Notruf für Igel

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Notruf für Igel

Der Klimawandel, der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft und Mähroboter machen Igeln schwer zu schaffen. Seit Herbstbeginn muss das Team im Tierschutzzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes viele besonders hilfsbedürftige Tiere versorgen, die ohne menschliche Hilfe den Winter nicht überstehen würden.

  • Autor: Nadine Carstens, Redakteurin DU UND DAS TIER

Jeden Tag klingelt ständig das Telefon. Zurzeit melden sich immer wieder besorgte Tierfreundinnen und -freunde beim Tierschutzzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes, weil sie verwaiste, geschwächte kleine Igel gefunden haben und sie ihnen helfen möchten. Seit die Tage wieder kürzer werden, müssen die Tierpfleger*innen des Tierschutzzentrums in der Igelstation zahlreiche Jungtiere sowie ausgewachsene kranke Igel versorgen, die in einem kritischen Zustand sind. Sie bringen nur wenige hundert Gramm auf die Waage, leiden unter Husten und sind stark befallen von Fliegenmaden und anderen Parasiten. „Damit Igel eine realistische Chance haben, gesund durch den Winter zu kommen, müssen sie sich ein ordentliches Fettpolster anfuttern. Vor ihrem Winterschlaf sollten Igeljunge mindestens 500 Gramm wiegen, erwachsene Tiere rund 1.000 Gramm – die Igel, die zu uns gebracht werden, liegen aber meist deutlich darunter“, berichtet Patrick Boncourt, stellvertretender Leiter des Tierschutzzentrums. „Oft sind die Tiere noch zu jung oder geschwächt, um sich selbstständig ernähren zu können, daher benötigen sie unsere Unterstützung.“ Laut Weltnaturschutzunion (IUCN) ist die Zahl der Igel so stark zurückgegangen, dass sie die Tiere in ihrer Roten Liste der bedrohten Arten erstmals als „potenziell gefährdet“ einstuft.

Nachtaktive Tiere häufiger tagsüber unterwegs

Die Igel fallen den aufmerksamen Passant*innen auf, weil sie verstärkt am helllichten Tag unterwegs sind, dabei handelt es sich eigentlich um nachtaktive Tiere. Tatsächlich finden die kleinen Wildtiere heutzutage immer weniger Insekten und Käferlarven, sodass sich viele von ihnen entgegen ihrer Natur tagsüber auf Nahrungssuche begeben müssen. Expert*innen wie Boncourt führen diese Entwicklung auf den Klimawandel und massiven Pestizideinsatz in der Landwirtschaft zurück. „Aus diesen Gründen haben die Insektenbestände erheblich abgenommen, sodass die Igel auf alternative Nahrungsquellen angewiesen sind.“ So fressen die Tiere immer häufiger Schnecken und Würmer. Diese tragen allerdings Krankheitserreger in sich, für die das Immunsystem der Igel nicht ausreichend gewappnet ist. In der Folge breiten sich Krankheiten stärker aus.

Mit Ihrer Spende können Sie Igeln in Not helfen. Unterstützen Sie uns und unser Tierschutzzentrum Weidefeld dabei, die dringend benötigte medizinische Versorgung für die Wildtiere zu gewährleisten. Jeder Euro zählt und ermöglicht es uns, die Igel aufzupäppeln und sie gesund durch den Winter zu bringen. Bereits mit 25 Euro können wir die tierärztliche Behandlung eines Igels finanzieren. Auch mit Ihrer Patenschaft können Sie einen besonderen Beitrag zum Schutz der Tiere leisten, die in Weidefeld Obhut finden, und Igelleben retten.

tierschutzbund.de/tierheim-spende

Immer mehr Intensivpatienten

Dass Igel in der kalten Jahreszeit in Not geraten, ist an und für sich nicht ungewöhnlich. Schon früher hat das Team in Weidefeld bis zu 120 Igel pro Jahr aufgepäppelt und wieder ausgewildert, sobald sie gesund und kräftig genug waren. Doch durch den akuten Insektenschwund und die neuen Krankheitserreger beobachten Boncourt und seine Mitstreiter*innen mit Sorge, dass immer mehr „Intensivpatienten“ im Tierschutzzentrum abgegeben werden. „Bei diesen Tieren reichen die früher üblichen Vorkehrungen nicht mehr aus. Seit einiger Zeit müssen wir die Igel meist langwierig und intensiv tiermedizinisch betreuen – und das oft den ganzen Winter über, weil ihr Zustand so schlecht ist, dass sie ohne Hilfe die kalte Jahreszeit nicht überstehen würden.“ Eine tödliche Gefahr stellen seit ein paar Jahren auch Mähroboter dar, die unzählige Igel schwer verletzen oder sogar töten. Die überlebenden Tiere medizinisch zu behandeln, ist ebenfalls mit besonders großem Aufwand verbunden. „Durch die intensive Versorgung der Tiere kommen wir sowohl personell als auch mit unseren Aufnahmekapazitäten an unsere Grenzen, außerdem entstehen natürlich sehr hohe Kosten“, so Boncourt. Nur durch Spenden und die Unterstützung der Patinnen und Paten der im Tierschutzzentrum Weidefeld untergebrachten Schützlinge sei es möglich, das nötige Personal, die tierärztliche Behandlung, Ersatzmilch und Co. zu finanzieren.


Aktiv werden!

Wer einen hilfsbedürftigen Igel mit Symptomen wie Parasitenbefall oder häufigem Husten entdeckt, sollte ihn möglichst zu einer Tierärztin oder einem Tierarzt bringen. Ist ein Igel tagsüber unterwegs und erscheint er untergewichtig oder schwach, ist es ratsam, ihn zu wiegen und bei Bedarf Katzenfeuchtfutter und Wasser bereitzustellen. „Bei sehr jungen, möglicherweise verwaisten Igeln, die noch auf Muttermilch angewiesen sind, ist es wichtig, eine qualifizierte Auffangstation oder ein Tierheim zu kontaktieren, die sich um sie kümmern können“, rät Patrick Boncourt, stellvertretender Leiter des Tierschutzzentrums Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes. Ebenso unterstützen Gartenbesitzer*innen Igel und andere Tiere, indem sie auf Mähroboter verzichten und Laubhaufen als Unterschlupf liegen lassen.

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