Internationale Grüne Woche

Tierschutz auf dem Vormarsch

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Internationale Grüne Woche

Tierschutz auf dem Vormarsch

Die weltweit größte Messe für Landwirtschaft und Ernährung in Berlin zog in diesem Jahr über 415.000 Besucher in ihren Bann. Auch der Deutsche Tierschutzbund begleitete die Grüne Woche kritisch und war als Aussteller aktiv.

  • Autor: Nadia Wattad, Redaktion DU UND DAS TIER

DIE INTERNATIONALE GRÜNE WOCHE IN BERLIN

In Berlin ist sie inzwischen so etwas wie eine Institution – die Internationale Grüne Woche (IGW). In diesem Jahr nahm der Deutsche Tierschutzbund erstmals mit einem eigenen Stand an der Messe teil, um das Tierschutzlabel der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.

Anlässlich des Messeauftaktes zog sein Präsident eine kritische Bilanz: „Solange wir ein Nutzgesetz und kein Schutzgesetz für Tiere haben, wird es nicht vorangehen. Es ist durchaus anzuerkennen, dass Bundesminister Christian Schmidt mit seiner Initiative ‚Eine Frage der Haltung‘ die Wirtschaft zu freiwilligen Lösungen drängt. Das aber wird nicht reichen. Unsere Forderung nach schärferer Gesetzgebung und Stärkung des Vollzugs bleibt“, so Thomas Schröder.

Zwar sei das Ziel der sogenannten Branchenlösung, in der Breite zu verändern, richtig, genauso wie den Landwirten für erste Schritte einen Bonus auszuzahlen. Die Methodik aber sei aus Tierschutzsicht kritisch. Die Landwirte können aus einer Liste von Kriterien einzelne auswählen und frei kombinieren, eine zusätzliche Fachberatung ist nicht vorgesehen.

„Überall ein wenig machen, dann auch noch die Bonitierungen deckeln und damit mögliche motivierte Landwirte wieder ausbremsen. Die Branche hat hier nicht nur Chancen verspielt, sie geht auch das Risiko ein, bei der Methodik nachhaltigen, auch wissenschaftlich fundierten Tierschutz im Stall zu behindern“, fasste Schröder zusammen und betonte, dass auch eine transparente Kennzeichnung für den Verbraucher von der Branche offenbar nicht vorgesehen ist bei diesem System.

V. l. n. r. Friedrich Ostendorff (Bündnis 90/DIE GRÜNEN), Frank Meuser (DTSchB), Dr. Anton Hofreiter, Simone Peter (Bündnis 90/DIE GRÜNEN), Marcel Meurer, Bianca Haußner und Niklas Gröne (DTSchB).

POSITIVE BILANZ FÜR DAS TIERSCHUTZLABEL

Anders als die Branchenlösung setzt der Deutsche Tierschutzbund auf klare Kennzeichnung. Für das zweistufige Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes zieht der Verband eine positive Bilanz, wenn es auch wünschenswert gewesen wäre, bereits breiter in den Sortimenten präsent zu sein. Bald wird es das Label auch für Eier geben – die Kriterien für Legehennen sind in Arbeit.

Der Deutsche Tierschutzbund überträgt das KAT-Siegel „Tierschutz geprüft“ in das System. Eine Facharbeitsgruppe Rind erarbeitet derweil, welche Kriterien für die Milchkuhhaltung gelten sollen.
„Uns war klar, dass das ein schwerer Weg wird. Auch andere Labels haben einige Jahre gebraucht, um sich zu etablieren. Daher sind wir zuversichtlich. Die beteiligten Landwirte sind hoch motiviert. Einzelne Handelsmarken ziehen in regionalen Märkten mit, aber noch ist der Handel in der Breite zu zögerlich, dem Label im Sortiment offensiv Platz einzuräumen“, so Schröder.

Derzeit befinden sich Lebensmittel mit Tierschutzstandards in schwierigen Rahmenbedingungen. Die aggressive Preispolitik, vor allem durch den Discounter Aldi Süd, dem viele Unternehmen der Branche folgen, erschwert die Etablierung eines Tierschutzlabels. Zum einen steigt damit der Preisabstand von konventionellen Produkten zu denen, die mit mehr Tierschutz verbunden sind.

Zum anderen bleibt den Landwirten bei den Billigpreisen kaum Luft für Tierschutz-Investitionen.
„Es bleibt bei unserer Forderung nach einem staatlichen Tierschutzsiegel und höheren gesetzlichen Standards, mindestens auf Basis unserer Einstiegsstufe“, so Schröder.