Autor: Verena Jungbluth, Chefredakteurin DU UND DAS TIER
Sie werden jahrelang an kurzen Leinen gehalten und arbeiten sechs bis acht Stunden am Tag. Die Makaken, genauer gesagt Schweinsaffen, die in Südostasien seit Jahrhunderten der Kokosnussernte dienen, führen ein trostloses Leben im Schatten der bei uns so beliebten Kokosnuss. Die Tiere kommen dort zum Einsatz, wo die Arbeit für Menschen aufgrund der Höhe der Palmen unrentabel und gefährlich ist. Bis es soweit ist, müssen sie aber erstmal trainiert werden. Da das nur geht, wenn sie noch jung sind, weil sie sich später nicht mehr so leicht dressieren lassen, werden die kleinen Makaken in freier Wildbahn ihren Müttern entrissen.
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„Dafür fangen die Menschen sie oft mit Ködern in Holzboxen, es kommt aber auch vor, dass sie die Mütter erschießen, um es sich einfach zu machen“, sagt Paulina Kuhn, Referentin für Wildtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Anschließend werden die Affen direkt von ihren Halter*innen dressiert oder kommen bis zu fünf Wochen in sogenannte Affenschulen. „Das Training ist brutal. Ob Metallketten, die den Hals der Tiere einschneiden, oder Schläge – um die Affen gefügig zu machen, werden sie in Angst versetzt und ihr Wille gebrochen“, sagt Kuhn.
Anschließend werden die Tiere, man kann es nicht anders sagen, wie Sklav*innen gehalten. Wenn sie nicht gerade für die Kokosnussindustrie schuften, leben sie in totaler Einsamkeit. Einzeln angekettet, ohne Artgenossen, oft ohne Versteckmöglichkeiten oder Unterschlupf – für die intelligenten Affen, die natürlicherweise in Gruppen leben, ist das eine Qual, die nicht ohne Folgen bleibt. In einer Studie gaben 89 Prozent aller befragten Kokosnussbäuerinnen und -bauern an, dass ihre Makaken aggressiv sind. Nach sieben bis zehn Jahren endet ihr Arbeitsleben daher. „Wenn die Besitzer*innen sie nicht mehr händeln können, setzen viele die Affen einfach aus. Durch ihr bisheriges Leben in Gefangenschaft können sie in freier Wildbahn aber nicht überleben“, sagt Kuhn. Mittlerweile hat das thailändische Landwirtschaftsministerium Richtlinien erlassen, die den Einsatz von Makaken bei der Kokosnussernte unterbinden sollen. Zudem können sich die Produzent*innen zertifizieren lassen, wenn sie keine Makaken einsetzen. „Inwiefern dieses Programm erfolgreich sein wird, ist allerdings noch offen“, so Kuhn. „Bis dahin hilft es nur, wenn wir als Verbraucher*innen keine Kokosnussprodukte kaufen, für die Affen leiden mussten.“