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Reptilien sind keine Statussymbole

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Reptilien sind keine Statussymbole

Reptilien sind wahre Überlebenskünstler. Sie gehören nicht nur zu den ältesten, sondern auch zu den beeindruckendsten Lebewesen, die unser Planet zu bieten hat. Doch leider bringt die Faszination, die sich um Tiere wie Krokodile, Schlangen, Chamäleons oder Schildkröten rankt, sie nicht nur in kleine Terrarien oder ähnlich ungeeignete Haltungssysteme in privaten Haushalten, sondern auch ganze Arten in Gefahr. Was der Handel, die Haltung und die Zucht von sogenannten Exoten für Auswirkungen hat und warum wir uns alle gemeinsam dafür einsetzen sollten, die natürlichen Lebensräume der Tiere zu schützen, statt sie in unseren Wohnzimmern als Statussymbole zu missbrauchen.

  • Autor: Verena Jungbluth, Chefredakteurin DU UND DAS TIER

Es ist März 2025, Mitarbeiter der Straßenmeisterei Hagen machen an der Autobahn eine ungewöhnliche Entdeckung. Alarmierte Beschäftigte des Veterinäramtes und der unteren Naturschutzbehörde identifizieren das Tier in der Holzkiste kurze Zeit später als einen ein Meter langen Brauen-Glattstirnkaiman. In einer Reptilienauffangstation stellt sich heraus: Das sieben Jahre alte Tier ist tot, die Hilfe kommt zu spät. Wer den Kaiman ausgesetzt hat, wie lange er schon in der Kiste verharren musste und wie leidvoll sein Tod war, ist nicht bekannt. Fakt ist, in Deutschland halten zahlreiche Menschen Krokodile, Anakondas oder Giftschlangen als Haustiere. Wie viele es genau sind, weiß niemand. Denn Öffentlichkeit und Behörden erfahren – wie auch hier – davon meist nur zufällig, zum Beispiel dann, wenn ein Tier ausbüxt oder ausgesetzt wird. „Nur zehn von 16 Bundesländern haben überhaupt Regeln zur Haltung von gefährlichen Tieren, und diese variieren sowohl bezüglich der verbotenen Tierarten als auch der Strenge der Regelung“, weiß Dr. Henriette Mackensen, Leiterin der Abteilung Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. „Solange dieser Flickenteppich da ist, werden die Haltung und der Handel weitergehen.“ Und die Folgen sind dramatisch. So entdeckte der Zoll im September 2022 am Münchner Flughafen einen lebenden Albino-Alligator im Gepäck eines Passagiers. Das Tier war komplett in Frischhaltefolie eingewickelt und konnte kaum atmen. Es war kurz davor, zu ersticken, und musste in dieser offensichtlich stark schmerzhaften Position bereits mehrere Tage ausharren.

In Deutschland gibt es kaum gesetzliche Vorgaben, die den Handel und die Haltung mit Reptilien regulieren.

Dass der Alligator überlebt hat, grenzt an ein Wunder. Weiße Alligatoren erzielen vor allem auf dem asiatischen Markt Preise von bis zu 70.000 Dollar. Dort gibt es für Sammler*innen weißer Tiere, die vor allem in den USA gezüchtet werden, einen großen Markt. Was für viele Menschen ein begehrtes Statussymbol ist, ist für Tierschützer*innen nichts anderes als Qualzucht und ein eklatantes Tierschutzproblem. „Der Pigmentmangel ist die Ursache dafür, dass die Tiere sehr lichtempfindlich sind und ein artgemäßes Sonnenbad nicht vertragen. Das ist aber für die Produktion des lebensnotwendigen Vitamin D3 essenziell“, sagt Patrick Boncourt, stellvertretender Leiter des Tierschutzzentrums Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes „Außerdem entwickeln Albinos schneller Tumore, haben teils massive neurologische Beeinträchtigungen, die ihnen natürliche Bewegungsabläufe wie das Jagen oder Fressen in Extremfällen unmöglich machen, und Probleme mit den Augen, die bis zur Erblindung führen können, da ein Pigmentmangel in der Iris vorliegt.“

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