München – Der Tierschutzverein München, der dem Deutschen Tierschutzbund angehört, hat
17 erwachsene Katzen, vier davon waren trächtig, sowie 13 Kitten aus unzumutbaren Lebensumständen auf einem Villengrundstück im Nobelviertel Grünwald befreit. Einige Tiere benötigen auch Ende April, circa vier Wochen nach ihrer Beschlagnahmung, immer noch eine intensive medizinische Betreuung. Insbesondere die Kitten kämpfen aktuell immer noch ums Überleben. Unter den gefunden Tieren waren Perser-, Birma- und Bengalkatzen sowie Europäisch-Kurzhaar-Mischlingskatzen. Die stark abgemagerten und dehydrierten Tiere hatten verfilztes, kotverklebtes Fell und litten an Durchfall sowie an Augen- und Ohrenentzündungen. Eine Bengalkatze versuchte sogar, ihren Nachwuchs zu töten, da sie massiv gestresst und überfordert war. Lediglich ein Gartenschuppen voll mit Müll, Gerümpel und Kot stand den Katzen als Unterschlupf zur Verfügung. Eine Katzensitterin, die sich während einer sechswöchigen Reise des Halters um die Tiere kümmern sollte, bemerkte die tierschutzwidrige Lage und wandte sich an den „Bund der Katzenfreunde“, ebenfalls ein Mitgliedsverein des Deutschen Tierschutzbundes. Dieser zog das Veterinäramt hinzu. Während der Abwesenheit des Halters durften die Katzen nicht in das Haus, in dem sie eigentlich gewohnt waren, zu leben. Die Behörde bat den Münchener Tierschutzverein um Unterstützung, welcher einige der Katzen direkt einfing und ins Tierheim München brachte. Die meisten Katzen waren jedoch scheu und traumatisiert, sodass die Tierschützer*innen sie über mehrere Tage mit Lebendfallen sichern mussten. Bei der tierärztlichen Untersuchung kam unter anderem heraus, dass eine Katze einen fortgeschrittenen Maultumor hatte. Sie kam umgehend zur Intensivbehandlung in eine Tierklinik. Die Tierheimmitarbeiter*innen päppeln die Katzen nun liebevoll auf.
Zustände lassen auf Animal Hoarding schließen
„Es ist erschütternd, dass die 30 Katzen in Grünwald solch großem Leid ausgesetzt waren. Ihr miserabler Gesundheitszustand verdeutlicht, wie sehr die Situation den Tieren zu schaffen machte. Auch wenn der Halter eine Katzensitterin beauftragte, überließ er seine Katzen nahezu sich selbst, da er sie ohne ausreichend Schutz vor Witterung in den Garten verfrachtete. Dieses Verhalten ist verantwortungslos“, sagt Nina Brakebusch, Referentin für Interdisziplinäre Themen beim Deutschen Tierschutzbund. Vor allem trächtige Katzen, Muttertiere und Kitten sind besonders schutzbedürftig und benötigen zwingend ein warmes Zuhause. Im März ist es für sie draußen oder in einer Laube nachts in der Regel viel zu kalt. „Verwahrlosung, mangelnde Versorgung, auch medizinisch, sowie unkontrollierte Vermehrung lassen auf einen Fall von Animal Hoarding schließen. Betroffene dieses Krankheitsbildes halten so viele Tiere, dass sie sie nicht mehr angemessen versorgen können. Der aktuelle Fall in Grünwald unterstreicht, dass Animal Hoarding ein bundesweites Problem ist, welches sich durch alle Gesellschaftsschichten zieht“, so die Expertin weiter.
Kastrations- und Registrierungspflicht für mehr Katzenschutz
Fälle wie in Grünwald bringen Tierschutzeinrichtungen an ihre Grenzen. So versorgt das Tierheim München derzeit sechs Katzenfamilien mit insgesamt 20 Kitten. Zudem erwarten fünf weitere Katzen noch Nachwuchs. Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich für eine verpflichtende theoretische Sachkunde für Privatpersonen vor der Anschaffung eines Tieres sowie für eine Heimtierschutzverordnung ein, die die Haltung und Zucht einzelner Heimtierarten regelt. Des Weiteren fordert der Verband ein übergreifendes Zentralregister mit Informationen über Tierhalter*innen, die gegen gesetzliche Anforderungen in der Tierhaltung verstoßen haben. Außerdem benötigen betroffene Personen von Animal Hoarding bessere Therapiemöglichkeiten. Auch für eine bundeseinheitliche Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Freigängerkatzen aus Privathaushalten macht sich der Verband seit Jahren stark. Denn nicht kastrierte Freigänger aus Privathaushalten vermehren sich unkontrolliert mit frei lebenden Katzen – so wachsen die Katzenpopulationen stetig an. Die Registrierung kann etwa bei FINDEFIX, dem Haustierregister des Deutschen Tierschutzbundes, kostenlos erfolgen. Hierzulande gibt es bereits mehrere Millionen leidende Straßenkatzen, deren Kastration und Versorgung Tierschutzvereine und Tierheime allein kaum mehr bewältigen können. Mit seiner Kampagne „Jedes Katzenleben zählt“ engagiert sich der Verband für mehr Katzenschutz.
Hinweis: Die Katzen aus Grünwald stehen noch nicht zur Vermittlung bereit. Interessent*innen können sich mit ihren Anfragen ab voraussichtlich Mitte oder Ende Mai an den Tierschutzverein München wenden.
(© Fotos: Tierschutzverein München e.V. (Perserkatze mit eigenen und adoptierten Kitten; Kitten auf dem Weg ins Tierheim))