Straßburg – Kaninchen-Pyrogentests (RPT) werden zum 1. Juli 2025 aus den europäischen Vorschriften zur Arzneimittelprüfung gestrichen. Dies teilte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, mit. Bei Pyrogenen handelt es sich um fieberauslösende Substanzen, die in Impfstoffen, Infusionslösungen oder anderen Arzneimitteln vorkommen können. Das Europäische Arzneibuch schreibt die Überprüfung vor, weil das ausgelöste Fieber potenziell lebensbedrohlich sein kann. Beim bislang dafür verwendeten Test injizieren Laborant*innen die zu prüfende Substanz in die Blutgefäße von Kaninchen und beobachten, ob ihre Körpertemperatur steigt. So wurden EU-weit lange Zeit jährlich zehntausende Kaninchen in Tests eingesetzt. Als alternative Testverfahren auf den Markt kamen, nahm die Zahl dieser grausamen Tierversuche für den Nachweis von Pyrogenen ab. Zunächst diente ein Blutest mit Pfeilschwanzkrebsen als Ersatz. Inzwischen stehen neuere Verfahren zur Verfügung, die ohne Tiere oder Material tierischen Ursprungs auskommen. Beim sogenannten Monozyten-Aktivierungstest (MAT) wird die Testsubstanz in menschliches Blut aus Blutspenden gemischt. Sind Pyrogene vorhanden, lösen sie in bestimmten enthaltenen Zellen eine Immunreaktion aus, die dann in einem zweiten Testschritt über eine Farbveränderung nachgewiesen werden kann.
Tierversuchsfreie Methoden vermeiden Leid und Fehler
„Das Ende der Kaninchen-Pyrogentests war längst überfällig. Es ist jedoch nur ein Schritt auf dem Weg hin zu einem langfristigen Ausstieg aus Tierversuchen“, sagt Kristina Wagner, Leiterin der Abteilung Tierversuchsfreie Wissenschaft beim Deutschen Tierschutzbund. Der Pyrogentest an Kaninchen wurde 1912 entwickelt und 1986 erstmals im Europäischen Arzneibuch publiziert. Neben dem großen Tierleid, das dieser Test verursacht, gab es auch wissenschaftliche Zweifel. Auch eine Standardisierung war schwer zu gewährleisten, da keine genauen Anforderungen an die Kaninchenrasse, Haltungseinrichtung oder die Geräte bestehen. „Die Sinnhaftigkeit dieser Tests stand die ganze Zeit infrage, trotzdem mussten Millionen Kaninchen dafür sterben“, kritisiert Wagner. Die wissenschaftlich geprüften und behördlich anerkannten tierversuchsfreien Methoden decken die Verunreinigungen genauer auf. „Außerdem wird die Problematik bei der Übertragung der Ergebnisse vom Kaninchen auf den Menschen umgangen, da menschliches Material verwendet wird. In einigen Fällen kommt es nach einem unauffälligen Kaninchen-Pyrogentest nämlich trotzdem zu einer Fieberreaktion im menschlichen Körper, da Menschen bereits durch geringere Pyrogenmengen fiebern als Kaninchen“, so die Expertin. Der Verband setzt sich seit Jahren dafür ein, Tierversuche durch tierversuchsfreie und besser auf den Menschen anwendbare Methoden zu ersetzen.
(© Foto: Deutscher Tierschutzbund e.V. (Pyrogentests))