Ein Buffet für Feinschmecker

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Ein Buffet für Feinschmecker

Heimische Wildvögel finden durch die immer intensiver werdende Landwirtschaft, den hohen Einsatz von Pestiziden, den Rückgang der Artenvielfalt und den Klimawandel immer weniger Nahrung. Mit der richtigen Fütterung im Garten und auf dem Balkon können Tierfreunde ihnen durch den Winter helfen.

  • Autor: Verena Jungbluth, Chefredakteurin DU UND DAS TIER

WILDVÖGEL RICHTIG FÜTTERN

Im Idealfall gewöhnen Sie die Vögel schon mit kleinen Futtermengen an die Futterstelle, wenn noch kein Frost herrscht. Legen Sie dafür bestenfalls schon am Vor- und Nachmittag Futter aus, damit sich die Vögel vor Einbruch der Dunkelheit satt fressen können. Wenn Sie einmal damit begonnen haben, die Vögel zu füttern, sollten Sie dies bis zum Ende des Winters täglich tun. Die Futterplätze liegen im Idealfall geschützt vor Witterung, Katzen und Greifvögeln, nicht in unmittelbarer Nähe von stark befahrenen Straßen sowie Glasscheiben und können von den Vögeln von einer Sitzwarte aus angeflogen werden.

Während die meisten von uns noch unter der warmen Bettdecke schlummern, zwitschern sie schon der aufgehenden Sonne entgegen und bieten dem in verschiedensten Blau- und Rottönen erstrahlenden Himmel eine musikalische Kulisse. Das Konzert der heimischen Wildvögel ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Doch ob Kohl- und Blaumeisen, Amseln, Rotkehlchen, Haussperlinge, Stare oder verschiedene Finken sowie Ringeltauben, Elstern und Eichelhäher – die Lebensbedingungen der heimischen Vögel verschlechtern sich seit Jahrzehnten. „Laut Vogelschutzbericht 2019 sind in den vergangenen zwölf Jahren etwa ein Drittel der Vogelarten in Deutschland in ihrem Bestand zurückgegangen“, sagt Katrin Pichl, Referentin für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. Wie so oft ist es der Mensch, der den Tieren ihre Lebensgrundlage streitig macht, indem er die Landwirtschaft intensiviert und die Umwelt belastet.

„Immer größere Monokulturen verdrängen Grünflächen und vertreiben die Vögel aus ihren ursprünglichen Lebensräumen. Immer effektivere Erntemaschinen sammeln auch noch das letzte Getreidekorn vom Acker, und Pestizide aus Landwirtschaft und Gartenbau vernichten wichtige Wildpflanzen sowie Insekten, die für viele Vogelarten eine wichtige Nahrungsgrundlage sind“, so Pichl. Hinzu kommen mit vielen Steinen und Beton angelegte Gärten und monotone Rasenflächen. Auch viele modische, exotische sowie hochgezüchtete Pflanzen im Garten oder auf dem Balkon dienen weder Insekten noch Vögeln als Nahrungsquelle. Zudem werden durch den Bau von immer neuen Wohngebieten nach wie vor Lebensräume zerschnitten und Populationen voneinander getrennt. „Viele Vogelarten, die große Reviere benötigen, um ihren Nachwuchs zu ernähren und genügend Brutplätze zu finden, werden verdrängt beziehungsweise zusammengepfercht, wodurch ein hoher Populationsdruck und Konkurrenz entstehen. In der Folge müssen die Tiere oft weite Strecken zurücklegen, um ausreichend Nahrung zu finden“, erklärt Pichl.

Wildvögel wie Rotkehlchen, Eichelhäher und Co. freuen sich über einen reich gedeckten Tisch.

Der Einfluss des Klimawandels

Auch der Klimawandel trägt seinen Teil bei. „Veränderte Temperaturen und Witterung beeinflussen sowohl die Vegetationsperioden von Pflanzen, Früchten und Nüssen als auch die Entwicklung von Insekten. In der Folge steht den Vögeln die Nahrung nicht mehr zur gewohnten Jahreszeit in Fülle zur Verfügung.“ Auch die Fortpflanzungszyklen vieler Vogelarten und das Verhalten der Zugvögel verändern sich. Die Zeit wird zeigen, welche von ihnen von den milden Wintern und heißen Sommern zukünftig profitieren und welche Nachteile haben werden. Fakt ist, dass sich der Artenbestand unserer Wildvögel langfristig weiter verändern wird. „Schon heute kehren sogenannte Kurzstreckenzieher wie Mehlschwalben oder Mönchsgrasmücken immer früher aus ihren Winterquartieren zurück, während Singdrosseln, Stare oder Hausrotschwänze gar nicht erst fortfliegen oder später heimkehren.“ Alle von ihnen sind auf schnell verfügbare Energie angewiesen.

HILFE FÜR HEIMISCHE WILDVÖGEL

„Da das natürliche Futterangebot im entbehrungsreichen Winter besonders knapp ist, können die Tiere menschliche Unterstützung gut gebrauchen“, so Pichl. In Gebieten, in denen die Landwirtschaft bereits besonders stark intensiviert ist, könne sogar eine ganzjährige, angepasste Fütterung sinnvoll sein. Kritikern, die davor warnen, so in das ökologische Gleichgewicht einzugreifen und den Vögeln das natürliche Verhalten der Nahrungsbeschaffung abzutrainieren, steht die Tatsache entgegen, dass die Tiere durch den Einfluss des Menschen schon lange nicht mehr in einem gesunden, intakten und vielfältigen Ökosystem leben, das sich auf natürliche Weise selbst reguliert. „Vielmehr kann jeder, der unsere heimischen Vogelarten richtig füttert, die Artenvielfalt und gesunde Populationen fördern“, so Pichl. „Wichtig ist dabei allerdings, die unterschiedlichen Vogelarten mit ihrem individuellen Nährstoffbedarf zu betrachten und auch die Zeit der Fütterung sowie die lokalen Gegebenheiten in die Wahl des richtigen Futters miteinzubeziehen.“ Zusätzlich sei es sinnvoll, den Garten und Balkon neben vogelgerechten Futterstellen auch insektenfreundlich und mit vielen verschiedenen saatenreichen Pflanzen auszustatten. Das hilft nicht nur den Tieren, sondern sichert auch das ganze Jahr über gefiederten Besuch.


DAS RICHTIGE FUTTER FÜR:

Körnerfresser wie Fink, Spatz, Kernbeißer, Ringeltaube und Dompfaff sowie Körner- und Weichfutterfresser wie Stare, Kleiber, Specht, Zeisig, Elster, Eichelhäher und Meise

  • Sonnenblumenkerne
  • Getreide wie Weizen und Hafer
  • Samen wie Hanf- und Leinsamen
  • Erdnüsse
  • eingefettete Haferflocken
  • naturbelassene fertige Futtermischungen ohne Zusatzstoffe
  • Futterringe und Meisenknödel

Weichfutterfresser wie Amsel, Drossel, Star, Rotkehlchen, Wintergoldhähnchen, Baumläufer, Heckenbraunelle und kleiner Zaunkönig sowie Körner- und Weichfutterfresser wie Kleiber, Specht, Zeisig oder auch die Meise

  • Körner wie Haferflocken und Kleie
  • Früchte wie Holunderbeeren, Beeren der Eberesche, der Liguster, Beeren des Wilden Weins und des Weißdorns sowie Eicheln und Rosinen
  • naturbelassene fertige Futtermischungen ohne Zusatzstoffe
  • Obst wie Äpfel und Birnen

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