Ich bin kein Weihnachtsbraten

Aus dem Print-Magazin

Ich bin kein Weihnachtsbraten

Jedes Jahr landen in Deutschland an Weihnachten unzählige Gänse als Braten auf der Festtagstafel. Zu diesem Zeitpunkt haben sie meist ein Leben in einer nicht tiergerechten Haltung und einen unschönen Tod hinter sich. Zudem kommt ein großer Teil der Gänse aus dem Ausland, wo die Tierschutzstandards oft noch niedriger sind als hier.

  • Autor: Verena Jungbluth, Chefredakteurin DU UND DAS TIER

Gänse lieben es, im Wasser zu sein. Die Tiere haben einen ausgeprägten Sinn für einen starken Zusammenhalt, sind überaus sozial sowie treu und gehen mit ihren Partnern lebenslange Beziehungen ein. Die wunderschönen Wasservögel ziehen ihren Nachwuchs gemeinsam groß und beschützen sich und ihre Herde gemeinsam vor Gefahren. Ihr Lebenselixier ist das Wasser. Hier schwimmen sie nach Herzenslust, suchen nach den schmackhaftesten Pflanzen und Gans und Ganter umwerben sich hier tanzend in der Paarungszeit. Auch für ihre Gefiederpflege nutzen sie das kühle Nass.

Die Tiere brauchen Sie

Unterstützen Sie die Arbeit des Deutschen Tierschutzbundes: Werden Sie Fördermitglied und erhalten Sie das Magazin DU UND DAS TIER frei Haus. Wir informieren Sie über alle tierschutzrelevanten Entwicklungen mit Berichten, Reportagen und spannenden Hintergrundberichten und Sie helfen uns dabei, den Tieren zu helfen.

duunddastier.de/mitgliedschaft

Die Hausgänse, die wir heute kennen, stammen von der Graugans ab und haben von ihren wilden Vorfahren eine Reihe von Verhaltensmustern behalten. „Obwohl Gänse zu den ältesten domestizierten Vogelarten gehören, ähneln sie in ihren Eigenschaften der Wildform wesentlich mehr als andere Geflügelarten“, erklärt Kathrin Zvonek, Referentin für Interdisziplinäre Themen beim Deutschen Tierschutzbund. „Umso wichtiger ist es, dass sie diese in menschlicher Obhut ausleben können.“

Gänse leiden in der Mast

Doch leider wird den Gänsen, die für unsere Ernährung bestimmt sind, genau das in den meisten Fällen verwehrt. Zwar werden sie in Deutschland zur Mast traditionell im Freiland gehalten, eine adäquate Bademöglichkeit fehlt in aller Regel jedoch. „Gänse leiden, wenn sie keinen Zugang zu Wasser haben. Wasserstellen sind für ihr Wohlbefinden ein absolutes Muss“, so Zvonek. Hinzu kommt, dass ein großer Teil der hier verkauften Gänse nicht aus Deutschland stammt. In Polen, Ungarn und Frankreich herrscht die intensive Gänsehaltung im Stall vor. Hier leben Hunderte Tiere und mehr auf engem Raum. Sie werden mithilfe von künstlichem Licht wachgehalten, damit sie fressen statt schlafen und so noch schneller zunehmen. Hinzu kommt hochkonzentriertes und zum Teil gentechnisch verändertes Futter. Außerdem ist in Belgien, Ungarn, Frankreich, Bulgarien und Spanien immer noch die tierquälerische Zwangsmast zur Produktion von Stopfleber erlaubt. Auch das Rupfen lebendiger Tiere für Daunenprodukte ist in Ungarn und Polen nach wie vor weit verbreitet. „Für die Qualen, die diese Tiere in ihrem kurzen Leben durchstehen müssen, gibt es kaum Worte“, sagt Zvonek. Der Deutsche Tierschutzbund appelliert daher an alle Verbraucher*innen, auf pflanzliche Gerichte statt den klassischen Gänsebraten zu setzen. Die vegane Küche bietet unendlich viele Kreationen, die völlig ohne Tierleid auskommen.

Weiterführende Informationen