News der Woche: Isländische Behörde belegt Tierqual beim Walfang

Island – Beinahe jeden vierten Wal, den Fischer*innen in der vergangenen Walfangsaison von Juni bis September 2022 vor Island fingen, mussten sie bis zu dessen Tod mehrfach harpunieren. Bei 36 der insgesamt 148 Finnwale war dies „nötig“. Nur 59 Prozent der Tiere starben sofort. Durchschnittlich dauerte ihr Todeskampf elfeinhalb Minuten, in einzelnen Fällen sogar ein bis zwei Stunden. Das hat die isländische Veterinäraufsichtsbehörde MAST nun ermittelt. Dazu haben ihre Inspektor*innen die getöteten Wale nach der Jagd untersucht. Aufgrund neuer Bestimmungen begleiteten erstmals aber auch Mitarbeiter*innen der Fischereibehörde den Walfang über mehrere Wochen an Bord der Schiffe und dokumentierten ihn mit Videos. Dabei beobachteten sie auch die fünfstündige Verfolgungsjagd eines Wals, der letztlich mit der Harpune im Rücken flüchtete, nachdem die Leine gerissen war. Auch ein säugendes Tier und elf trächtige Weibchen waren unter den getöteten Walen. „Die Ergebnisse bestätigen das grausame Bild des Walfangs und den meist dramatischen Todeskampf von Walen“, sagt James Brückner, Leiter der Abteilung Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. „Seit Jahrzehnten fordern wir ein Ende des Walfangs.“ Die Jagd findet mit sogenannten Explosiv-Harpunen statt. Hierbei schießen die Walfänger*innen einen Sprengkörper in den Körper der Wale, wo er explodiert und das Tier innerlich zerreißt. Es kommt dabei viel zu oft vor, dass die Tiere nicht einmal beim ersten Schuss ums Leben kommen, da ein genaues Zielen von den Schiffen auf hoher See nicht möglich ist.

Walfangsaison 2023 könnte die letzte in Island sein

Wale sind Säugetiere und verfügen über ein hoch entwickeltes Nervensystem ähnlich dem des Menschen. Erstmals seit vier Jahren – zwischenzeitlich pausierte der Fang aus wirtschaftlichen Gründen – wurden sie 2022 wieder vor Island gejagt. Die Walfanglizenz von Hvalur hf., dem Unternehmen von Islands einzigem Finnwal-Jäger Kristján Loftsson, läuft in diesem Jahr aus. Tierschützer*innen forderten die Regierung auf, den Fang angesichts der Studienergebnisse schon in diesem Sommer zu untersagen. Medienberichten zufolge hatte auch Fischereiministerin Svandís Svavarsdóttir die Ergebnisse der Studie als „schockierend“ bezeichnet. Rein juristisch könne die Fanglizenz für 2023 aber nicht zurückgezogen werden. Die Ministerin hatte zuletzt bereits erklärt, dass der Walfang dem Ruf Islands schade und sich negativ auf die Exporte ausgewirkt hat. Somit besteht zumindest Hoffnung, dass die Walfangsaison die letzte in Island sein wird.

(© Foto: Pixabay – Jules Rufenacht)

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