News der Woche: EU-Forschungsprojekt will in Tierversuchen Affen durch Schweine ersetzen

Brüssel/München – Es ist ein fragwürdiges Vorgehen: Um angeblich Versuche an Affen zu reduzieren, möchte das neue EU-Verbundprojekt „NHPig“ unter der Beteiligung der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Technischen Universität München vermehrt Tierversuche an Schweinen etablieren. Die Forschungsgruppe hat sich das Ziel gesetzt, herauszufinden, in welchen Bereichen der Arzneimittelprüfung Schweinemodelle künftig Affen ersetzen können. Dafür wollen die Wissenschaftler*innen unter anderem das Immunsystem von Mini- und Mikroschweinen untersuchen, neue Antikörper und Biomarker entwickeln sowie Sensoren zur Messung von Körperzustand und Verhalten der Tiere konstruieren. Die Ergebnisse der Schweineversuche vergleichen die Forscher*innen anschließend mit Daten aus Versuchen an Primaten aus der Pharmaindustrie, um Übereinstimmungen abzugleichen. Fälschlicherweise wirbt das Projekt damit, Tierwohl in der medizinischen Sicherheitsforschung steigern zu wollen. Den beteiligten Einrichtungen und Unternehmen stehen hierfür bis September 2029 insgesamt 17,5 Millionen Euro zur Verfügung. Die EU fördert das Projekt mit etwa 8,5 Millionen Euro.

Auch Versuche an Schweinen bedeuten Tierleid

„Dass Tierversuche mit nichtmenschlichen Primaten unbedingt abgeschafft werden müssen, steht außer Frage. Allerdings ist die Herangehensweise des Forschungsprojekts absurd. Schweine anstatt Affen massiven Schmerzen, Leiden, Schäden und Ängsten auszusetzen, ist aus Tierschutzsicht völlig absurd“, sagt Jessica Rosolowski, Referentin für tierversuchsfreie Wissenschaft beim Deutschen Tierschutzbund. Pro Jahr leiden bereits jetzt über zehntausend Schweine in Tierversuchen – allein in Deutschland. „Tierversuche bedeuten nicht nur Tierleid, sondern liefern auch keine Ergebnisse, die sich zuverlässig auf den Menschen übertragen lassen. Die Fördergelder hätten stattdessen vollständig in tierversuchsfreie Methoden fließen müssen“, so die Expertin weiter. Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, aus Tierversuchen auszusteigen und diese langfristig durch tierversuchsfreie Methoden zu ersetzen. Inzwischen sind zahlreiche besser auf den Menschen übertragbare Ansätze vorhanden, beispielsweise Computersimulationen oder sogenannte In-vitro-Methoden, mit denen sich viele Arten von Körpergewebe nachzüchten lassen. In der Publikation „Wegweiser Tierversuchsfreie Wissenschaft“ zeigt der Verband die vielfältigen Möglichkeiten tierversuchsfreier Methoden auf. Mehr über Wissenschaft ohne Tierversuche erfahren Sie außerdem in der aktuellen Ausgabe 04/2024 unseres Magazins DU UND DAS TIER.

(© Foto: Unsplash – Christopher Carson (Schwein))

 

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