*innen statt der Zielpersonen beißen. Viele Halter*innen sehen ihren Hund dann als weniger „brauchbar“ an und geben ihn im Tierheim ab. Diese Hunde sind ohne ihre Halter*innen jedoch überdurchschnittlich gefährlich, da sie vor allem in Stresssituationen oder Konflikten auf bereits erlernte Verhaltensweisen zurückgreifen. Wenn ein Hund zum Beispiel das Hochziehen eines Armes mit Hineinbeißen positiv verknüpft hat, bedarf es nicht immer des Signals „Schutzärmel“, damit er beißt. Die ohnehin überlasteten Tierheime stellen solche Fälle vor zusätzliche Herausforderungen und somit haben sie es oftmals schwer, ein neues Zuhause für diese Hunde zu finden.
(© Foto: Pixabay – Vilve Roosioks (Beiß- und Angriffstraining))