Aktuelle Zahlen: Antibiotika in der Tiermedizin

837 Tonnen Antibiotika haben pharmazeutische Unternehmen und Großhändler im Jahr 2015 an Tierärzte in Deutschland abgegeben. Aktuellen Zahlen des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zufolge hat sich die Gesamtmenge der abgegebenen Medikamente damit im Vergleich zum Jahr 2011 halbiert. Gleichzeitig sind die Mengen von sogenannten Reserveantibiotika, die eine besondere Bedeutung für die Therapie beim Menschen haben, gestiegen.

Antibiotika in der Intensivtierhaltung

Die genannten Antibiotikamengen lassen sich nicht einzelnen Tierarten zuordnen, da die Mehrzahl der Wirkstoffe für die Anwendung bei verschiedenen Tierarten zugelassen ist. Generell gilt, dass die heutige Intensivtierhaltung von Tieren in der Landwirtschaft nicht ohne große Mengen von Medikamenten möglich ist. Ob Hühner, Puten, Schweine oder Rinder – die meisten Tiere leben auf engstem Raum. Die schlechten Haltungsbedingungen und die stark leistungsorientierte Zucht führen dazu, dass die Tiere öfter und schneller erkranken.

Seit April 2014 schreibt eine Änderung des Arzneimittelgesetzes vor, den Einsatz von Arzneimitteln bei allen Tieren in der Landwirtschaft zu dokumentieren. Ziel ist es nicht nur, die Menge der Medikamente flächendeckend aufzuzeichnen, sondern auf lange Sicht auch zu verringern. Der Deutsche Tierschutzbund begrüßt, dass die Verantwortlichen den aktuellen Zahlen zufolge immer weniger Antibiotika in der Tierhaltung einsetzen. Die gestiegene Menge an sogenannten Reserveantibiotika schätzt der Verband gleichzeitig kritisch ein, da bei bestimmten Erkrankungen des Menschen herkömmliche Antibiotika nicht wirken. Auch müssen Reserveantibiotika nur ein oder wenige Male verabreicht werden. Somit wird die Behandlungshäufigkeit und Menge reduziert, was sich vermeintlich positiv auf die Statistik der eingesetzten Menge auswirkt. Dann sieht es so aus, als ob der Landwirt weniger Antibiotika verwendet hat, tatsächlich ist das aber nicht der Fall.

Systemwechsel in der Tierhaltung nötig

Zudem müssen aus Tierschutzsicht alle Maßnahmen rund um die Vergabe von Antibiotika mit entsprechenden Verbesserungen in der Tierhaltung einhergehen. Die Haltung muss die Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Tiere berücksichtigen und darf keinerlei Schmerzen hervorrufen. Nur so kann das massive Leid der Tiere verringert werden. Und erst dann wird die Tierhaltung ohne den systematischen Einsatz von Medikamenten möglich

Mehr zum Thema Antibiotika und zur Gefahr resistenter Keime durch sogenannten Reserveantibiotoka lesen Sie auf der Themenseite des Deutschen Tierschutzbundes.

(Symbolfoto: © Tim Reckmann  / pixelio.de)

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