Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER
„Als wir mitbekommen haben, wie akut die Not in deutschen Tierheimen nach dem Ende der Coronalockdowns war und bis heute ist, war uns klar, dass wir etwas tun wollen.“ Felix Moll erinnert sich genau, wie er mit seiner Jugendfreundin Francesca Rivolta, die mehrere Jahre als freiwillige Helferin in einem Tierheim in der Lombardei gearbeitet hat, die Idee zu einer Vermittlungsplattform für Hunde und Katzen aus Tierheimen hatte. Und die Beiden haben es nicht allein bei einer Idee belassen. Sie haben sie mit Balu in die Tat umgesetzt. Dafür hat Moll sogar seinen vorigen Job gekündigt. Mittlerweile arbeitet ein fünfköpfiges Team an der App, der Website und den Systemen dahinter.
Kostenlos und mit wenigen Klicks können Tierheime die Informationen zu ihren Schützlingen samt Fotos in die Datenbank hochladen. Interessent*innen haben mit Balu wiederum übersichtlich und ebenfalls gratis die Möglichkeit, Tierheimtiere in ihrer Umgebung oder deutschlandweit zu entdecken. Zudem können sie auf dem Smartphone, Tablet oder am Computer direkt nach für sie passenden Tieren filtern, zum Beispiel nach Hunden, die für Familien, erfahrene Halter*innen oder auch für Senior*innen geeignet sind. Und selbst die Kontaktaufnahme zu den Tierheimen ist über die Plattform ganz einfach und direkt möglich. „Wir hörten immer wieder negative Berichte von Bekannten. Sie wollten ein Tier aus dem Tierheim adoptieren, hatten aber Schwierigkeiten online fündig zu werden. Denn nicht alle Einrichtungen verfügen über moderne Webseiten und die Zeit, sie zu pflegen“, berichtet Moll. Seit September 2023 arbeitet er im Team an einem passenden digitalen Angebot.
„Balu ermöglicht es Tierschutzvereinen die eigenen Tiere über die Stadtgrenzen hinaus bekannt zu machen und so deren Vermittlungschancen deutlich zu erhöhen. Wir freuen uns, einen seriösen Partner als Vermittlungsplattform gefunden zu haben, den wir nur jedem ans Herz legen können“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Der Verband ist eine exklusive Partnerschaft mit den Plattform-Betreiber*innen eingegangen. Balu vermittelt somit nur Tiere von Vereinen und Tierheimen, die dem Verband angeschlossen sind oder seinen Grundsätzen entsprechend arbeiten. Nach und nach testen mehr von ihnen das neue Angebot.
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Moll und sein Team stehen in regelmäßigem Austausch mit verschiedenen Tierschutzvereinen und besuchen immer wieder Tierheime, „um zu verstehen, wo die Not am größten ist, und Balu im Sinne der Heime weiterzuentwickeln“. Es geht den App-Entwickler*innen nicht in erster Linie darum, die Quantität der Anfragen zu erhöhen, sondern die Qualität. Denn während sich für manche Tiere wenig Interessent*innen finden, ist ihre Zahl bei anderen Hunden und Katzen sogar unerwartet groß. Das ist jedoch nicht zwingend von Vorteil.
Viele Tierschützer*innen hätten Moll berichtet, dass sie Tiere über Kleinanzeigen-Portale vorstellen und dort teils bis zu hundert Anfragen erhalten. „Diese Nachrichten gehen manchmal aber auch nicht über ein ‚Hallo‘ hinaus oder bleiben wenig konkret, wurde uns berichtet“, so Moll. Doch den Mitarbeiter*innen der Tierheime, die eh schon am Limit arbeiten, fehlt schlicht die Zeit, um eine solche Flut an Anfragen zu bearbeiten, die ohne Ergebnis bleiben. Darum hat das Team von Balu in Abstimmung mit dem Tierschutzverein für Berlin und Umgebung Corporation, Mitgliedsverein des Deutschen Tierschutzbundes, Auszüge aus dessen Adoptionsfragebogen in die Plattform eingebunden. Nutzer*innen beantworten auf dem Handy oder am PC einige Fragen, bekunden so ihr ernsthaftes Interesse und die Tierheime können schnell abschätzen, ob sie für das jeweilige Tier tatsächlich infragekommen.
Balu ersetzt dabei nicht den Termin im Tierheim. Der findet selbstverständlich weiterhin statt. „Natürlich bleiben die Zeit mit dem Tier sowie der persönliche Austausch zwischen Mitarbeiter*innen und potenziellen Halter*innen ausschlaggebend, ob das Tierheimtier ein neues Zuhause findet“, sagt Moll. Die ersten Tierheime, die die Plattform inklusive App nutzen, sind jedoch optimistisch, schneller und effektiver neue Halter*innen zu finden. „Balu hat das Potenzial, gezieltere Anfragen für unsere Hunde und Katzen zu erhalten. Die integrierten Fragebögen erleichtern uns die Vorauswahl geeigneter Interessent*innen. Da Balu sich aktuell noch im Aufbau befindet, freuen wir uns auf die weitere Zusammenarbeit und Entwicklung“, sagt etwa Christiane Schäfer, Erste Vorsitzende beim Tierschutzverein Ahlen und Umgebung.