Parma – „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Wohlergehen von Kühen, die dauerhaft in Ställen angebunden sind, beeinträchtigt ist.“ Zu diesem Schluss kommt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und empfiehlt in einem jüngst veröffentlichten Gutachten, die Anbindehaltung europaweit zu beenden. Während einer Übergangszeit sollte es nur dann erlaubt sein, die Kühe zu fixieren, wenn sie auch auf die Weide dürfen oder einen Laufhof nutzen können. In der Anbindehaltung sind die Rinder angekettet, stehen tagein, tagaus auf einem Platz und können sich weder umdrehen noch frei bewegen. Auch in Deutschland. Etwa 1,1 Millionen Rinder vegetieren auf diese Art und Weise hierzulande das ganze Jahr über oder zeitweise vor sich hin. Das Gutachten zu Milchkühen erstellte die EFSA im Auftrag der Europäischen Kommission. Diese arbeitet derzeit an einer Verbesserung der EU-Tierschutzgesetzgebung und plant bis Ende 2023 einen Vorschlag zu veröffentlichen, um die Gesetze an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse anzupassen.
EU-Kommission muss Gutachten auch Taten folgen lassen
„Die Anbindehaltung muss endlich in Deutschland und der EU verboten werden. Wir appellieren an die Bundesregierung und die Europäische Kommission, die Ketten und Seile mithilfe neuer Gesetzestexte endlich ganz zu lösen und die Anbindehaltung komplett zu beenden“, sagt Frigga Wirths, Referentin für Tiere in der Landwirtschaft beim Deutschen Tierschutzbund. Es wäre zwar eine Verbesserung, wenn Kühe, die bislang 365 Tage im Jahr angebunden sind, sich an beispielsweise 120 Tagen im Jahr bewegen können, „aber auch diese saisonale Anbindehaltung beziehungsweise sogenannte Kombinationshaltung ist und bleibt ebenfalls ein tierschutzwidriges Haltungssystem.“
Kühe sollten mehr Platz, Zugang zur Weide und Bürsten bekommen
In dem Gutachten spricht sich die Behörde auch dafür aus, jeder Kuh ausreichend Platz im Stall zu gewähren, „der insgesamt mindestens neun Quadratmeter umfasst – einschließlich eines Bereichs zum Hinlegen.“ Darüber hinaus empfiehlt die EFSA unter anderem Bürsten anzubieten, damit sie sich scheuern können, und jeder Kuh einen Liegeplatz mit ausreichend weichem Einstreumaterial zur Verfügung zu stellen. „Das sollte zwar längst in allen Ställen üblich sein, ist es aber noch nicht. Sehr erfreulich ist, dass auch die EFSA der Auffassung ist, dass alle Milchkühe Zugang zur Weide haben sollten“, erklärt Wirths.
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