News der Woche: Erstmals Schweineleber in Menschen transplantiert

Xi’an – In China haben Ärztinnen und Ärzte des Xijing-Militärkrankenhauses in Xi’an weltweit zum ersten Mal eine genetisch veränderte Schweineleber in einen hirntoten Menschen eingesetzt. Die Schweineleber haben sie zusätzlich zur noch im Patienten belassenen menschlichen Leber eingepflanzt. Das Forschungsteam führte diesen Eingriff im vergangenen Jahr durch und berichtete nun Ende März 2025 im Fachjournal „Nature“ darüber. Damit es nicht zu Abstoßungsreaktionen kommt, veränderten die Mediziner*innen das Erbgut des Spenderschweins an sechs Stellen. Kurz nach dem Eingriff hat das Organ unter anderem Galle produziert. Dass die davon hergestellten Mengen langfristig für einen Menschen ausreichen, sei allerdings unwahrscheinlich, so die Autor*innen des Abschlussberichts. Solch eine Transplantation könnte in Zukunft eher als Überbrückungstherapie bei vorübergehendem Leberversagen dienen. Auf Wunsch der Familie des Hirntoten wurde der Versuch nach zehn Tagen beendet, so die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Aufgrund der kurzen Dauer lassen sich keine Aussagen über eine langfristige Transplantation tätigen. In der Vergangenheit transplantierten Wissenschaftler*innen bereits Schweineherzen und -nieren in Menschen, die damit nur wenige Monate überlebten. Für eine Xenotransplantation, also die Übertragung eines Organs vom Tier auf den Menschen, nutzen Forscher*innen besonders kleine Schweinerassen. Ihre Organe werden ähnlich groß wie die eines Menschen.

Tiere sind keine Ersatzteillager

„Xenotransplantationen wie in diesem aktuellen Beispiel aus China verursachen immenses Tierleid und führen zum Tod vieler Tiere, denn die Schweine werden extra gezüchtet, genetisch manipuliert und anschließend getötet. Der angebliche medizinische Durchbruch ist ein Rückschritt für den Tierschutz. Tiere sind keine Ersatzteillager für den Menschen, sondern empfindungsfähige Lebewesen“, sagt Tilo Weber, Referent für tierversuchsfreie Wissenschaft beim Deutschen Tierschutzbund. „Auch in Bezug auf die Sicherheit der Menschen sind solche Experimente fragwürdig, da die Patient*innen erheblichen medizinischen Risiken ausgesetzt werden. Beispielsweise besteht die Gefahr einer Kontamination mit tierischen Viren. Darüber hinaus war die Überlebensdauer der Versuchspersonen mit Schweineorganen bislang sehr gering“, so der Experte weiter. Dabei gibt es vielversprechendere Lösungsansätze, um Organe zu produzieren, die zugleich besser auf den Menschen übertragbar sind. Insbesondere der 3D-Biodruck eröffnet neue Möglichkeiten. Lebende menschliche Zellen werden hierbei Schicht für Schicht unter keimfreien Bedingungen in eine dreidimensionale Form „gedruckt“. Eine weitere Methode ist das „Tissue Engineering“. Dabei sollen Organe und Gewebe durch die gezielte Aufzucht von menschlichen Zellen künstlich hergestellt werden. Darüber hinaus ist die Erhöhung der Organspendebereitschaft von Menschen eine mögliche Maßnahme, um die Zahl der verfügbaren Organe zu steigern. Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich seit Jahren dafür ein, aus Tierversuchen auszusteigen und diese langfristig durch tierversuchsfreie, besser auf den Menschen anwendbare Methoden zu ersetzen. In seiner Publikation „Wegweiser Tierversuchsfreie Wissenschaft“ zeigt der Verband die vielfältigen Möglichkeiten tierversuchsfreier Methoden auf. Über die Wissenschaft ohne Tierversuche berichteten wir zudem in der Ausgabe 4/2024 unseres Magazins DU UND DAS TIER.

(© Foto: Unsplash – Lucia Macedo (Schwein))

 

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