Brüssel – Gewerbliche Züchter*innen von Hunden und Katzen könnten in der Europäischen Union künftig dazu verpflichtet werden, Welpen kennzeichnen zu lassen und sie zu registrieren, bevor sie die Tiere abgeben. Ob und wie dies politisch umsetzbar ist, prüft derzeit die Europäische Kommission. Das hat die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides nun in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage erklärt. Diese Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht könne Bestandteil der EU-Tierschutzgesetzgebung werden, die überarbeitet wird. In dem Zuge prüfe die Kommission auch, inwiefern sie die Mitgliedstaaten verpflichten kann, Standards für ihre Katzen- und Hunderegister einzuführen oder einzuhalten, dank denen es leichter wird, Daten zwischen den Ländern auszutauschen. Der Deutsche Tierschutzbund fordert seit Jahren eine europaweit einheitliche Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für alle Hunde und Katzen mit vernetzten Registern. „Daher begrüßen wir solche Absichten. Doch solange nur Optionen geprüft werden, der Konjunktiv eine große Rolle spielt und die Pflicht lediglich für Hunde und Katzen von gewerblichen Anbieter*innen statt für alle gelten würde, können wir die Kommission nur auffordern, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Es braucht mehr als einen halben Schritt vorwärts“, sagt Melanie Thill, Referentin für EU-Koordination beim Deutschen Tierschutzbund.
Darum sind Kennzeichnung und Registrierung so wichtig
Eine Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht hat verschiedene Vorteile. Wenn Hunde oder Katzen verloren gehen und anderenorts gefunden werden, können Tierheime, Tierärztinnen und Tierärzte oder Polizei sie sofort identifizieren, sodass ihre Halter*innen sie schnell wieder in die Arme schließen können. Dieser Schritt könnte auch den illegalen Welpenhandel eindämmen, da die zuständigen Behörden die Herkunft der Tiere nachvollziehen und die kriminellen Händler*innen leichter identifizieren könnten. Auch in Verbindung mit dem Onlinehandel könnte die verpflichtende Kennzeichnung und Registrierung zur Eindämmung des illegalen Handels beitragen, wenn nur noch gekennzeichnete und registrierte Tiere online angeboten werden dürften. Damit würde eine europaweite Pflicht und verbesserte länderübergreifende Zusammenarbeit das Leid unzähliger Tiere verhindern und auch die Tierheime entlasten, die längst am Limit sind. Während die Europäische Kommission das weitere Vorgehen prüft, appelliert der Deutsche Tierschutzbund auch an die Bundesregierung, endlich eine deutschlandweite Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht voranzutreiben, wie sie dies im Koalitionsvertrag angekündigt hat. Deutschland ist in Bezug auf eine Kennzeichnung und Registrierung von Hunden Schlusslicht in Europa – zusammen mit vier weiteren Mitgliedstaaten. Auch für Katzen gilt in den wenigsten Gemeinden eine solche Pflicht und dann nur für Freigängerkatzen. Das hat zur Folge, dass in Deutschland 54 Prozent der Hunde und Katzen nicht in einem Haustierregister wie dem des Deutschen Tierschutzbundes, FINDEFIX, registriert sind.
(© Foto: Deutscher Tierschutzbund e.V. (Katze))