Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER
Nicht überall, wo Bär draufsteht, muss auch ein Bär drin sein. Denn aus der großen Transportbox mit der Aufschrift „Bärenumzug“ lugt unverkennbar eine Schweinenase hervor. Sie gehört Wildschweinkeiler Simbo, der nur wenige Sekunden in der Box verharrt, als sich der Schieber öffnet. Dann wagt er sich in sein neues Zuhause. Gemeinsam mit Miss Marple ist er in eine neue 1.200 Quadratmeter große, naturnahe Freianlage im Tierschutzzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes gezogen. Zurücklegen mussten die beiden Paarhufer aus ihrem bisherigen Domizil nur 340 Meter – auf einem Gabelstapler, angelockt von Obst und Gemüse und sicher untergebracht in den Boxen, in denen schon die fünf Bewohner der 2019 eröffneten Bärenanlage transportiert wurden. Ohne zu zögern erkunden die beiden Wildschweine daraufhin das neu eingezäunte Areal auf dem einzigartigen Gelände in Kappeln an der Schlei.
Miss Marple und Simbo wurden als Jungtiere von Tierschützer*innen aufgenommen und per Hand aufgezogen. So menschenbezogen können sie nicht ausgewildert werden. Unterstützen Sie uns als Patin oder Pate dabei, ihnen dauerhaft ein schweinegerechtes Leben zu bereiten.
„Die Anlage bietet den Tieren viel Platz und die Freiheit, sich wie echte Wildschweine zu verhalten und ihr natürliches Verhalten noch besser als zuvor auszuleben“, berichtet Dr. Katrin Umlauf, Leiterin des Tierschutzzentrums. Und das machen sie nach Herzenslust. Am liebsten wühlen und graben sie, um sich danach in den Gruben auszuruhen, obwohl ihnen bei besonders widrigem Wetter auch eine große mit Stroh gefüllte Tonne Unterschlupf bietet. „Manchmal sehen wir die Zwei von außerhalb gar nicht, weil sie ihren Lieblingsschlafplatz mittig auf dem Gelände haben. Dort stehen die Bäume dicht und nur ihre Schnauzen schauen aus den Gruben.“ Damit es die Wildschweine so gut haben, musste das Team in Weidefeld neben der Versorgung der 300 bis 400 anderen Tiere die bislang ungenutzte Fläche zwei Monate lang aufräumen, Totholz und Gestrüpp entfernen und sie einzäunen – keine leichte Aufgabe. Das Gelände ist stark verwurzelt. „Darum war es schwierig, die Pfähle und Zäune zu setzen, die tief in die Erde müssen, weil Wildschweine extrem wühlen und sie sonst untergraben könnten“, sagt Umlauf.
Simbo und Miss Marple fühlen sich pudelwohl. Und sie wissen noch nicht, dass ihr Gehege im Laufe des Jahres auf die doppelte Fläche wachsen wird. „Je größer, desto besser“, erklärt Umlauf und fügt hinzu, „dass wir dann die beiden Flächen immer mal wieder einzeln schließen werden, damit sie sich erholen können“. Genau so, wie es die beiden Wildschweine nach stundenlangem Wühlen in ihrer neuen Anlage in Weidefeld machen.